Kohle aus Kot: Wenn aus Scheiße wirklich Gold wird

Besonders in Entwicklungsländern ist die Hygienesituation mehr als problematisch: Laut der World Toilet Organization haben rund eine Billion Menschen keinen Zugang zu Toiletten und müssen ihr Geschäft im Freien verrichten. Die Folgen sind beispielsweise Durchfallerkrankungen, durch die jährlich mehr Kinder sterben als durch AIDS, Malaria oder Masern.

Israelische Forscher könnten das Problem mit ihrem aktuellen Projekt vielleicht lösen: Denn ihnen ist es gelungen, Kohlebriketts aus menschlichem Kot herzustellen, das veröffentlichten sie im Journal of Cleaner Production. Sprechen wir hier von der nachhaltigen Toilette der Zukunft?

 

Der Traum von der Bio-Toilette

Die Forscher Reut Yahav Spitzer, Vivian Mau und Amit Gross der Ben-Gurion-Universität stellen in einem speziellen Verfahren aus menschlichen Exkrementen Kohle her. Krankheitserreger werden dabei abgetötet und können so nicht mehr übertragen werden. Der Vorgang heißt „Hydrothermale Carbonisierung“ und dauert zwischen zehn Minuten und zwei Stunden. Unter Druck wird der Kot zusammengepresst und auf bis zu 250°C erhitzt, die Flüssigkeit geht verloren und zurück bleibt ein schwarzes, kohle-ähnliches Stück. Dieses kann dann als Energiequelle verwendet werden. So wird drei bis vier Mal mehr Energie gewonnen, als für das Verfahren verbraucht wird – klingt effizient und sinnvoll.

 

Die Grillsaison ist eröffnet?!

Ähnliche Projekte gab es schon einmal: Dieselbe Uni in Israel hat bereits Kohle aus Geflügelkot hergestellt, die 24 Prozent mehr Energie enthält als herkömmliche Biokohle. Und an der TU Berlin haben Studenten menschlichen Kot in Düngemittel umgewandelt. Können wir also demnächst unsere eigene Kohle daheim herstellen und damit im Sommer Steak und Würstchen grillen? Die Israelis arbeiten daran, denn zu Holzkohle würden wir auch keinen Unterschied merken, zumindest was den Geruch betrifft. Zudem entsteht bei dem Verfahren Wasser als Nebenprodukt, das wollen die Forscher untersuchen und herausfinden, ob es als Dünger geeignet wäre. 

Der Wunsch der Forscher ist es, dass dieser Kot-Kohle-Mechanismus in jede Toilette eingebaut wird und so ein geschlossenes, nachhaltiges System entsteht. Die Kot-Kohle ist biologisch und belastet die Umwelt nicht zusätzlich mit CO2. So können auch lange Wege zwischen Toilette und Klärwerk vermieden werden, die sonst viel Energie verbrauchen. Ob die frei werdenden Gase während der Kohleherstellung im großen Umfang ein Problem für die Umwelt sind, müssen sie erst noch prüfen.

Doch die Technologie hinter dem Mechanismus ist nicht ganz einfach und wahrscheinlich in Entwicklungsländern nur schwer umsetzbar. Und bis jetzt ist die menschliche Bio-Kohle auch bis zu zehn Mal teurer als Holzkohle.