Liebeserklärung an: den Keks

Liebeserklärung an: den Keks

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

Lieber Keks,

du krümelst, du enthältst reichlich Zucker und Fett. Eigentlich keine guten Voraussetzungen, um mit jemandem eine innige Beziehung einzugehen. Aber ich mag dich trotzdem. Denn du hast schon unzählige Male mein Knusperherz erobert und schaffst es immer wieder. Ob nun in mir bekannten oder neuen Inkarnationen, du hast es geschmacklich einfach drauf. Bissen für Bissen pure Glückseligkeit.

 

Alles Keks, aber alles anders

Dich gibt es in klein und groß, in trocken und sahnig, in schokoladig-knackig, nussig-vital und zuckrig-überladen. Das ist eben auch eine deiner Stärken: Du bist ein kulinarisches Chamäleon. Das Wort Keks beschreibt kurz und knapp eine kleine Leckerei, die aus Teig besteht und im Mund zerbröselt. Doch zwischen all deinen Ausführungen liegen eben ganz viele Nuancen. Wir Deutschen zelebrieren dich als Spekulatius und als Zimtstern, die Schotten freuen sich über dich als buttrig-zartes Shortbread, die US-Amerikaner über opulente Chocolate Chip Cookies und die Italiener bei jedem Espresso über die obligatorischen Cantuccini. Alles Keks, aber dennoch alles anders. The Magic of Crumb.

Manchmal wirst du sogar in künstlerische Artefakte eingebaut beziehungsweise dienst als Muse. Jemand wie Jack Johnson hat dem Gegenstand einen ganzen Song gewidmet, mit dem wir dich absolut verbinden: der Keksdose. Auch, wenn die gute alte Keksdose hier eher als Metapher gemeint ist, und zwar im Sinne von „Nimm dir von dem, was wir Leben nennen, nur so viel, wie du vertragen kannst“ – das Wort „Cookie“ spricht Bände. Und als ich noch Milchzahnträger war und einen Großteil meiner Zeit vor dem Game Boy verbrachte, warst du gar der, im wahrsten Sinne des Wortes, wichtigste Baustein eines meiner liebsten Puzzle-Spiele. Mit anderen Worten: Man kann dich nicht nur essen, sondern auch hören und digital stapeln.

Von Double-Chocolate-Cookies und věnečky

Wenn ich im Supermarkt vor dem Keksregel stehe, dann weiß ich gar nicht, in welcher deiner zahlreichen Inkarnationen ich dich in meinen Einkaufskorb schmeißen soll. Greife ich zum klassischen Doppelkeks mit Kakaocremefüllung? Zum dänischen Buttergebäck? Zum Double-Chocolate-Cookie im XXL-Format? Wie soll man so viel krümeligen Genuss überhaupt aushalten? Man kann dich immer wieder auf neue Art genießen, die Abwechslung kommt nicht zu kurz. Vor ein paar Wochen habe ich dich in einer Variante als veganen Doppelkeks mit Vanillecreme entdeckt. Ein, ich war selbst überrascht, ausschweifendes Fest für meinen Gaumen. Und erst kürzlich hat mir ein Arbeitskollege dich, lieber Keks, in einer Ausführung geschenkt, die mir bisher gänzlich unbekannt war. Tschechische věnečky aus dunklem Kakaoteig. Gibt es dich eigentlich auch als Studienfach? „Cookie Studies“? Ich wär‘ dafür.

 

Hinaus aus der cremigen Verankerung

Mittlerweile begleitest du mich auch häufig, wenn ich ein anderes meiner favorisierten Desserts genieße: Eiscreme. Ob bei Premiummarken wie Ben & Jerry’s und Häagen-Dazs oder deren günstigen „Kopien“ beim Discounter, als roher Keksteig hast du es in den Eiscreme-Mainstream geschafft. Ein herrliches Gefühl, wenn du von sahnigem Vanilleeis umschlossen bist, man dich behutsam mit dem Löffel aus deiner cremigen Verankerung löst und anschließend diese exquisite Diskrepanz auf der Zunge spürt: Süß und sahnig hier, krümelig und leicht salzig dort. Ein Dreamteam, ein Knusperkracher, eine magische Melange. Noch ein Löffel, und noch ein Löffel…huch, war der Becher nicht eben noch randvoll?

 

Nur der, der deine Vielfalt schätzt, hat dich verstanden

Ich mag dich, lieber Keks, einfach zu allen Jahreszeiten. Auch im Sommer. Dann lasse ich dich als Oreo-Doppelkeks in kalter Milch einweichen. So lange, bis der dunkle Teig bis in den letzten Krümel die Milch aufgenommen hat und nur noch deine weiße Creme als Plättchen die konsistenztechnische Contenance bewahrt. Das, was man dann genüsslich löffeln darf, ist ein cremig-milchig-schokoladiger Hochgenuss. Gleiches gilt für den klassischen Butterkeks, wenn ich dich in Vanillemilch oder Kakao lege und darauf warte, dass du die Flüssigkeit in dir aufnimmst.

Was, andere finden das merkwürdig? Sie sagen, ein Keks ist nur ein echter Keks, wenn er krümelig im Mund landet? Dann haben sie dich nicht verstanden, lieber Keks. Denn genauso vielfältig wie du bist, geben sich eben auch die Varianten, dich zu verspeisen. Soll es doch jedem selbst überlassen sein, ob er dich mit einem Bissen verschlingt, an dir herumnagt, dich einweicht, dich in zwei Teile bricht und deine Füllung ableckt oder dich über Vanilleeis zerbröselt. Du bleibst für mich das, was du schon immer warst und auf ewig sein wirst: lecker.

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Bildquelle: Via Unsplash unter CCO-Lizenz