Liebeserklärung an: die sturmfreie Bude
Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!
Das süße Wörtchen sturmfrei lässt bei mir im Kopf automatisch einen Film ablaufen – Kevin allein zu Haus, wie er begeistert durchs ganze Haus tanzt, weil seine Familie ihn Zuhause vergessen hat und ohne ihn in den Urlaub geflogen ist. Endlich kann er tun und lassen, worauf er Lust hat, ohne dass ihn irgendwer dabei stört. In meinem Kopf stehe ich an Kevins Stelle und sehe die vielen Möglichkeiten vor meinem inneren Auge, so viele Möglichkeiten. Und es liegt ganz und gar bei mir, wie ich die kommenden freien Tage nutze – oder eben nicht nutze. Vielleicht mache ich auch einfach gar nichts.
Kinder, ihr habt am Wochenende sturmfrei!
Früher, als wir noch bei den Eltern gewohnt haben, gab es keinen schöneren Satz als: „Wir sind übers Wochenende weg, Kinder“. Sturmfrei! Halleluja, das wird ein Fest. So richtig cool wurde das Sturmfrei-Haben so ungefähr ab 16, dann hieß es nämlich nur eins: Hausparty. Woran das wohl liegt, dass die geilsten Partys immer die waren, die eigentlich gar nicht erlaubt waren? Achja, der Zauber des Verbotenen. Auf die nächtliche Verwüstungs-Party folgte das große Aufräumen am Tag danach. So schnell und sauber wie möglich musste das Haus wieder auf Hochglanz gebracht werden. Wenn es doch nur einen Reset-Knopf gegeben hätte, schwups, schon sähe alles wieder so aus, wie Mama und Papa es hinterlassen haben. Panisch wurden die letzten Kissen aufgeschüttelt, Kronkorken in die nächste Ecke geschleudert und die Fenster aufgerissen – als das Motorengeräusch von Papas Auto bereits zu hören war. Schnell mussten noch gute Ausreden her für den dunklen Fleck an der Wand und das Loch im vorher makellosen Parkettboden. Äh, ja, ich…hab meinen Laptop fallen lassen, als ich meine..meine Hausaufgaben gemacht habe. Logisch. Und der Fleck? – Das war die Katze. Vermutlich.
Das Kevin Allein zu Haus-Glücksgefühl
Irgendwann sind wir dann ausgezogen und wenn wir heute heimkommen und das Haus ganz für uns alleine haben, werden wir den Teufel tun und Leute einladen. Wir brauchen sowieso endlich mal wieder unsere Ruhe, die Entspannung haben wir uns verdient. Die leeren Flaschen werden gegen leere Pizzakartons und Nudel-Boxen ausgetauscht, wir sind viel zu faul uns extra was zu kochen – wir haben schließlich sturmfrei und bestellen uns unser Essen einfach bis vor die Haustüre. Aufräumen tun wir dann später, eventuell. Tatsächlich schieben wir das Saubermachen dann aber so lange vor uns her, bis wir uns vor lauter Verpackungsmüll, Büchern, Zeitschriften und Decken keinen Weg mehr vorn der Couch runter bahnen können. Ähnlich sieht die Lage aus, wenn du in der Studenten-WG ausnahmsweise mal sturmfrei hast. Bei vier Mitbewohnern lungert immer einer daheim rum, nie hast du ganz deine Ruhe. So sehr du deine WG-Kumpanen auch liebst, wenn sie einmal im Jahr alle ausgeflogen sind, genießt du es, das ganze Reich für dich zu haben. Der Teller Nudeln bleibt vier Tage lang unberührt in der Spüle stehen, auf Abspülen hast du auch so gar keine Lust. Ist ja auch total egal, dich stört es nicht und außer dir ist niemand hier. Niemand, der dich schief ansieht, wenn du erst um zwölf mittags aus dem Bett krabbelst, niemand, wegen dem du auf dem Klo die Türe zumachen musst und niemand, der sich über deine Musik beschwert, zu der du lauthals mitsingst. Und vor allem niemand, der dich mit seiner Anwesenheit daran hindert, den ganzen Tag nackt herumzulaufen.
Me, myself and I
Es gibt wenig Vergleichbares, was uns nachhaltig so sehr entspannt, wie ein paar freie Tage in der leeren WG. Wenn wir einfach wir selbst sein können und uns in einem gesunden Maß gehen lassen können. Das lassen wir uns dann auch von niemanden nehmen. Auf Nachfrage deiner besten Freundin, ob ihr noch was unternehmen wollt, sagst du freundlich aber bestimmt nein. Für die nächsten paar Tage wirst du dein Schloss nämlich für nichts und niemanden verlassen. Dein Sozialleben ist für eine kurze Zeit auf Eis gelegt und das ist auch gut so. Du bleibst Zuhause und genießt die Ruhe vor dem Sturm, wenn der gewöhnliche Alltag wieder losgeht und die Bude wieder voll ist, weil deine Mitbewohner von ihrem Wochenende bei den Eltern wieder zurückkommen. Und bis dahin: Ciao, ich bin abgemeldet und für die Außenwelt erst wieder ab Montag empfänglich.
Bildquelle: via Pexels unter CC0 Lizenz