Jetzt fahr doch endlich! – 7 Tricks gegen Fahrschul-Panik
Sind wir ehrlich, es ist der Albtraum sämtlicher Fahrschüler: Bei der praktischen Prüfung verliert man die Übersicht, der Fahrlehrer muss „seine“ Bremse betätigen, das Lämpchen in der Mittelkonsole flammt auf und die Prüfung ist so beendet wie Harvey Weinsteins Karriere. Klar macht einem das Sorgen, denn so gesehen ist Fahrschul-Prüfungsangst nichts anderes als reguläre Prüfungsangst. Und auch wenn Du zu den beneidenswerten urbanen Menschen gehörst, die auch ganz gut ohne Auto klarkommen, ist Aufgeben keine Devise. Denn selbst zu fahren, hat eben Vorteile, die sich auch durch einen noch so guten ÖPNV nicht ersetzen lassen. Aus dem Grund haben wir ein How-to verfasst, nach dem Du den Führerschein zwar nicht geschenkt bekommst, aber ihn mit Sicherheit bestehst.
1. Die richtige Fahrschule
In den meisten Großstädten gibt es mehrere dutzend Fahrschulen. Bei der letzten Zählung (die war allerdings 2010) waren es deutschlandweit sage und schreibe fast 13000. Gleich hier kannst Du einen echten Kardinalsfehler begehen: Wie bei jedem Schullehrer, Prof und Dozenten gibt es auch unter den Fahrlehrern solche, die haben es didaktisch einfach hammermäßig drauf, können selbst komplexes Wissen vermitteln, als handle es sich um Rezepte fürs Wasserkochen und legen sich für jeden Schüler krumm, damit der so glatt wie möglich besteht. Dann gibt es noch die andere Sorte. Die erklären selbst die Rechts-vor-Links-Regel so kompliziert, als ginge es um Atomphysik. Vielleicht gehören sie auch zu denen, die nach der Maxime gehen „wer vergeigt, benötigt mehr Stunden und bringt mir mehr Geld“. Um diese zweite Gruppe zu vermeiden, solltest Du daher nicht nur nach den Preisen schielen, sondern dich auch mit anderen unterhalten. Vielleicht deinen Kommilitonen, Kollegen oder einfach mal einen Blick ins Netz werfen, um eine gute Schule zu finden.
Wer hauptsächlich in Städten fahren wird, sollte auch hier die Schule besuchen, damit er bei jeder Fahrstunde den dicken Stadtverkehr kennenlernt.
2. Die richtige Location
Auch das Wo spielt eine Rolle. Natürlich wäre es möglich, wenn Du vom Land stammst und nur in der Stadt arbeitest oder studierst, im Dorf zur Fahrschule zu gehen. Das hätte wahrscheinlich sogar preisliche Vorteile. Aber: Wer sich als Führerscheinbesitzer hauptsächlich durch Deutschlands Stau-Hauptstädte fighten muss, macht mit der Land-Fahrschule eine Milchmädchenrechnung.
Denn so genau ist die Fahrschulausbildung nicht geregelt, dass sie in jeder Schule einheitlich wäre. Soll bedeuten, wo Du dich in einer Innenstadt-Schule bei jeder Fahrstunde durch dicken Verkehr boxen musst (und dich so daran gewöhnst), kommst Du in der Dorf-Fahrschule eben nur mit Dorf-Verkehr in Kontakt. Das macht die Sache zwar leichter, aber geht’s bei der Prüfung in die Stadt, fehlt dir die Routine und Du fällst wahrscheinlich aufs Gesicht.
3. Die richtige Routine
Einmal mehr spielt Geiz eine zentrale Rolle beim Durchfallen. Klar, jeder normalgeizige Mensch versucht, mit einem Minimum an Stunden auszukommen, weil jede Zusatzstunde dick kostet. Und das Problem daran ist, dass es keine zwingende Anzahl normaler Fahrstunden gibt, sondern nur zwölf vorgeschriebene Sonderstunden:
• 5x Überland
• 4x Autobahn
• 3x Nacht
Natürlich gehen auch die Fahrschulen mit der Zeit und machen den heutigen Fahrschülern zumindest die Organisation so leicht wie möglich.Mittels App kann die Planung des gesamten Praxisunterrichts bequem online erledigt werden. Das Buchen und wenn nötig Verschieben von Fahrstunden ist somit jederzeit unkompliziert möglich.So kann sich jeder „seinen“ Praxisunterricht auf den Leib zu schneidern und sein Absturzrisiko schon dadurch zu minimieren. Aber die Krux ist und bleibt, dass jeder sein eigenes Lerntempo hat.Vielleicht gehörst Du zu denen, die nach zwei Stunden Grund- und Aufbaustufe, nach Erklärung der Bedienung und einigen Rollversuchen schon an die Sonderstunden gehen. Vielleicht bist Du aber auch das krasse Gegenteil und benötigst viel mehr Zeit. Und diese Zeit muss man sich eingestehen und nehmen – unabhängig von der restlichen Klasse, dem Portemonnaie und dem, was andere denken könnten. Denn die Prüfung wird erst angesetzt, wenn sowohl Fahrlehrer als auch der Schüler der Meinung sind, dass letzterer soweit ist. Deshalb: lass dich bloß niemals unter Druck setzen und mach lieber ein oder zwei Stunden mehr, wo Du dich unsicher fühlst. Denn Routine gibt‘s nur durchs Fahren.
Gesteh dir einfach ein, dass auch 55 Millionen andere Deutsche den Führerschein geschafft haben. Das macht dir sicherlich Mut.
