„Ketzer der Neuzeit“: Was hinter dem kontroversen YouTuber steckt

Hinter den Videos vom „Ketzer der Neuzeit“ steckt viel mehr als banale Frage-Antwort-Spielchen – allerdings nichts Gutes.

Mit Videos wie „So brutal wurde ich von dieser Feministen-Demo verbannt“ erregte der YouTuber „Ketzer der Neuzeit“ vor einigen Monaten große mediale Aufmerksamkeit. Dabei erreichten ihn einige Gegenstimmen, doch auch viel Zuspruch. Seine Inhalte polarisieren seitdem immer wieder in den Sozialen Medien.

Seit nun etwa drei Jahren lädt Leonard Jäger Videos auf seinem YouTube-Kanal „Der Ketzer der Neuzeit“ hoch. In seiner Anfangszeit bestand sein Content größtenteils aus Straßenumfragen, in denen er Passant*innenkritisch bezüglich der damaligen Covid-19-Pandemie befragte. Mit der Zeit bezog Jäger Themen mit ein, die auch in rechten, verschwörungsideologischen Kreisen präsent sind. Dazu gehören Reichsbürger-Inhalte, „Chemtrails“, sowie Queerfeindlichkeit und das Hinterfragen der Feminismus-Bewegung.

Zwischen Selbstinszenierung und rhetorischen Tücken

Obwohl er sich selbst als interessierter und gerechter Moderator präsentiert, der stets alle Meinung einholen und verstehen möchte, spiegelt seine Vorgehensweise während der Umfragen ein anderes Motiv wider. Eine Methodik, der sich der „Ketzer“ gerne bedient, ist die der sogenannten „Hebammenkunst“. Mithilfe provokanter Fragen möchte er Menschen zum Nachdenken und schließlich zu den „richtigen“ Antworten bringen. Er spricht polarisierende Themen an, die nicht einfach so erklärt werden können.

Dafür geht er allerdings nicht mit Expert*innen in den Diskurs, sondern sucht sich Gesprächspartner*innen im öffentlichen Raum, die mit der Komplexität der Thematik oftmals überfordert sind. Teilnehmer*innen werden von Jäger mit vermeintlichen Fakten konfrontiert, woraufhin sie mit ihrer Gegenargumentation ins Schleudern geraten können. Nicht selten scheinen sie dann in ihren Standpunkten einzuknicken. Das stellt der „Ketzer“ wiederum als „Beweis“ dafür dar, dass die Gegenseite – zum Beispiel Feminist*innen oder Supporter der LGBTQIA+-Community – argumentativ schwach aufgestellt ist.