Lasst euch nicht vacation shamen!

Urlaub ist was Schönes – oder? Zum Entspannen, Abschalten, um Zeit mit den Liebsten zu verbringen und neue Länder kennenzulernen. Urlaub macht jeder gerne. Aber scheinbar sieht längst nicht jeder gerne, wie andere Urlaub machen. Hat man dir vor einer Reise schon einmal Fragen gestellt wie: Fährst du schon wieder weg? Wovon musst du dich denn wieder erholen? Arbeitest du überhaupt jemals? Dann bist du wohl einem neumodischen Phänomen verfallen: dem Vacation Shaming. Und das ist nicht cool. Denn Urlaub verdient jeder.

Gerade Studenten passiert es oft. Sie haben lange Semesterferien, und wenn das Geld da ist, weil man unter dem Semester zum Beispiel Nebenjobs nachgeht oder Werkstudent ist, dann ist das Beste nach der Prüfungszeit: Ein paar Klamotten in den Rucksack und auf geht es, die Welt erkunden! Aber oft kommen damit auch viele Fragen von Freunden, der Familie und Kollegen: Wie, du gönnst dir schon wieder Urlaub? Und dann gleich noch mehrere Wochen? Ja, verdammt. Und obwohl man dann oft das Gefühl hat, sich erklären und rechtfertigen zu müssen – im Sinne von: „Ich hab echt viel gearbeitet, die Flüge waren auch total günstig, das ist jetzt der letzte Urlaub im nächsten halben Jahr“ -, geht es doch eigentlich niemanden etwas an. Weil nämlich jeder das gute Recht hat, in den Urlaub zu fahren. Sogar Menschen, die selbst vacation shamen.

Der Bedarf an Urlaub war noch nie so groß wie in unserer Generation

Denn niemand kann beurteilen, wie nötig du deinen Urlaub hast. Und ob du ihn dir wirklich verdient hast. Und mal ganz ehrlich, verdient hat man den Urlaub doch irgendwie immer: Im Durchschnitt arbeitet jeder Deutsche mit Hochschulabschluss 38,2 Jahre vom Berufseinstieg bis zur Rente, etwa 38 Stunden pro Woche (bei Vollzeit). In Ausbildungsberufen tendenziell noch mehr. Das sind insgesamt zwischen 8 und 9 Jahre deines Lebens, die du durchgehend arbeitest. Dazu kommt, dass sich das Rentenalter immer weiter erhöht. So gesehen war der Bedarf an Urlaub also nie höher als in unserer Generation, den Millenials. Gerade wir sollten Urlaub nehmen können, wenn wir das wollen. Und gerade das Studium ist die Zeit, in der man das wirklich nutzen sollte. Denn da ist es einfacher, im besten Fall gleich für mehrere Monate am Stück wegzufahren.

Viele junge Menschen nehmen ihre Urlaubstage nicht wahr – aus Schuldgefühlen

Natürlich ist es auch ein wahnsinniges Privileg, in den Urlaub zu fahren. Und es ist ein noch größeres Privileg, wenn man dabei gleich andere Länder und Kontinente bereisen kann. Das ist nicht selbstverständlich. Aber es ist auch nicht in Ordnung, dass viele junge Menschen sich schuldig und unwohl fühlen, wenn sie ihren Urlaub planen und selbigen in der Arbeit beantragen, wie eine Befragung der Allianz in der USA vor zwei Jahren zeigte.

Auch zwei Jahre später bestätigt eine ähnliche Befragung der Allianz: Vor allem unsere Generation, die der Millenials, ist betroffen. Der Travel Insurance Vacation Confidence Index zeigt, dass über die Hälfte der Befragten in den USA im vergangenen Jahr weniger als eine Woche am Stück weggefahren ist – allen voran die jüngeren Angestellten zwischen 18 und 34 Jahren. Und nur 41 Prozent nehmen all ihre Urlaubstage im Jahr in Anspruch.

Studien zeigen: Wer Urlaub macht, lebt länger

Und das, wo doch andere Studien beweisen: Wer Urlaub macht, lebt länger. Es steigert die Lebenszufriedenheit und senkt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Viele der Studien haben dabei aber auch herausgefunden, dass nur längere Ferienzeiten diesen Effekt haben – nur ein paar Tage am Stück reichen also nicht aus. Urlaub im Ausland kann außerdem die Kreativität fördern – es hilft dabei, neue Eindrücke zu gewinnen, neue Menschen kennenzulernen und über seinen eigenen Tellerrand hinaus zu blicken.

Also: Natürlich gibt es viele gute Gründe, auf andere neidisch zu sein, wenn sie von ihren nächsten Reiseplänen erzählen. Aber es gibt noch mehr gute Gründe, sich selbst Urlaub zu nehmen. Und davon solltet ihr Gebrauch machen, und weder vacation shamen, noch euch vacation shamen lassen. Dann doch lieber schon mal den nächsten Urlaub planen und vacation embracen!

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Bildquelle: Unsplash unter CC0-Lizenz