4. Die richtige Einstellung
Besonders den Charakteren unter euch, die glauben, sie wären diejenigen, die „ganz sicher“ die Prüfung vergeigen würden, muss man ein paar Zahlen vor die Nase halten, um abzuhelfen. Aktuell sieht es nämlich folgendermaßen aus:
• 82 Millionen Menschen leben in Deutschland
• 55 Millionen davon haben einen Führerschein
• Alljährlich werden etwa 1,7 Millionen theoretische und 1,6 Millionen praktische Führerscheinprüfungen abgehalten
Und jetzt kommen zwei einfache Werte aus den Statistiken: Von all den Prüfungen, die (in ganz Deutschland) abgehalten wurden, fielen 2016 theoretisch 34,8% und praktisch 26,6% durch. Das klingt nur nach viel. Mach dazu einfach mal die Umkehrprobe: 65,2 Prozent aller Theorieprüfungen wurden bestanden und sogar 73,4 aller Praxisprüfungen. Warum also solltest also ausgerechnet Du zu dem Häufchen armer Seelen gehören, die durchrasseln? Schau dir bei der nächsten Fahrschulstunde mal deinen linken und rechten Nebenmann an. Die werden durchfallen, aber Du nicht! Das ist ein ungemein hilfreicher Psycho-Trick.
5. Das richtige Hintergrundwissen
Viele glauben, dass der Prüfer ein Wolf wäre, der nur darauf lauert, dass man Fehler macht, um einem dann in den Hintern zu beißen. Das ist schlicht falsch. Denn die Prüfer haben einen großen Ermessungsspielraum. Erst wenn man wirklich krasse Fehler begeht, etwa
• Rote Ampel missachten
• Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer
• Übersehen von Verbotsschildern („Anlieger frei“)
• Missachten eines Überholverbots
müssen sie einen durchfallen lassen. Aber Prüfer wissen auch, dass jeder Prüfling nervös ist wie nichts Gutes. Und dementsprechend sind die allermeisten bei deinen kleinen nervositätsbedingten Nachlässigkeiten ziemlich entspannt, sofern Du nicht sämtliche Anstandsregeln vergisst und mehrmals denselben Fehler begehst.
6. Die richtige Technik-Nutzung
Du als Millennial-Fahrschüler hast es verdammt gut heute. Denn früher gab es beim Eintritt in die Fahrschule einen Satz Übungsbögen. Wer die nicht mit Bleistift ausfüllte und sie so mehrfach verwenden konnte, der hatte Pech. Doch heute werden nicht nur die Theorieprüfungen selbst immer öfter elektronisch durchgeführt, sondern Du hast auch die Möglichkeit, ebenso elektronisch zu lernen. Allein für Android-Geräte gibt es ein ganzes Füllhorn an kostenlosen Apps:
Zusätzlich empfehlen viele Fahrschulen auch noch andere Apps bzw. man bezahlt mit seinem Geld auch ansonsten kostenpflichtige Downloads. Und genau das solltest Du nutzen. Erinner dich an die eben genannten Zahlen: bei der Theorie fallen mehr durch als bei der Praxis. Und das, obwohl man für die theoretische Prüfung vollkommen kostenlos lernen kann, sooft man will. Du willst eine Erfolgsgarantie? Dann selbstverpflichte dich vom ersten Fahrschultag an, jeden Abend einen Durchgang in der App zu absolvieren. Dann kann einfach nichts schiefgehen, weil Du bis zur Prüfung alles mehrfach schon gesehen hast und das Wissen in deinem Langzeitgedächtnis steckt.
Apps schlagen jeden papiernen Prüfungsbogen – erstere kann man nämlich sooft ausfüllen, wie man möchte, ohne auszuradierende Antworten.
7. Das richtige Verhalten
Der letzte Punkt ist vielleicht der wichtigste von allen. Denn Du kannst so gut vorbereitet sein, wie es nur menschenmöglich ist. Wenn dir aber das eigene Gehirn suggeriert, Du wärst es nicht, ist alles für die Katz.
Es beginnt damit, dass Du die richtigen Hebel ziehst, um deine Prüfungsangst zu überwinden. Der wichtigste Punkt dabei: Man muss nicht fehlerfrei sein. Wer mit neun Fehlerpunkten die Theorie besteht, kriegt den Lappen ebenso wie einer mit null Fehlern. Und man darf quasi beliebig oft wiederholen – das ist keine Uni-Klausur, bei der Du nach drei Fehlversuchen exmatrikuliert wirst.
Zudem solltest Du am Tag vor den Prüfungen bzw. in den Stunden davor folgendes beherzigen:
• Den Stoff nochmal gründlich durchgehen, aber nicht bis zur letzten Minute lernen
• Früh schlafen gehen und vorher nichts Aufregendes mehr ansehen
• Lockere, bequeme Kleidung tragen
• Mit genügend Vorlaufzeit vor Ort sein
• Unmittelbar vorher nochmal zur Toilette gehen
• Nur Wasser trinken, etwas Leichtes essen und kurz vorher ein, zwei Stück Traubenzucker essen
Und dann sagst Du dir immer wieder, dass Du diese Prüfung rocken wirst. Denn wenn Du die Punkte dieses Artikels beherzigt hast, dann kann schlicht nichts mehr schief gehen. Es gibt in Deutschland 55 Millionen andere Nasen, die es auch geschafft haben. Und die waren längst nicht so gut vorbereitet wie Du!
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