Liebeserklärung Bett

Eine Liebeserklärung an: Das Bett

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

 

Ich bin Bettmensch, halb Mensch und halb Bett. Das sang schon Olli Schulz, obwohl er mich nicht kennt hat er mich komplett verstanden. Meine bessere Hälfte ist mein Bett. Und deshalb, liebes Bett, geht diese Liebeserklärung an dich. Du warst bisher viel zu selbstverständlich für mich. Aber ich glaube, nichts und niemand in meinem Leben musste so viel aushalten wie du. Und nichts und niemand wäre bei so viel Aushalten in meinem Leben geblieben. Meine vollste Bewunderung geht an dich. Von mir, die weiß, wie geduldig du bist. Du wirst nur benutzt und stehst trotzdem den lieben langen Tag herum, erwartest mich schon, wenn ich heimkomme, siehst dabei immer unfassbar einladend aus und bietest mir dann noch den gemütlichsten Ort, den es gibt.

 

 

Ich brauche und missbrauche dich. Deine Aufgabe ist, mir ein Platz zum Schlafen zu sein. Aber du bist so viel mehr als das. Auf dir hab ich gelernt, gegessen, getrunken, geflucht, geweint, gezweifelt, geschrien, gelacht, in Kissen geboxt, gekotzt, geknutscht und so. Nach einem langen Arbeitstag lasse ich mich fallen und du fängst mich auf. Du verzeihst mir meine energielose Art, wenn ich meine schweren Glieder auf dir ablege und mich 5 Stunden nicht rühre, genauso wie meine energievolle, wenn ich vor Freude auf dir herumspringe. „Hier ist meine Welt noch friedlich“ spricht mir Olli erneut aus der Seele.

 

Von der Senkrechten in die Waagrechte

 

Unter der Woche gibst du mir die Energie zurück, die mir mein Alltag nimmt. Deine weiche Matratze federt all die harten Tage einfach ab, deine Decke schluckt Sorgen und Ängste. Sonntage gehören nur dir und mir. Genauso wie die Tage, an denen ich krank bin. Dir ist mein Gehuste und Geschniefe egal. Dir ist egal, wie ich aussehe, wie ich rieche, wie viel ich wiege. Die Zeit mit dir allein bedeutet minimalste Bewegung und maximalste Entspannung. Du schaffst es immer, mich von allen emotionalen Extremen runter und von der Senkrechten in die Waagrechte zu bringen, was sowieso den besten Blickwinkel schafft. Da lassen sich Sterne durchs Dachfenster bewundern, Schafe zählen und Spinnen entdecken. Und da lässt sich gut träumen. All meine intensiven Träume – Alpträume und Träume von fliegenden Faultieren – sind möglich deinetwegen.

Vielleicht habe ich nur dank dir diese blühende Fantasie. Vielleicht habe ich auch nur deinetwegen meine Leidenschaft fürs Schreiben entdeckt. All die Geschichten über sprechende Sonnenblumen und Mädchenbanden hab ich auf dir in mein Notizbuch gekritzelt. Und auch Jahre später schreibe ich Gedanken am liebsten in deiner Gesellschaft auf. Weil ich bei dir zu Ruhe komme. Wenn ich auf dir liege und meine Augen schließe, schweben die Wörter im Raum umher und sammeln sich dann in einer bestimmten Reihenfolge auf einem Blatt Papier. Du bist der Ort, an dem sich Fantasie in geschriebenes Wort verwandelt. Und vielleicht auch der Grund, warum ich jetzt hier sitze und diesen Text für dich schreibe.

 

Liebes Bett, manchmal betrüge ich dich.

 

Du bist auch der Ort, an dem nächtliche Gespräche stattfinden. Der Ort, an dem Pläne geschmiedet werden. Der Ort, an dem der morgendliche Kaffee am besten schmeckt. Der Ort, an dem sich Krümel und Fussel sehr wohlfühlen. Der Ort, an dem sich neue Bücher irgendwie anders und besser lesen. Der Ort, an dem morgens beim Blick auf die Uhr Panik ausbricht. Der Ort, an dem abends wieder Ruhe einkehrt. Der Ort, an dem sich ein Kuss zu einem „Ich liebe dich“ entwickelt.

Aber selbst, wenn die Liebe scheitert bist du für mich da. Du fängst Tränen, Schokobrösel und Weintropfen auf. All die Selbstzweifel und wütenden Flüche hörst du dir an und konterst nie etwas, was ich in dem Moment nicht hören will. Du lässt mich leiden, schreien und heulen. Du versuchst nie, mich zu bremsen. Bei dir darf ich machen, bei dir darf ich sein. Auch den viel zu emotionalen, überstürzten One-Night-Stand nimmst du dann wieder auf. Und auch den nächsten Kerl, von dem ich glaube, er sei der Eine, von dem du aber wahrscheinlich schon bei der ersten Berührung weißt, er ist es nicht.

Ich weiß, ich hab es dir noch nie verraten. Aber jetzt bin ich ehrlich: Manchmal betrüge ich dich. Du bist nicht das einzige Bett in meinem Leben. Manchmal brauche ich einfach Abwechslung. Ich hoffe, du kannst mir auch das verzeihen. Aber sieh es positiv: Da hast du Pause. Alle paar Wochen ziehe ich dir was Neues an und ab und zu lass ich dich alleine. Nutz‘ die Zeit und entspann‘ dich, denn eins ist sicher: der nächste Liebeskummer, die nächste Krankheit und der nächste Wutanfall lassen nie lange auf sich warten.