The Skinny and the Curvy One im Interview: „Wohlfühlen ist Kopfsache“
In der Modeblogger-Szene haben sich Sophia Faßnacht und Verena Prechtl bereits einen Namen gemacht. Ihr Blog nennt sich „The Skinny and the Curvy One“ – die Dünne und die Kurvige also. Die beiden wollen auch den Buchmarkt aufmischen. „Selbstbewusst ist das neue Sexy
Ihr gehört mittlerweile zu den bekanntesten Modebloggern Deutschlands. Wie fühlt sich das an?
Beide lachen: Das kann man so nicht sagen!
Sophia: Wir realisieren das noch gar nicht. Zwar stecken wir viel Arbeit in unseren Blog und die sozialen Medien, aber währenddessen sitzen wir allein in unserem Kämmerchen. Deswegen nehmen wir diesen Status gar nicht wahr, um ehrlich zu sein.
Was war denn das bisher geilste Erlebnis eurer Karriere?
Sophia: Wir waren auf ein Privatkonzert von Wyclef Jean eingeladen und durften ihn ganz privat treffen. Ich glaube das war auch für Verena als Hip Hop und R’n’B-Liebhaber eine tolle Erfahrung.
Verena: Ja, das war cool. Aber natürlich ist auch unser Buch ein riesiges Ding. Wir können das kaum realisieren. Oh mein Gott, wir haben ein Buch geschrieben!
Auch wir waren bei Wyclef Jean. Das Interview findet ihr hier!
Verena, auf eurem Blog gibt es einen Artikel mit dem Titel „Die Sache mit dem Dicksein„. Darin schreibst du, dass du weder zufrieden noch glücklich mit deinem Körper bist. Der Artikel ist schon ein paar Jahre alt. Hat sich mittlerweile etwas an deiner Einstellung verändert?
Verena: Ich bin gerade glücklich, so wie ich bin. Ich bin sehr selbstbewusst und selbstsicher. Aber es gibt auch Tage, da bin ich es überhaupt nicht. Und ich glaube das ist absolut normal.
Der Post war der emotionalste, den ich je geschrieben habe. Er hat mich viele Tränen gekostet. Selbst Sophia war sehr berührt, weil darin Dinge standen, die sie noch nicht über mich wusste und das obwohl wir uns seit 15 Jahren kennen. Ich schreibe in dem Post zum Beispiel, dass ich Probleme damit habe in der Öffentlichkeit zu essen – was inzwischen zum Glück besser geworden ist. Aber es gibt immer noch Situationen, in denen ich mir viele Gedanken mache. Zum Beispiel wenn ich verreise und deshalb für meinen Freund Tiefkühl-Pizza und Nutella einkaufe. Ich frage mich dann, was die anderen wohl über mich denken.
Was genau hast du geändert, um dich – zumindest meistens – wohler zu fühlen?
Verena: Ich glaube Wohlfühlen ist Kopfsache und man muss dabei auf sich selbst hören. Natürlich wären 10 Kilo weniger schön, aber ich nehme nicht mehr unter Druck ab. Wenn mehr Sport oder eine noch ausgewogenere Ernährung gerade zu meinem Leben passen, dann ist das cool. Wenn es aber gerade nicht passt, dann eben nicht. Jede Umstellung die aus Zwang und Druck entsteht, geht nach hinten los. Das ergibt den klassischen Jojo-Effekt, den man bei Diäten oft hat.
Wie kam es dazu, dass es nicht mehr beim Blog blieb und ihr ein Buch geschrieben habt?
Sophia: Unsere Blog-Themen werden viel in den sozialen Medien besprochen. Aber man sieht mal ein hübsches Bild und dann ist es schon auch wieder verschwunden. Gerade in dieser digitalen Zeit finde ich es schön, Inhalte runterzuschreiben und in Buch-Form in Händen zu halten, als wirkliches Statement. Dauerhaft.
Verena: Wir wollten auch ein bisschen mit diesen ganzen Zwängen, Klischees und Schönheitsidealen aufräumen und über die Schönheitsideale, die es in den letzten Jahren gab sprechen.
Sophia, du erzählst unter anderem über deine Probleme mit Untergewicht. Was würdest du Frauen raten, die ähnliche Probleme haben?
