Liebeserklärung Kuscheltier Kindheit Leben

Liebeserklärung an: das Kuscheltier

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

Liebster Teddy, du bist mein treuester Begleiter und Bettgenosse. Seit nunmehr 20 Jahren sind wir ein Herz und eine Seele und ein Leben ohne dich könnte ich mir niemals vorstellen. Zwar würden böse Zungen behaupten, dass ich längst zu alt für einen Stoff-Begleiter wär, der mir nicht gerade Hanf oder Peps erdealt. Aber weißt du was? Die können uns mal sanft und sorgfältig. Schließlich ist unsere Beziehung einmalig fest und flauschig.

Ein flauschiges Stück Kindheit

Wie wir zusammen fanden, war bezeichnend, denn du kamst, als ich die bis dato größte Not und den heftigsten Schmerz in meinem vierjährigen Leben erfuhr. Schließlich hatte mein kleiner Bruder meinen alten Teddy mit kaltblütiger Intriganz (meine Erfassung) aus Versehen (Erfassung meiner Mutter) aus dem Kinderwagen gekickt und somit in die Tiefen der Ostsee befördert, wo er auf ewig verschwand, so munkelt man. Ein riesiges Loch wart in mein junges Herz gerissen, das du und deine rote Schleife sofort zu verschließen vermochten. Und das nicht zum letzten Mal in meinem Leben. Zwar gab es Jahre der Distanz, die aber niemals daran liegen konnten, dass du mir nicht mehr wichtig warst. Vielmehr bist du in einer albtraum geplagten Nacht unter der Matratze des Elternbettes verschwunden, in das ich wahnsinnig vor Angst mit dir geflohen war. Beim späteren Wiedersehen warst du sehr platt. Und ich erst! Fortan hast du mich oft in gewittrigen und angsterfüllten Nächten beschützt und als du eng unters Kinn gepresst an mir lagst und kein Bein mehr unter der Bettdecke hervorragte, wusste ich, dass ich jetzt doch keine irrationale Angst mehr vor Mr. Bean haben muss. Und als irgendwann die Dämonen unter dem Bett verschwanden und eine Etage höher in meinen Kopf kletterten, warst du immer noch an meiner Seite.

Teddy-Bärchelorette

Stumm hast du mir dabei zugesehen, wie ich pubertierend sowie in tiefem Selbstmitleid schwelgend geheult und über das Leid der Welt und vor allem über mein eigenes nachgedacht habe und edel, wie du bist, hast du nie geurteilt. Auch warst du da, als ich Hals über Kopf in verschiedene Jungs und in Leonardo di Caprio verknallt war und an die Decke starrend dementsprechende Musik hörte und als zukünftige Mrs. Dawson immer nur „Jack“ dachte. Dass du direkt neben mir lagst und ich dich pietätlos ignoriert habe, hast du akzeptiert und mich trotzdem jeden Abend mit deinen Knopfaugen begrüßt. Aber ich habe es dir gedankt, denn im Laufe der Jahre sind die nachgezählten 23 Kuscheltiere aus meinem Bett gewichen und nur du bist übrig geblieben. Nach heutigem Verständnis müsste ich dir für deine Toleranz und dafür, dass du mich gedanklich mit anderen Männern teilst, eine Rose geben und unser Glück auf einem gemeinsamen Instagram-Account ausschlachten. Eventuell würden wir dann irgendwann Händchen haltend bei RTL auf der Couch sitzen und Frauke Ludowig von unserer innigen Liebe erzählen, während wir die Wahrhaftigkeit unserer Aussagen mit einem in Zement gegossenen Lächeln untermauern.

Mal an meiner Seite, mal im Schrank

Schließlich schafft es nichts und niemand, meine Zuneigung zu dir zu schmälern. Auch der Auszug von zu Hause und der Umzug in die Studienstadt konnten dem keinen Abbruch tun. Faktisch warst du das erste, was im Koffer landete – immerhin bist du die Konstante in meinem Leben. Jungs und Männer kamen und gingen, aber du warst immer da und manchmal auch, nun ja, im Schrank. Einige seelische und körperliche Exkursionen wollte ich dir dann doch ersparen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir gemeinsam schon verdammt viel erlebt haben. Egal, ob auf Reisen in andere Länder oder in andere Lebensabschnitte. Wahrlich sind wir neben Paddington und Familie Brown und Ted und John Bennett nicht die einzige feste und flauschige Symbiose. Denn der Besuch in sämtliche Studentenwohnungen dieses Kontinents hat mir bewiesen, dass selbst die tougheste BWL-Studentin und der heftigste Leistungssportler in seinem Zimmer ein kleines Kuscheltierchen haben, das klammheimlich irgendwo zwischen Decken und Kissen versteckt liegt und in Momenten, in denen keiner guckt, vorm Schlafengehen herausgekramt wird.

Lieber Teddy, ich weiß zwar nicht, wie lange wir noch nebeneinander nächtigen werden. Aber so lange dir niemand mein Beisein streitig macht, wirst du der einzige Bettmitbewohner in meinem Leben bleiben. Bis du irgendwann mal bei meinen Kindern im Bett schlummern und sie vor Monstern jeglicher Art beschützen wirst.

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Quelle: Pexels unter CC0 Lizenz