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Hybrid Food: Wenn Backwaren nicht mehr nur Backwaren sind

Meist sind es brandheiße Kreationen aus New York, die uns hierzulande in Atem halte. Die Rede ist ausnahmsweise nicht von Fashion-Trends, sondern Neuerfindungen im kulinarischen Bereich. Ganz vorn dabei: Hybrid-Food, das die besten Eigenschaften zweier Speisen in einem einzelnen Gericht vereint.

 

Die coolsten Hybrid-Trends mit Backwaren

 

Der „Big Apple“ gilt als Geburtsstätte vieler Food-Trends, vor allem, da die Stadt die internationalen Küchen ihrer multikulturellen Bevölkerung wie ein Schmelztiegel fusioniert. Da verwundert es nicht, dass viele Hybrid-Trends im Bereich der Backwaren von in New York ansässigen französischen Konditoren erfunden wurden. Aufsehen erregten dabei vor allem die folgenden Kreationen der Backkunst:

 

1. Der Brookie

Wer diesen köstlichen Doppeldecker ursprünglich erfand, ist nicht mehr nachvollziehbar. Eventuell geht seine Kreation auch auf einen glücklichen Ofen-Unfall zurück, denn in Gestalt des Brookie verschmelzen zwei der beliebtesten US-Backrezepte: Brownie und Cookie. In der Praxis überziehen Hobbybäcker eine Form saftigen Brownieteigs mit einer köstlich-knusprigen Kekskruste. Wer sich in der Backtechnik auskennt, merkt schnell, dass diese Kombination im Grunde eine aufgemotzte Variante des Streuselkuchens darstellt. Entscheidend sind die Details: Während die Browniemasse vor allem durch die großzügige Zugabe von Schokolade und Butter besticht, schmeckt die Kekskruste wahlweise nach Erdnussbutter oder wird von Chocolate Chips durchsetzt. Im Prinzip kann jeder Experimentierfreudige hier sein Lieblings-Brownie- und Cookie-Rezept einfach einzeln anmischen und dann kombinieren. Damit das Gebäck im Ofen gleichmäßig durchgart, sollten auch Leckermäuler bei den Teigschichten nicht zu dick auftragen.

 

2. Der Bruffin

Er ist der herzhafte Cousin des Cronut und stammt aus der New Yorker Bäckerei von Michael Bagley and Medy Youcef. Wie sein Name verlauten lässt, verbinden sich in ihm die Qualitäten von französischer Brioche und amerikanischem Muffin. Genauer gesagt umhüllt der saftig-lockere Hefeteig eine meist herzhafte Füllung und wird anschließend in einer Muffinform gebacken. Ziel des Erfinders war, eine komplette Mahlzeit zu ersinnen, die sich sogar einhändig im Auto genießen lässt. Das Resultat sind mit Ziegenkäse und Spinat, mit Sauerkraut und Würstchen, oder mit Pasta, Parmesan und Peperoni gefüllte Gebäckstücke. Auch süße Varianten mit Salzkaramell- oder Schokoladenfüllung erfreuen die Gaumen von Bruffin-Fans.

 

3. Der Cragel

Damit sich die New Yorker Business-Bevölkerung zum Lunch nicht zwischen Croissant und Bagel zum Lunch entscheiden muss, erfand Scot Rossillo, Besitzer des „Bagel Store“ im Stadtteil Williamsburg, den „Cragel“. Für ihn wird luftiger Blätterteig in die Ringform eines Bagels gebracht und  – das macht ihn zumindest kalorientechnisch etwas leichter als den Cronut – im Ofen gebacken. Cragel lassen sich dann wie ihr Urahn, der Bagel, nach Lust und Laune aufschneiden und belegen; zum Beispiel klassisch mit Lachs und Frischkäse.

 

4. Der Cronut

Hybrid Food Backen Cronut

An der Kreuzung zwischen Donut und Croissant arbeitete sein Erfinder Dominique Ansel angeblich über zwei Monate lang. Das Ergebnis ist ein ringförmiges Gebäckstück aus luftigem Blätterteig wie ein Croissant, der wiederum in siedendem Fett ausgebacken wird wie ein klassischer Donut. Als ob der Reichhaltigkeit damit noch nicht genüge getan wäre, wird der Cronut mit Buttercreme gefüllt und einer zuckrigen Glasur überzogen. Das Auftauchen des Cronuts auf der kulinarischen Bildfläche sorgte zumindest in seiner Heimatstadt für einen regelrechten Hype. Die 250 Stück, die sein Erfinder täglich produziert, sind nach eigenen Angaben binnen 30 Minuten nach Ladenöffnung ausverkauft und werden auf dem städtischen Backwaren-Schwarzmarkt zu Preisen von bis zu 80 Dollar gehandelt. Doch so tief muss niemand in die Tasche greifen, der den Trend selbst verkosten will: Online existieren zahlreiche Rezepte dafür, wie Hobbyköche den Blätterteig-Donut einfach in der eigenen Küche herstellen können.

 

Hybrid Food Backen Kuchen

 

Worin liegt das Geheimnis bei Hybridfood?