Sophia: Ich kann ihnen nichts raten. Es bringt nichts, jemandem, der unter diesem inneren Druck steht, etwas zu sagen oder zu raten. Denn es muss erst bei demjenigen selbst Klick machen. Aber vielleicht regt das Buch auch zum Nachdenken an – über die eigene Situation, aber auch über die Gesellschaft.
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Welche Erlebnisse, positiv wie negativ, in Bezug auf eure Körper sind euch am meisten im Gedächtnis geblieben?
Verena: Ich hatte ein Erlebnis in München über das ich auch im Buch spreche. Da kam ein älterer Mann auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich denn keinen Spiegel zuhause hätte. …Ihre Stimme stockt… Aufgrund dessen habe ich eine Zeit lang keine Kleider und Röcke mehr getragen. Ich war fix und fertig. Das war für mich ein echt krasses Erlebnis. Aber die positiven Erlebnisse überwiegen in letzter Zeit deutlich. Gerade auf Instagram bekomme ich häufig Nachrichten von anderen Frauen, die sich bei mir bedanken. Das sind die schönsten Komplimente, die man bekommen kann. Man macht Frauen wieder Mut aus ihrem Schneckenhäuschen rauszukommen.
Sophia: Bei mir sind es Erlebnisse aus der Jugend. Als junges Mädchen wollte ich zum Beispiel Teil einer coolen Gruppe werden, hat aber nicht geklappt. Und dann meinte ein Junge zu mir „Wenn du einen Gürtel hättest, dann wäre er so groß wie der Äquator.“ Das ist mir total im Gedächtnis geblieben. Ich habe mich daraufhin super unwohl gefühlt und angefangen abzunehmen. Positive Erlebnisse kommen meistens aus den engsten Reihen. Wenn zum Beispiel die beste Freundin oder der neue Partner sagt „Weißt du eigentlich, wie schön du bist?“ Da denkt man dann nur „Wow!“.
Verena, früher konnten sich Curvy-Girls nur in Zelt-ähnlichen Klamotten kleiden. Das verändert sich zum Glück gerade. Aber was würdest du, als Curvy-Girl, dir für die Zukunft wünschen?
Verena: Noch mehr Shoppingmöglichkeiten! …Sie beginnt herzlich zu lachen… Ich bin ja grundsätzlich ein Fan davon in jeden Shop zu gehen. Und dort schaut man eben, was die größte angebotene Größe ist, oder schätzt ab, ob man da reinpasst. Aber es gibt viele Frauen, die trauen sich gar nicht mehr in bestimmte Geschäfte zu gehen. Die Ausrede: „Da gibt’s ja sowieso nichts für mich.“ Ich weiß allerdings auch, dass es nicht einfach ist, große Größen zu produzieren. Ob großer Busen, dicker Bauch, kräftige Oberschenkel – jede Frau ist anders. Es ist nicht einfach, dafür Schnitte zu finden. Aber so langsam kommt das Ganze ins Rollen. Ich würde mir wünschen, dass vor allem auch Designer-Labels auf diesen Zug aufspringen, denn hinter fülligen Frauen stecken sehr kaufkräftige Kunden.
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Was würdet ihr jungen Frauen raten, die sich in ihrem Körper unwohl fühlen?
Verena: Na, verändert was! Erster Schritt: Mit dem Körper auseinander setzen – Was mag ich nicht an mir? Warum mag ich es nicht?
Sophia: Auch wichtig ist die Frage, ob es einem selbst nicht gefällt oder mag man etwas an seinem Körper nicht, weil jemand etwas darüber gesagt hat. Ist klar, dass man selbst etwas ändern will, kann man es auch ändern.
Ihr seid beide wahnsinnig selbstbewusst. Habt ihr noch Tipps für andere, wie man selbstbewusster wird?
Verena: Es gibt tatsächlich keine Anleitung dafür. Das wichtigste ist, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.
Sophia: Das kostet schon genug Kraft. Ganz ehrlich mit sich zu sein braucht viel Mut. Und es ist bestimmt auch nicht immer angenehm. Aber wenn du dich dann wohl fühlst und einen guten Tag hast, dann strahlst du das nach außen aus.
Verena: Außerdem muss man ab und zu etwas Neues ausprobieren. Am besten setzt man sich mit einer guten Freundin, der man vertraut, zusammen und fragt sie, was sie denn an einem verändern wollen würde oder welche Ratschläge sie für einen hat.
Sophia: Manchmal kommen andere Menschen auf Dinge, an die man selbst nie gedacht hätte.