Liebeserklärung an: Den Mittagsschlaf

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

Ich ziehe mir die Decke über die Ohren, sinke in meinen Berg aus Kissen und verdränge jeden Gedanken an all das, was ich eigentlich heute noch unbedingt erledigen muss. Ein letzter Blick auf die Uhr und ich sage pünktlich um 14:07 Uhr „Gute Nacht“.

Lieber Mittagsschlaf,

Du bist der schönste Teil des Tages. Je näher das Ende einer Vorlesung rückt, desto mehr steigt meine Vorfreude auf dich. Und sobald ich meinen BH ausgezogen und schwarze Jeans gegen rosa Pyjamahose getauscht habe, beginnst du.

Ich möchte gerne behaupten, ich hätte mir diese kurze Auszeit jedes einzelne Mal wohlverdient, doch das wäre eine dreiste Lüge. Aber zwischen all den Vorlesungen und durchzechten Nächten an der Bar brauche ich eben diese Ruhe, um wieder in den Normalzustand zurückzukommen. Du, kleines Schläfchen, bist der Reset-Knopf meines Lebens. Dass ich nach der Begegnung mit dir frisch und ausgeruht bin, ist zwar ungefähr genau so häufig der Fall wie der 29. Februar, doch du stehst weiterhin ganz oben auf der Liste meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen.

Das Bett ist nicht nur der Mittelpunkt meiner kleinen Einzimmer-Wohnung, sondern auch eine zentrale Angelegenheit jeden Tages. Klar, Sex ist toll, aber habt ihr mal Mittags an einem anstrengenden Tag einfach zur Welt „Gute Nacht“ gesagt?

Während ich also zwischen Daunendecke, Blümchen-Bettwäsche und Kuscheltieren unauffindbar geworden bin, geht der ganz normale Alltagswahnsinn draußen weiter, nur eben ohne mich. Die Welt muss auf mich verzichten und sich einfach weiterdrehen und das ist gut so. Lassen wir die Anderen ihre Termine wahrnehmen, Deals aushandeln, E-Mails schreiben und telefonieren. Prioritäten soll man setzen und das tue ich hiermit: Ciao, graues Regenwetter. Hallöchen, wunderbare Traumwelt.

Mehr schlafen = Mehr leben

Hier kann ich auf meinem Einhorn über einen Regenbogen reiten, endlich meinen Traummann küssen oder – viel besser – einfach mal ausschlafen. Ich bin abends lange wach, dementsprechend schwer fällt es mir in der Früh, aus den Federn zu kommen. Ich bin das Gegenteil von Morgenmensch und jedem, der von mir verlangt, vor elf Uhr produktiv zu sein, möchte ich unter meiner flauschigen Kuscheldecke den Mittelfinger zeigen.

Wie soll ich auch reibungslos funktionieren, Freunde treffen, Hausarbeiten schreiben, zum Sport gehen, lernen und am nächsten Tag das Gleiche von vorne? Das ist mir auf Dauer nicht möglich, ohne dazwischen die Augen zu schließen. Ich weiß, das ist Jammern auf hohem Niveau. Aber es gibt wenig, was besser ist, als mit Jogginghose und Pizza den Tag im Bett zu vergammeln. Ich habe deshalb nicht gleich die Kontrolle über mein Leben verloren, ich gewinne sie dadurch erst wieder. Ein Job, den nicht mal drei Liter Kaffee übernehmen können.

Verzeih mir, lieber Mittagsschlaf, dass ich dich früher gehasst habe und nicht verstehen konnte, wieso ich wegen dir mein Spielen unterbrechen musste. Jetzt weiß ich, dass ich es ohne dich damals wahrscheinlich nicht einmal geschafft hätte, bis zum Abendessen wach zu bleiben. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.

Als ich gerade die Tiefschlafphase erreicht habe, werde ich unsanft von einem Telefonanruf geweckt. Ob ich Lust auf eine spontane Shoppingtour habe, fragt eine Freundin. 15:28 Uhr. Ich lehne gähnend ab und verweise sie auf meine Geschäftszeiten: Für soziale Interaktion habe ich nur von 11 bis 14 Uhr geöffnet und dann wieder ab 18 Uhr, dafür dann mit open end.

Ich drehe mich nochmal um und versinke sofort wieder im tiefen, traumlosen Schlaf. Der Grat, den ich jetzt betrete, ist schmal: „Komplett ausgeruht und hoch motiviert für eine ausgiebige Lernphase“ vs. „Völlig zerstört mit jeglicher Unkenntnis über Tag, Monat und Jahr“. Niemand kann sicher sagen, wie es ausgehen wird, aber ich habe da so eine Vorahnung…

Schlaft gut, meine Lieben!

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Bildquelle: Unsplash unter CC0-Lizenz