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Im Fernbus mit der Bundespolizei

München-Berlin, Wien-Hannover. Fremde Autos, unbekannte Menschen, das Gefühl, endlich ankommen zu wollen oder am liebsten nie: Das ist das nur zu bekannte Prinzip Mitfahrgelegenheit, das wie eine Art Alltagsroulette mal für heiße Nummern auf dem Rücksitz sorgt (solls auch geben…) und mal nicht mehr und nicht weniger ist als die billigste Fahrt zur Hölle. Von diesen Geschichten und vor allem denen dazwischen, von den kuriosesten Erlebnissen, von Schlagabtäuschen bei 120 auf der Autobahn und absurden Bekanntschaften erzählen wir in unserer Kolumne „In der Mitfahrgelegenheit mit…“. Dieses Mal: Im Fernbus mit der Bundespolizei

Das folgende Erlebnis ist subjektiv und gekürzt wiedergegeben und beruht auf meiner Erinnerung.

 

Der Lautsprecher knarzt. „Liebe Fahrgäste, bitte halten Sie ihre Personalausweise bereit – die Bundespolizei macht eine Stichkontrolle in diesem Bus.“

Mein Herzt fängt an zu rasen. Es passiert also wirklich. Bullen im Fernbus. Keine Legende, kein Lügenmärchen. Fünf Polizisten stehen plötzlich im schmalen Gang des Busses und lassen autoritär die Blicke über unsere Köpfe schweifen. In den Köpfen aller Fahrgäste geht wahrscheinlich das gleiche vor: Fuck! Hab ich mich irgendwie strafbar gemacht?

 

Der Dude mit den Dreads wird natürlich als erstes kontrolliert

 

Panisch wühle ich mich durch meinen Rucksack und gehe auf der Suche nach meinem Personalausweis alle Optionen durch. Habe ich Gras dabei? Oder harte Drogen? Nehme ich überhaupt Drogen? Hab ich peinliche Unterhosen im Rucksack? Der Versuch, zwischen all meinem Kopfkino nicht absolut panisch und verdächtig auszusehen, gelingt offenbar. Während ich tief durchatme, weil ich mich in keinster Weise strafbar machen kann, beobachte ich mit meinem Ausweis in der Hand einfach, was passiert. Zwei Polizisten laufen direkt in den hinteren Teil des Busses an meinem Sitz vorbei, eine junge Polizistin und ihre zwei Kollegen bleiben vorne stehen. Gleich in der ersten Reihe vorne rechts sitzt ein junger Typ mit Dreadlocks und Piercings. „Neee, das ist doch zu klischeemäßig, wenn die denn jetzt gleich festnageln“ denke ich mir. Und schwupps – ich höre nur die Worte „Ihren Führerschein behalte ich gleich mal“. Der Typ mit den Dreads guckt blöd, ich gucke blöd, die Polizistin triumphiert. „Der Herr hat keinen Ausweis dabei“, sagt sie zu ihrem Kollegen, der brav den Führerschein per Funk gegen kontrollieren lässt.

Der zweite Polizist patrouilliert jetzt willkürlich die Reihen vor mir. Bei einem Mädchen mit bunten Iro guckt er ein paar Sekunden zu lang auf den Ausweis, das hübsche blonde Mädchen vor mir lächelt er im Vorbeigehen nur an. Bei mir angekommen, winkt er nur grinsend mit der Hand ab. Zu süß, um kriminell zu sein. Ist das sein Ernst? Den Hippie und den Punk kontrolliert ihr, aber die cuten Weißbrot-Girls müssen nicht mal den Ausweis zeigen? Ich könnte auf der Flucht mit geklauten Geld und einem Kilo Heroin im Rucksack sein, du Mother*****!