Liebeserklärung an: die Ehrlichkeit, die wir alle viel mehr leben sollten

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

Ehrlichkeit ist die mit am höchsten angesehenste Tugend. Man sucht sie in Beziehungen, in Freundschaften und im Berufsleben. Nur leider setzt sie sich meistens nicht durch. Wir suchen nach Ehrlichkeit und lügen doch wieder. Es beginnt mit den kleinen Lügen, „ja, mir geht es gut“ und geht weiter, bis niemand mehr genau weiß, wem er hier überhaupt etwas vormacht. Die meisten Initiativen in den letzten Jahren haben letztendlich nur damit zu tun, dass wir ehrlicher zueinander sind. Egal, ob Body-Positivity oder #metoo. Jede gesellschaftliche Bewegung beginnt mit Ehrlichkeit, manchmal nur von einem Einzelnen. Und diese beginnt in erster Linie damit, dass wir ehrlich zu uns selbst sind. Weil wir, auch wenn wir es gerne versuchen, uns selbst nicht über lange Zeit hinweg belügen können. Es mag eine Zeit lang funktionieren, aber die Wahrheit kommt immer irgendwann ans Licht. Das Leben ist selten so perfekt, wie es auf Instagram aussieht. Die Absage war schwer hinzunehmen, auch wenn man ein Pokerface bewahrt. Der Abschied schmerzt. Die Hose ist unbequem. Menschen, die ehrlich sind, werden bewundert für ihren Mut. Man sieht auf zu einer Greta Thunberg, die ausspricht, was sich jeder angesichts eines sich verändernden Klimas denkt; sie zeigt, dass sie Angst hat. Man bewundert Influencer, die selbstbewusst zu ihren Makeln stehen und diese in eine Kamera halten, ohne sie hinter Filtern zu verstecken. Leider sind diese Menschen trotz des hohen Ansehens der Ehrlichkeit immer noch in der Unterzahl.

Ehrlichkeit erfordert vor allem Mut

Vermutlich schlicht und einfach, weil die meisten es sich nicht trauen, die Wahrheit zu sagen. Dabei wäre es so wichtig. Seid ehrlich zueinander! Sagt, wenn ihr keine Lust habt, sagt, wenn es euch schlecht geht. Und vor allem – belügt euch nicht selbst. Ehrlichkeit, Authentizität ist genau deswegen schwer, weil niemand dem eigenen Versagen ins Auge blicken möchte. Aber egal wie schwer es fällt, es ist so befreiend, es irgendwann doch zu tun.

Ehrlichkeit macht menschliche Beziehungen schön

Kein Gesicht ist schöner als eines, das komplett ungeschminkt ist. Freundschaften werden erst wirklich tief, wenn man die ehrlichen, die echten Momente miteinander teilt. Die, in denen man Angst hat. Die, in denen man mit verheulten Augen auf dem Boden sitzt und gesteht, dass man nicht mehr weiterweiß. Ehrlichkeit erspart einem den Beziehungsratgeber, wenn man sie lebt. Ein ehrliches Liebesgeständnis ist so viel mehr wert, als perfekt zurecht gelegte Worte im vermeintlich passenden Moment. Speckröllchen, Cellulite und Konsorten machen nicht unattraktiv – sich gehemmt zu fühlen, weil man diese verstecken möchte, schon. Menschen ohne Ecken und Kanten, ohne Probleme flutschen durch die Hände wie ein glitschiger Fisch, weil man immer das Gefühl hat, dieser Person nie wirklich nahe zu sein. Weil man immer nur die Außenansicht kennt.

Die Fassade hat eh keinen Wert

Und ganz ehrlich, welchen Wert hat schon die Fassade, wenn jeder, wirklich jeder, mal an demselben Punkt in seinem Leben war. Jeder Mensch hat Momente, in denen er an sich selbst verzweifelt. Jeder tut sich manchmal schwer, morgens aus dem Bett zu kommen, weil alles irgendwie sinnlos erscheint. Wir sind nun mal alle Menschen und diese Spezies ist ziemlich verkorkst. Und an den meisten Tagen bringen alle Filter der Welt nichts, um die Welt ins Gleichgewicht zu rücken. Die Mauer aufrecht zu erhalten, bringt niemand etwas. Darüber zu sprechen hingegen schon.

Und noch einmal…

Das klingt alles so sehr nach Pathos, dass es schon fast schmierig wird. Aber offen zu sein, bedürftig zu sein, jemandem zu gestehen, dass man ihn mag oder braucht, erfordert verdammt viel Mut. Vielleicht muss man es deswegen wieder und wieder hören, auf die stumpfsinnigste Art und Weise wiederholen, bis man endlich daran glaubt. Bis man endlich einsieht, dass ein Haus erst dann zu einem Zuhause wird, wenn die Dielen abgelatscht sind und der Küchentisch Kaffeeflecken hat. Dass der beste Pulli immer der mit den größten Löchern in den Ärmeln ist. Dass Ehrlichkeit das Schönste auf der Welt ist.

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Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz