Menschen bei einer Demonstration

Kampf für eine bessere Welt: Ein Fass ohne Boden?

Klimawandel, Kriege, Pandemien – Wir haben eine Welt voller Probleme erschaffen, die wir scheinbar nicht mehr bewältigen können. Lohnt es sich überhaupt noch, sich um eine bessere Welt zu bemühen?

Der Punkt, an dem man abschließt

Früher konnte ich es nie verstehen, wenn Großeltern, Eltern oder auch nur große Geschwister oder dezent ältere Freund*innen eine gewisse Politikverdrossenheit an den Tag gelegt haben. Wenn sie nicht daran geglaubt haben, dass es möglich ist, diese Welt zu einer besseren zu machen. Wenn sie nicht daran geglaubt haben, dass es möglich ist, den Kampf gegen den Klimawandel zu gewinnen oder für die Umverteilung von Ressourcen zu sorgen und somit endlich mehr Gerechtigkeit zu schaffen. Ich war immer der Meinung, dass keine Rede von Nicht-Können, sondern nur von Nicht-Wollen sein kann.

Genauso überzeugt war ich davon, dass es sich bei Menschen, die augenscheinlich über so wenig Kampfgeist und Enthusiasmus verfügen, um einen grundlegend anderen Typ Mensch handelt, als ich es bin. Dass diese Menschen und ich wohl absolut nichts gemeinsam haben.

Dass eben jene Menschen früher vielleicht auch einmal deutlich enthusiastischer und optimistischer waren und nur von der Realität desillusioniert worden sein könnten, habe ich nie so wirklich wahrhaben wollen.

Mittlerweile ertappe ich mich aber hin und wieder selbst dabei, wie ich denke, dass jegliche Bemühungen um eine bessere Welt doch schlichtweg sinnlos sind, weil sie auf Dauer ins Leere laufen. Die Probleme scheinen einfach zu groß. Sie drohen, uns zu überwältigen.

Ich habe das Gefühl, dass der Punkt, an dem man realisiert, wie komplex die Welt, ihre Gegebenheiten und die Zusammenhänge zwischen jenen sind, automatisch dafür sorgt, dass man resigniert – vorausgesetzt, man hat ein einschneidendes Erlebnis, das einen an eben jenen Punkt gelangen lässt.

Klimakrise, wisst ihr noch?

Wisst ihr noch, als wir das Gefühl hatten, die einzig relevante Krise, die existiert, sei die Klimakrise? Damals konnten zumindest wir hier in Deutschland es uns noch ziemlich gemütlich machen und behaupten, dass es doch gar nicht so schwierig sei, diese Krise zu bewältigen und die Welt zu einem rosaroten Ort ohne Sorgen und Probleme zu machen.

Und selbst für den Fall, dass es „nur“ die Klimakrise und keine andere Krise auf der Welt gäbe: Selbst dann wäre es schon zu viel. Wir müssten entweder sofort flächendeckend unseren kompletten Lebensstil drastisch verändern – keine Flugreisen, keine Autofahrten, kein Konsum tierischer Produkte, Reduzierung des Energieverbrauchs auf das absolut Nötigste etc. – oder bräuchten in spätestens einigen Jahren Innovationen, die global umgesetzt werden, uns alle schließlich doch noch unerwartet retten und dafür sorgen, dass wir unseren Lebensstandard beibehalten können:  Wasserstoffflugzeuge, Brennstoffzellen fürs Auto, eine Tierhaltung, die den Konsum der Produkte ethisch ermöglicht und einen Sektor für erneuerbare Energien, der so groß gemacht wird, dass wir es uns erlauben können, die durch Kohle erzeugte Energie, den Abbau der Kohle und die in diesem Sektor angesiedelten Arbeitsplätze zu minimieren.

Die Realität sieht allerdings so aus, dass es politisch nur schwer oder überhaupt nicht möglich ist, dass internationale Regierungsorganisationen wie die Vereinten Nationen zentrale Entscheidungen treffen, die von allen Staaten der Welt umgesetzt werden müssen, da die Souveränität letztendlich bei den Staaten selbst liegt.

Und die Realität, die diese souveränen Staaten kreiert haben, sieht leider so aus, dass Länder von Tyrannen (richtig gelesen: männliche Form) regiert werden, denen die Folgen des Klimawandels im Gegensatz zum Erhalt und Ausbau ihrer Machtposition so einerlei sind, dass sie ihn ignorieren. Länder, die absolut zur ersten Welt gehören, gewinnen – wie beispielsweise die Niederlande – gerade einmal 15 Prozent ihrer Energie aus erneuerbaren Energien. In Italien sind simple Konzepte wie die Mülltrennung so wenig in der Gesellschaft verankert, dass es niemanden interessiert, was in welchen Müll kommt. Und das sind europäische, hochentwickelte Staaten.

Jede*r, der*die schon einmal in Ländern der zweiten oder dritten Welt war, weiß, wie es dort beispielsweise um die Müllsituation steht. Plastikverpackungen liegen häufig so massenhaft in der Natur herum, als gehörten sie dazu – weil es in vielen Teilen der Welt einfach größere Probleme als Plastik zu geben scheint.