Helping Hand for Ukraine Titelbild

Hilfe für die Ukraine: Wie lernt man, mit dem Krieg umzugehen?

Vor schon fast zwei Jahren fing alles an. Im November 2013 protestierten die Menschen in der Ukraine auf den Maidan-Platz in Kiew gegen eine geplante Abwendung von Europa hin zu Russland. Seitdem hat sich die Lage der Ukraine, auch durch die Annexion der Krim immer weiter verschlechtert. Und seit über einem Jahr herrscht dort Krieg. Täglich verlieren Soldaten und unschuldige Zivilisten ihr Leben. Es gibt regelmäßige Geiselnahmen, es werden Städte mit Raketen beschossen und Menschen verlassen ihre Heimat aus Angst vor dem Tod.

Das alles passiert direkt vor unserer Haustüre. Drei Flugstunden von uns weg müssen Menschen um ihr Leben und das ihrer Liebsten fürchten. Wie viele Menschen tatsächlich schon ihr Leben lassen mussten, ist unklar. Laut der Welt gehen deutsche Sicherheitskreise von bis zu 50 000 Toten aus. Leider vergessen wir oft angesichts aller anderen Schreckensmeldungen aus aller Welt, wie dramatisch die Lage in der Ukraine zurzeit ist und wie sehr das Leben von fast 50 Millionen Menschen dadurch beeinträchtigt ist.

 

Ein Leben neben dem Krieg

 

Das Leben der Ukraine ist geprägt von Zerstörung, Leid und Tod. Trotz alle dem versuchen die Menschen dort, ihr Leben wie bisher weiter zu führen. Schon einmal haben wir mit der jungen Ukrainerin Oksana Andrusyak gesprochen und sie gefragt, was die Generation Y über den Krieg in der Ukraine denkt. Jetzt haben wir uns mit ihr über das Charity Projekt „Helping Hand for Ukraine“ unterhalten, in dem sie selbst aktiv ist. „Die russischen Angriffe gegen die Ukraine machen ein Leben in Frieden, ohne permanenten Stress, unmöglich. Durch die zusätzlichen Korruptionsfälle innerhalb der Regierung und den Spitzenbeamten verlieren die Menschen in der Ukraine ihre Hoffnung“, erzählt Oksana gegenüber ZEITjUNG.de.

So wie alle Menschen in der Ukraine ist auch sie von den Auswirkungen des Krieges betroffen. „Manche meiner Freunde und Verwandten sind in der Armee und kämpfen im Osten des Landes. Ich selbst kenne die Grausamkeit des Krieges zum Glück nur aus den Nachrichten, doch Tausende von Soldaten und 1,2 Millionen vertriebene Ukrainer mussten und müssen den Krieg aus nächster Nähe erleben“, erklärt Oksana weiter.

So viele Kinder wurden unfreiwillig Zeugen der grausamen Auseinandersetzungen, die sie viel zu schwer vergessen können. Wo uns unser Leben und unsere Probleme oft schon schwierig erscheinen, kämpfen die Menschen dort um ihre bloße Existenz. „Im Wissen um all diese schrecklichen Dinge wollte ich meine Erfahrungen mit der Arbeit in der Nicht-Regierungs-Organisationen nutzen und versuchen, den Kleinsten hier in der Ukraine zu helfen“, erklärt Oksana gegenüber ZEITjUNG.de auf die Frage, was ihre Motivation für das Charity-Projekt ist.

 

Das Projekt „Helping Hand for Ukraine“

 

Für das Charity Projekt „Helping Hand for Ukraine“ schließen sich die Nicht-Regierungs-Organisation „Hope worldwide Ukraine“ und die Organisation „Hope worldwide of Canada“ zusammen. Gemeinsam wollen sie die Situation von Kindern und Erwachsenen in schwierigen sozialen Verhältnissen verbessern und helfen ihre Traumata, die durch den Krieg entstanden sind zu überwinden.

Es werden 300 Psychologen und Sozialarbeiter ausgebildet, um Therapien für 10 000 Kinder und Eltern zu ermöglichen. Außerdem ermöglichen sie humanitäre Hilfe für die Flüchtlings-Camps, wie man der Homepage entnehmen kann. Man möchte den Kindern helfen besser mit diesem psychischen Stress umzugehen, damit Depressionen erst gar nicht zu einem Thema werden. Außerdem unterstützt man ganze Familien in ihrer schwierigen sozialen Situation, in der die Geflüchteten oftmals stecken.

 

Die ersten Reaktionen auf das Projekt

 

„Hierfür gibt es das Programm ‚Children and War Recovery Techniques‘, das von Spezialisten aus Großbritannien und Norwegen entwickelt und schon sehr oft erfolgreich in anderen von Krieg betroffenen Ländern eingesetzt wurde“, erklärt uns Oksana. „Wir haben uns dieses Programm zur Hand genommen und damit ein Konzept für unser Projekt erstellt“. Vor allem durch die großzügige Unterstützung von „Hope worldwide of Canada“ kann die Organisation schon viele Erfolge aufweisen.

„Im Mai wurden Psychologen in einem dreitägigen Training unterrichtet, wie man das Programm „Children and War Recovery Techniques“ bei Kindern und deren Eltern richtig anwendet. Im Juni dann, fanden die ersten Therapie-Sitzungen für Kinder aus drei verschiedenen Altersklassen statt. Und die Reaktionen darauf waren durchweg positiv“, berichtet Oskana gegenüber ZEITjUNG.de. Zur Zeit ist das Projekt weiter auf der Suche nach Unterstützern und plant den Fortgang der Therapien im September.

 

Wie der Krieg Leben verändert

 

Ein Leben in Sicherheit ist eines der wichtigsten Güter des Menschen. Die Menschen in der Ukraine kennen dieses Gefühl leider schon lange nicht mehr. Mit der veränderten Lebenssituation verschiebt sich oft auch die Richtung der Lebensweise und Ziele der Menschen. „Vor ein paar Jahren, als ich noch die Nicht-Regierungs-Organisation ‚Eurpoean Youth Parlament-Ukraine‘ geführt habe, lag mein Hauptaugenmerk auf der Europäischen Integration der Ukrainischen Jugend. Der Krieg aber, hat meine persönlichen und beruflichen Ziele verschoben. Ich finde, jetzt müssen wir die zukünftige Generation vor den Traumata dieses Krieges schützen“, erzählt uns Oksana. Sie sehe den Krieg als Kampf für eine Unabhängigkeit von Russland und gegen das „Soviet-Denken“ in den Köpfen der Menschen.

Die Aktuelle Lage in der Ukraine gleicht einem Pulverfass, das immer wieder zu explodieren droht. Der Krieg betrifft nicht nur die Ukrainer selbst, sondern uns alle hier in Europa ein Stück weit mit. „Das hier ist ein Krieg gegen alte und korrupte Systeme, die in der Ukraine und Russland regieren“, sagt Oksana. Die Situation erfordert viel Diplomatie und Verständnis auf beiden Seiten. Die Hoffnung und Zukunft liegt aber in den Kindern dieses Landes. „Deswegen müssen wir sie schützen vor möglichen posttraumatischen Erlebnissen in ihrem Leben“, erklärt Oksana gegenüber ZEITjUNG.de. Und wir finden sie hat vollkommen Recht. Kinder sind die Zukunft eines Landes und haben das Recht auf eine unbeschwerte Zukunft. Das Projekt „Helping Hand for Ukraine“ versucht den Kindern ein Stück ihrer geklauten Kindheit zurückzugeben.