Kanye West

Kanye West: Kann man Künstler und Werk trennen? 

Von antisemitischen Äußerungen bis hin zum Tragen von Kleidung mit rassistischen Slogans: In den letzten Wochen hat Kanye West sich mit zahlreichen Skandalen selbst demontiert. Kann man jetzt noch guten Gewissens seine Lieder hören oder müssen wir die Kunst vom Künstler trennen? 

Es scheint so, als ob Kanye West auf einem Selbstzerstörungs-Feldzug wäre. Der Rapper hat mit rassistischen und antisemitischen Äußerungen für viele Schlagzeilen gesorgt. Vor gerade mal vier Wochen trat der Rapper bei der Präsentation der neuen Kollektion des Modelabels Balenciaga auf der Pariser Fashion Week mit einem Longsleeve aus seiner neuesten Yeezy-Kollektion auf, das mit dem Slogan „White Lives Matter“ beschriftet war.

Spätestens ab diesem Auftritt, der die restliche Kollektion der Pariser Fashion Week in der Berichterstattung untergehen ließ, ist die Diskussion entbrannt, inwiefern dem Musiker eine Plattform gegeben werden sollte.  

Die öffentliche Rüge beflügelte Kanye West eher, als dass sie ihn zur Vernunft brachte: Was auf den kontroversen Auftritt Wests auf der Pariser Fashion Week nämlich folgte, waren weitere Aktionen, mit denen er sich in Verruf brachte. Er leugnete beispielsweise die Ermordung von George Floyd in einem Interview mit dem Podcast „Drink Champs“ und äußerte sich in den sozialen Netzwerken Instagram und Twitter antisemitisch.

Der Meister der Selbstsabotage überspannte vor allem mit letzterer Aktion den Bogen: Instagram und Twitter sperrten Wests Accounts und große Unternehmen wie Adidas stoppten die Zusammenarbeit mit dem Rapper. 

Kanye Wests Aktionen werfen eine Grundsatzdebatte auf

So angemessen die Reaktion der Mode- und Medienwelt auf Kanye West auch ist, so wirft sie doch auch unweigerlich folgende Frage auf: Warum hat die Öffentlichkeit West, auch als „Ye“ bekannt, nicht schon viel früher sanktioniert?  

Kanye West zählt zu den erfolgreichsten Rappern unserer Zeit, der die Hip-Hop- und Popmusik des 21. Jahrhunderts maßgeblich prägte. Dies dürfte erklären, warum man ihn solche Aktionen lange genug durchgehen lassen hat. Ganz zu schweigen von der bipolaren Störung, an der er nach eigenen Angaben leidet und die vonseiten der Öffentlichkeit gerne mal als Rechtfertigung für seine besorgniserregenden Äußerungen verwendet wurde.

Doch was passiert nun mit seiner Musik, mit der er so erfolgreich wurde? Kann man noch guten Gewissens seine Lieder hören?