„Ketzer der Neuzeit“: Was hinter dem kontroversen YouTuber steckt

Widerspruch im Widerspruch

In anderen Momenten stellt er zunächst einige harmlose Fragen, die Zustimmung erhalten sollen. Hat er dies erreicht, möchte er daraufhin mit den gegebenen Antworten auf scheinbare Widersprüche aufmerksam machen. In einem Video fragte er als weißer Cis-Mann eine Person, ob sie ihm glauben würde, dass er 1,95 m groß und schwarz sei.

Nachdem sie ihm das verneint hatte, stellte er ihr folgende Frage: „Aber wenn ich sage, ich bin eine Frau, dann stimmt das?“ Die Person bestätigte ihm, dass er eine Frau sein könne, wenn er sich wie eine Frau fühle. Sie stimmte damit dem „Widerspruch“ zu. Jedoch war in dem Video außer Acht gelassen worden, dass Körpergröße und Hautfarbe nicht mit Geschlechtsidentität vergleichbar sind. Die Fragen sind demnach nicht gleichwertig zu beantworten.

Verwendung von Momentaufnahmen zum eigenen Vorteil

Eine weitere geschickte Methode, um seine Ansichten zu bekräftigen, ist das bereits erwähnte YouTube-Video. Auf einer Feminismus-Demonstration ging er seinem bekannten System, den Befragungen, nach. Ab einem gewissen Zeitpunkt trifft er unter anderem auf eine Demonstrantin, die ein Schild mit der Aufschrift „K*ll all men“ bei sich trug. Als er sie darauf ansprach, tätigte sie problematische Aussagen wie diese: „Die meisten Männer verdienen es nicht zu leben.“

Später lehnte sie sogar die Bezeichnung „Feministin“ für sich ab und beschrieb sich als „bisschen extremer als das“. Sie stellte sich zwar auf die Seite der Frauen, distanzierte sich jedoch gewissermaßen selbst von Feminist*innen. Trotzdem bringt er sie mitsamt ihrer Aussagen mit der heutigen Feminismus-Bewegung in Verbindung. Er schlachtet Situationen wie diese aus, um den „Männerhass“ der „feministischen Ideologie“ zu demaskieren – um seine negative Sicht auf den Feminismus folglich zu rechtfertigen.

Der „Ketzer der Neuzeit“ ist ein Exempel für das vermeintlich „weltoffene“ und „moderne“ Aufzeigen einer diskriminierenden Weltanschauung. Er bildet somit ein leicht verständliches Sprachrohr für queerfeindliche, rassistische Inhalte – das alles in Kombination mit jugendlichem „Witz“. Dadurch entsteht auch die Gefahr, insbesondere junge, noch recht unpolitische Menschen von seiner politischen Orientierung zu überzeugen und diese zu legitimieren.

Ein informatives Video hierzu veröffentlichte auch der YouTuber BiasedSkeptic:

BiasedSkeptic via YouTube

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Bildquelle: Amy Elting via Unsplash; CC0-Lizenz