 

Was Gourmets bewegt, zwei bekannte Gerichte miteinander zu verschmelzen, kann jeder nachvollziehen. Wer saß noch nicht vor der Speisekarte im Restaurant und konnte sich zwischen zwei Köstlichkeiten kaum entscheiden? Glückliche haben dann einen kompromissbreites Gegenüber, das mitbestellt, halbiert und tauscht. Doch was, wenn der Partner die eigenen Leibspeisen nicht ausstehen kann? In diesem Fall offenbaren sich die Vorzüge von Hybridfood:

Keine Qual der Wahl: Den Grundstein für die Lösung des Gaumenschmaus-Dilemmas legte ein bekannter deutscher Tiefkühkost-Hersteller bereits vor Jahren. Er kreierte den kulinarischen Verbund zweier italienischer Klassiker, indem er Pizza mit Pasta belegte. Zugegeben, dieser TK-Hybrid kann kaum mit dekadenten Kreationen wie dem Cronut mithalten, doch das Prinzip gleicht sich: Warum wählen, wenn man die Vorzüge zweier Delikatessen in einer genießen kann?

Fusion-Food international: Insbesondere seit japanische, thailändische und amerikanische Gerichte Teil unseres Alltags geworden sind, wächst der Ideenreichtum beim Mischen der Länderküchen. Die jüngsten Vertreter dieser Richtung heißen Sushi-Burger und  Ramen-Burger. Beim Ersten umschließen Burger-„Brötchen“ aus typischem Sushireis eine Füllung, die mit Thunfisch und Wasabimayonnaise meist japanisch inspiriert ist – quasi Sushi in Burgerdimension. Der Ramen-Burger hingegen verbindet typisch amerikanische Burgerpatties aus Rindfleisch mit japanischen Ramen-Nudeln als Brotersatz. Für das ultimative Mundgefühl werden letztere zunächst gekocht und dann zu Fladen geformt und knusprig angebraten.

Social Media als Motor: Auf Facebook und Instagram kann jeder Nutzer zum Trendsetter in puncto Food aufsteigen. Während neue Kreationen früher ausschließlich durch Werbung der Hersteller bekannt wurden, posten Trend-Influencer heute ihren Mittags-Snack vom Food-Truck um die Ecke und lösen damit womöglich einen Hype aus. Mit ihren griffigen Namen mauserten sich die Hybridfood-Kreationen daher vor allem durch Social-Media-Präsenz zu ihrem aktuellen Kult-Status.

 

Was lässt sich sonst noch mit Brot anstellen?

 

Dass sich Gebäck, vor allem Brot, in der Küche kreativ einsetzen lässt, wusste schon Oma, lange bevor New Yorker Hip-Bäckereien auf den Plan traten. Die europäische Küche ist besonders reich an Rezepten, in denen das Brot vom Vortag in neuem Gewand die delikate Hauptrolle spielen darf.

Hybrid Food Backen Brot Miga

Migas: Dieses traditionelle Bauerngericht aus Spanien und Portugal heißt übersetzt „Krümel“ und verbirgt intensive Aromen hinter seiner schlichten Optik. Für die Zubereitung bricht man Brot in Stücke und vermischt es mit Paprika, Knoblauch und kräftiger Fleischbrühe. Von der Ursprungsregion abhängig, bereichern Chorizo, Speck, Sardellen oder gar Melone und Trauben das Rezept. In heißem Öl wird die Brotmasse schließlich geröstet, bis sich die Geschmäcker verbunden haben. In Spanien wird Migas oft als Imbiss an der Straße oder im Supermarkt verkauft.

Ofenschlupfer: Er ist in vielen Teilen Deutschlands auch unter dem Namen Scheiterhaufen bekannt und vor allem bei Kindern beliebt. Im Basisresept wird altbackenes Brot mit Eiermilch übergossen und mit Obst zu einem Auflauf verarbeitet. Avanciertere Köche verarbeiten hier feine Brioche und karamellisierte Nüsse. Auch herzhafte Varianten mit Laugenbrötchen, Speck und Camembert finden am Mittagstisch großen Anklang.

Brot als Suppentasse: Dieser Gag ist vor allem auf Parties beliebt. Wenn ausgehöhlte Brotlaibe oder Brötchen mit cremiger Käsesuppe oder würzigem Chili befüllt werden, ist die Beilage ein dekorativer Bestandteil des Gerichts – und der Gastgeber spart den Abwasch.

Wichtig: Die Brote sollten nach dem Aushöhlen etwa 5 Minuten in den 200 Grad heißen Backofen geschoben und geröstet werden, bevor sie befüllt werden. Das verhindert, dass die Teigwand des Brotgefäßes zu schnell durchweicht. Dennoch sollte Suppe im Brot unmittelbar serviert werden und nicht lange stehenbleiben. Die herausgelösten Brotstücke lassen sich wiederum zu Migas oder Ofenschlupfer weiterverarbeiten.

 

Fazit

 

Aus zwei mach eins: Hybridfood will die geschmacklichen Eigenschaften zweier Klassiker in sich vereinen und schafft doch ein völlig neues Geschmackserlebnis. Ob dies tatsächlich einen kulinarischen Zugewinn darstellt, muss jeder Freizeit-Gourmet für sich selbst entscheiden. Der überzogene Medienhype um manch „neue Erfindung“ in der Kochwelt mag zwar kritische Geister schnell abschrecken – doch manchmal ist das, was scheinbar alle Welt haben will, eben einfach wirklich gut.

 

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