Großbritannien war die größte Kolonialmacht der Geschichte

„As a Kenyan, I feel nothing“: Die Queen und der Kolonialismus

Die Welt trauert um Queen Elizabeth Ⅱ. Aber das können nicht alle Menschen so empfinden.

Die Queen wurde geliebt. Egal, in welcher Krise sich das Königshaus befand, Elizabeth hat den Engländer*innen Sicherheit und Stabilität geschenkt. Die Monarchin bestieg den britischen Thron im Jahr 1952 und prägte damit ein ganzes Stück Weltgeschichte. Jedoch auch einige Kapitel, die viele Europäer*innen lieber überblättern würden. Die Rede ist vom Kolonialismus, dem im Namen der britischen Krone viele Menschenleben zum Opfer fielen.

Kolonialismus in Kenia

Ein Land, das stark vom britischen Kolonialismus geprägt ist, ist der ostafrikanische Staat Kenia. 1920 wurde Kenia offiziell zu einer Kolonie Großbritanniens. Die Briten legten große Plantagen an, bauten eine Eisenbahnstrecke zum Victoria-See und verdrängten die ansässigen Stämme durch die Einwanderung europäischer Siedler*innen. Der Bevölkerung wurde das Vieh geraubt, ihre Ernten und Dörfer verbrannt.

In Kenia bildeten sich deswegen Gruppierungen, die ein politisches Mitspracherecht sowie die Rückgabe ihres Landes forderten. Großbritannien ging auf diese Forderungen nicht ein, was zu Konflikten und Widertand führte. 1952 kam es zu der bekannten Mau-Mau-Bewegung, die brutal niedergeschlagen wurde. Mehr als 11.000 Menschen kamen ums Leben, Tausende wurden in Lager interniert und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Der kenianische Autor Mukoma Wa Ngugi schreibt auf Twitter:

Kolonialismus in Australien

Australien ist seit 1901 unabhängig von Großbritannien. Trotzdem ist es immer noch eine Monarchie, Staatsoberhaupt ist jetzt König Charles Ⅲ. Denn auch in Australien hatten die Briten mehrere Kolonien, die sich 1901 zum Commonwealth of Australia formierten.

Vor der Ankunft der Europäer*innen lebten in Australien zwischen 300.000 und 750.000 Menschen indigener Völker („Aborigines“). Die Briten sprachen ihnen jegliches Recht auf ihr Land ab und führten ab Mitte des 19. Jahrhunderts eine Segregationspolitik ein. Die Gesetze erlaubten den Beamten, Eltern ihre Kinder zu entreißen, um sie in Lagern umzuerziehen.

In Australien fordern einige Politiker*innen nach dem Tod der Königin nun einen Übergang in eine Republik.

Kolonialmacht Großbritannien

Großbritannien war die größte Kolonialmacht der Geschichte. Kenia und Australien sind nur zwei Beispiele. Das Leid, das diesen Ländern angetan wurde, prägt sie bis heute. Sie hätten sich Widergutmachung oder wenigstens eine Entschuldigung gewünscht. Eine Aufarbeitung ist deswegen unbedingt nötig. „Wenn man quer durch das Commonwealth blickt, gibt es keinen Weg, wie wir vorankommen können, wenn wir die Vergangenheit nicht anerkennen“, sagt Prinz Harry in einem Video. Bleibt zu hoffen, dass der neue König Charles sich an den Worten seines Sohnes ein Beispiel nimmt.

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Bildquelle: vectors icon von Pexels; CC0-Lizenz