Das vertuschte Leid des Zweiten Weltkriegs: Die „Trostfrauen“

Wenn wir über den Zweiten Weltkrieg reden, reden wir meist über Hitler und die Nazis. Aber das, was parallel auf der anderen Seite der Welt passierte, wird selten thematisiert. In diesem Artikel sprechen wir über ein grausames japanisches Kriegsverbrechen im pazifischen Raum: Die „Trostfrauen.

Triggerwarnung: Sexuelle Gewalt 

Der Zweite Weltkrieg war eine der schlimmsten Katastrophen der Menschheitsgeschichte und hat Millionen von Menschen das Leben gekostet. Viele der Kriegsverbrechen wurden lange Zeit vertuscht oder verschwiegen. In diesem Artikel möchten wir euch erklären, was „Trostfrauen“ (aus dem Englischen: „comfort women“) sind – und damit über ein Thema aufklären, worüber viel zu wenig gesprochen wird.

Der Zweite Weltkrieg im pazifischen Raum

Auch im pazifischen Raum fand ein Teil des Zweiten Weltkriegs statt. Hauptsächlich wurde dieser Krieg zwischen Japan und den Alliierten einschließlich USA, Australien und Großbritannien ausgetragen. Während des Krieges beging Japan ein großes Kriegsverbrechen: die Entführung, Versklavung und Zwangsprostitution von bis zu 200.000 Frauen aus Korea, China, den Philippinen und anderen Ländern.

Die „Trostfrauen“

Die „Trostfrauen“ könnten genauso gut „Trostmädchen“ heißen, denn viele von ihnen waren noch Kinder als sie verschleppt wurden. Sie wurden als „Trostfrauen“ bezeichnet, da sie dazu gezwungen wurden, den Soldaten „Trost“ zu spenden und so ihre Kampfmoral zu steigern. Was „Trost“ für die Soldaten bedeutete, hieß für die Frauen Schmerz und lebenslanges Leid: Über Jahre hinweg wurden sie in Militärbordellen körperlich und seelisch missbraucht. Das Trauma tragen die Überlebenden und ihre Angehörigen heute noch mit sich.

Die Geschichte von Kim Bok-Dong

Ein Beispiel ist die überlebende Kim Bok-Dong. In dem unten aufgeführten YouTube-Video von Asian Boss geht es um ihre Geschichte, denn auch sie war eine „Trostfrau“. Sie erzählt, wie man sie als 14-jähriges Mädchen entführt und acht Jahre lang täglich dazu gezwungen hatte, mit den japanischen Soldaten zu schlafen. Sie berichtet über ihre in dieser Zeit entstandenen körperlichen und seelischen Wunden und darüber, wie sie später zu einer Aktivistin wurde, die sich für die Entschädigung und Anerkennung der „Trostfrauen“ einsetzte. 2019 verstarb Kim Bok-Dong mit 92 Jahren, ohne jemals eine offizielle Entschuldigung von Japan erhalten zu haben. Aber ihr Aktivismus und Kampfwille leben weiter.

Kim Bok-Dong ist jedoch kein Einzelfall: Die Regierung Japans hat bislang nicht aufrichtig die Schuld für ihre Kriegsverbrechen anerkannt und sich bei den Opfern entschuldigt. Stattdessen hat sie sich mit Geldzahlungen bemüht, die Verantwortung für diese Verbrechen abzulegen. Zahlreiche Aktivist*innen kämpfen daher international für die Anerkennung, Aufarbeitung und Entschuldigung seitens der japanischen Regierung.

„Trostfrauen“-Aktivismus in Deutschland

Auch in Deutschland kämpfen viele Menschen für die Anerkennung des Kriegsverbrechens. Im Zentrum des Aktivismus steht die Friedensstatue, die von der AG „Trostfrauen“ in Berlin aufgestellt wurde. Die Statue zeigt ein Mädchen, das auf einem Stuhl sitzt, die Hände auf ihrem Schoß liegend (ähnlich wie im Titelbild). Die Statue soll darauf aufmerksam machen, dass die Forderungen der Überlebenden nach Anerkennung und Entschuldigung bis heute nicht erfüllt worden sind. Zudem soll sie die Kontinuität sexualisierter Gewalt gegen Frauen in Kriegen und auch in Friedenszeiten verdeutlichen.

Wie lange das Denkmal stehen bleiben darf, ist jedoch nicht sicher. Die japanische Regierung versucht nämlich fortgehend, die Statue entfernen zu lassen und so das Thema zu zensieren.

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Bildquelle: Hakan Nural via Unsplash; CC0-Lizenz