Lauren Wuornos: Mit Fotografie gegen Traumata und Einsamkeit

Farbintensiv, leuchtend, eindrucksvoll. Die Fotografie von Lauren Wuornos ist einzigartig. Die jungen Menschen auf ihren Fotos strahlen eine beeindruckende Selbstsicherheit und Schönheit aus. Das Licht ist so bunt, dass man bei der Betrachtung der Bilder meinen könnte, man wäre auf einem Trip. Doch die Künstlerin verrät ZEITjUNG im Interview, dass sie tatsächlich nur mit natürlichen Lichtverhältnissen arbeitet.

Über eine junge Frau, die den Glauben an sich selbst durch die Fotografie wiederfand.

 

Du hast schon im Alter von 17 Jahren fotografiert. Was hat diese Kunstform interessant für dich gemacht?

Ich war schon als kleines Kind sehr kreativ und oft allein. Um mir die Zeit zu vertreiben, habe ich begonnen, durch Malen, Zeichnen und Schreiben kleine Parallelwelten für mich zu schaffen. Mit ungefähr 14 Jahren habe ich mit dem Fotografieren angefangen – zunächst noch sehr fromm. Ich habe in dieser Zeit mit Traumata, Depressionen und Einsamkeit gekämpft. Mit meiner Kamera in die Welt hinaus zu gehen, war etwas Heiliges für mich, das mir nichts und niemand nehmen konnte. Es hat etwas Befriedigendes wenn ich allein für ein Shooting unterwegs bin und so lange mit Muskelkrämpfen an unbequemen Orten kauere, bis ich das Gefühl habe, den Shot zu haben. Ich glaube nicht, dass ich jemals eine Kunstform gefunden habe, die so unmittelbar und eindringend ist.

Ich habe den Eindruck, dass du besonders gerne junge Erwachsene fotografierst. Warum?

Das liegt daran, wen ich gerade erreichen kann. Ich würde gerne einmal eine Serie mit Kindern, älteren Menschen und Tieren machen. Aber das braucht Zeit und eine genaue Vorstellung.

Deine Fotos sind extrem intensiv belichtet. Welchen Vorteil hat das?

Ich fotografiere nur mit natürlichem und vorhandenem Licht. Ich bin neugierig und will sehen, inwieweit man die natürliche Welt in diese Traumwelt einbringen kann. Ich liebe Dinge, die satt und dunkel sind. Ich bin gelangweilt von der Status-Quo-Ästhetik und will Werke schaffen, die uns fordern und überraschen. Es passieren ständig kleine, brillante Momente, die schon an sich magisch und roh sind. Solche Momente sind jedem zugänglich, man muss nur das Auge darauf trainieren sie zu sehen.

Auf vielen deiner Bilder tragen junge Frauen einen Kopfschmuck, der sie wie die Freiheitsstatue aussehen lässt. Ist das Absicht und falls ja, warum?

Ja! Viele Menschen haben das über diese Kronen gesagt, aber das war nicht meine Intention. In dieser Zeit war ich inspiriert von griechischer Mythologie, besonders von der Königstochter Psyche, die in die Unterwelt geht. Ich wollte einen optischen Blickfang fürs Shooting und die Nagelkrone ging schnell und einfach. Ich wünschte, ich hätte die Zeit, alles, was in der amerikanischen Politik abgeht, kreativ zu verarbeiten, aber das ist schwierig und beängstigend. Aber ich hätte einiges zur Freiheitsstatue zu sagen und hoffe eines Tages ein paar beeindruckende Werke zu machen, die ihr ähnlich sind.

Wo fotografierst du am liebsten?

Überall! Das kommt auf meine Stimmung an. Ich möchte öfter nachts in der Stadt fotografieren, muss aber erst meine Ausrüstung aufstocken, damit ich auch wirklich umsetzen kann, was ich mir vorstelle.