Kommt das Fleisch für den Burger bald aus dem Labor?

Laborfleisch: Kommt der Burger bald aus der Petrischale?

Die Lösung für alles?

Aufgrund des hohen Fleischkonsums, vor allem in Industrieländern, wäre die Ablösung von Massentierhaltung auf verschiedenen Ebenen bahnbrechend. Zurzeit stehen 70% der landwirtschaftlichen Anbauflächen auf der ganzen Welt allein der Viehhaltung zu. In-Vitro-Fleisch beanspruche eine deutlich geringere Anzahl an Tieren. Demnach stünden mehr Ackerländer dem Lebensmittelanbau für den Menschen frei, womit man der allgemeinen Ernährungsknappheit ein Stück weit entgegenwirken könnte. Ebenso würde sich der Ausstoß klimaschädlicher Gase, wie Methan, durch die Tiere eindämmen. Genauso sähe es beim immensen Wasserverbrauch aus, der durch weniger Viehhaltung zurückgehen würde.

Zudem ist das Leid der unzähligen Tiere ein wichtiger Faktor, die tagtäglich den Qualen und Grausamkeiten der Massentierhaltung ausgesetzt sind. Denn durch Laborfleisch müssten zum einen weniger Lebewesen zum Nutzen des Menschen gehalten werden. Zum anderen könne man idealerweise dann mehr Gelder in eine artgerechte, leidfreie Viehhaltung investieren. Das sieht doch erstmal nach einem Plus für unsere Umwelt und das allgemeine Tierwohl aus.

Oder nur eine Ablenkung vom eigentlichen Problem?

Allerdings bringt auch Laborfleisch seine Schattenseiten mit sich, mal wieder vor allem für die Tiere. Zwar werden bei der Biopsie wenig bis keine Schmerzen empfunden, doch zahlen Kühe für das Nährmedium einen umso höheren Preis. Mit ihrem Leben. Das Nährmedium ist oft nichts anderes als sogenanntes „Kälberserum“, das aus dem Blut eines Kuh-Fötus gewonnen wird. Dafür wird eine tragende Kuh geschlachtet und kurz darauf der noch lebende Fötus aus der Kuh herausgeschnitten, um ihm Blut zu entnehmen. Bei diesem Vorgehen sterben Mutter Kuh und Kalb. Dass dies alles andere als tierleidfrei ist, haben zum Glück auch Forscher*innen anerkannt, die im Moment daran arbeiten, pflanzliche Alternativen für das Serum zu finden.

Laborfleisch ist leider auch nicht so klimafreundlich, wie erstmalig vermutet. Ob es nun die Gewinnung des Nährmediums ist oder die Herstellung von Bioreaktoren. Die Produktion von In-Vitro-Fleisch beansprucht immer noch viel Energie und Ressourcen. Wie hoch der Ressourcenverbrauch bei steigender Nachfrage schließlich sein wird, ist bislang nur ungefähr schätzbar. Trotz allem verkörpere Laborfleisch schon eine etwas bessere Alternativlösung für Fleisch aus Massentierhaltung, doch wegen des hohen Bedarfs an Fleisch wahrscheinlich nicht dauerhaft. Dahingehend wäre ein eingeschränkter Fleischkonsum oder sogar der komplette Verzicht auf Fleisch wahrscheinlich der einfachere und leidfreiere Weg, um unser Wohl, das der Tiere und des Planeten in Zukunft zu erhalten.

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Bildquelle: Foto von Valeria Boltneva via Pexels; CC0-Lizenz