Von wegen glücklichste Nation der Welt

Dunkler Beton, regennasse Straßen und gequälte Gesichter: Die angebliche Spaßnation Dänemark verleiht auf den Bildern des Fotografen Krass Clement der Tristesse ein angemessenes Gesicht. Überhaupt dürfen und sollten sich Dänen meiner Meinung nach ruhig mal gegen das Klischee des ständig gut gelaunten Küstenfischers wehren.

Da will uns Spiegel-Online doch tatsächlich weismachen, dass die Dänen ein Gute-Laune-Gen in sich tragen würden. Spaßkanonen wie Lars von Trier untermauern diese These ja nicht gerade. Und jetzt kommt auch noch Krass Clement daher, seines Zeichens Protokollant großstädtischer Tristesse und sozialer Randlagen städtischen Lebens, und zeigt seine Heimat ganz in Grauschwarz. Für seine Vernissagen stellt er fotografische, immer düstere, aus einzelnen Sequenzen bestehende Essays her – Bildermontagen im weitesten Sinne.

Das halte ich für eine ziemlich gute Idee. Jeder von euch könnte sich doch jetzt eine Kamera wie die DSLR bei Calumet besorgen und seinen Stadtteil oder sein Dorf so grau und düster portraitieren, wie es nur eben geht. Bei Clement wirken die niedrigen Giebelhäuser, die kaputten Bushaltestellen, die Eckläden, Seitenstraßen und Gesichter, als beschrieben Theodor Storm und Edgar Allen Poe den Vorhof zu Hölle. „Mut zur Melancholie“ könnte man das nennen. Darf ruhig mal sein.

NOVEMBERREISE und BILDER DER NACHT kann man derzeit noch ein paar Tage (bis zum 26. Juli) in der Gallery argus fotokunst in Berlin besuchen.

Bildquelle: kadluba unter CC BY-SA 2.0