Liebe

Eine Idee Liebe: (Kein) Sex vor der Ehe?

Was brauche ich in meiner Beziehung?

Wenn ich heute auf diese Situation zurückschaue, dann muss ich fast schmunzeln. Denn mittlerweile glaube ich, dass ich mit Kaia eine junge Frau treffen durfte, die sich zum damaligen Zeitpunkt über ihre Bedürfnisse und Ansprüche an eine Beziehung schon so viel sicherer war als ich. An diesen Punkt musste ich für mich erst einmal kommen.

Ich wollte damals vor allem Spaß. Nicht, dass das verwerflich wäre. Unsere Prioritäten waren einfach anders gelagert. Denn während ich durch die Bars tanzte, Männer küsste und Geschichten sammelte, war Kaia damit beschäftigt, eine Gemeinschaft nach ihren Werten aufzubauen.

Ihr Fokus war ein anderer. Und da sie und ihr Freund eben beschlossen hatten, mit dem Sex zu warten, bis sie verheiratet waren, lernten sie sich auf einer ganz anderen Ebene kennen. Sie gingen in dieselbe Gemeinde, führten lange Gespräche und nahmen sich die Zeit, einander wirklich kennenzulernen.

Ich möchte das Thema an dieser Stelle gar nicht auf eine religiöse Ebene heben, denn ich denke nicht, dass das hier der springende Punkt ist. Darüber hinaus weiß ich auch bis heute nicht, ob die „Kein Sex vor der Ehe“-Regel wirklich von Kaias Gemeinde ausging oder ob es sich hierbei um eine konsequente Entscheidung von ihr und ihrem Freund handelte.

Doch Fakt ist, Kaia und ich verbanden zum damaligen Zeitpunkt mit Sex zwei völlig verschiedene Dinge. Für mich bedeutete er vor allem Freiheit und die Möglichkeit über meinen Körper entscheiden zu können. Und für sie bedeutete er Nähe und Zuneigung. Sex war für sie etwas, was man seinem Partner zum Geschenk macht. Etwas besonderes und schützenswertes.

Gibt es also heute wirklich noch gute Argumente mit dem Sex zu warten?

Ja, tatsächlich. Eine Forschergruppe der Brigham Young University in Provo (US-Bundesstaat Utah) hat auf Basis von 20.000 Datensätzen untersucht, ob Paare, die mit dem Sex warten, in stabileren Beziehungen leben als jene, die früher miteinander schlafen.

Das Ergebnis war eindeutig: Paare, die warten, sind glücklicher. Doch nicht nur das, auch die Beziehung ist langfristig stabiler. Gründe hierfür sahen die Forscher*innen in der besseren Kommunikation, sowie eine Fokussierung auf andere Bereiche der Beziehung.

Aber keine Sorge, ihr müsst nun nicht gleich komplett auf Körperlichkeiten verzichten. Denn ist man dann einmal in einer Beziehung, ist Sex durchaus wichtig. So fördert Sex beispielsweise Entspannung und das Gefühl von Zugehörigkeit. Darüber hinaus wirkt er motivierend und macht kreativ. Ja, richtig gelesen.

Was lernen wir daraus?

Ich für meinen Teil habe durch die Begegnung mit Kaia jedenfalls einiges dazugelernt. Beispielsweise, dass es gar nicht so verkehrt sein muss, sich ab und zu mal an sein eigenes achtjähriges Ich zu erinnern oder auch, dass Sex zwar verdammt viel Spaß machen kann, man in einer gesunden Beziehung aber nicht an guter Kommunikation und einem ähnlichen Wertesystem vorbeikommt. Denn Sex kann nach einem Streit zwar wieder für ein Gefühl von Zugehörigkeit sorgen, doch klären muss man den Konflikt immer noch mit Worten, sowie einer großen Portion Respekt und Liebe.

Mehr von EineIdeeLiebe:

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: Foto von cottenbro von Pexels, CC0-Lizenz