Laces of Honor Paula Mariane

Harte Schale, weicher Kern: Das Fotoprojekt „Laces of Honor“ gibt Einblicke in die brasilianische Armee

Viele von uns haben keine Vorstellung davon, wie es in der Armee zugeht. Manchmal kommen uns Vorurteile oder Vermutungen zu Ohren, aber selten sind wir über die Realität im Bilde. Kein Wunder, schließlich haben wir selten direkten Kontakt zu Leuten in der Armee und wissen dementsprechend auch nicht, wie so ein Alltag dort abläuft oder welche Personen dort eigentlich tätig sind.
Wenn wir uns den Bildern von der brasilianischen Fotografin Paula Mariane widmen, kommt Licht ins Dunkel. Als erste Zivilistin der Geschichte hat sie die brasilianische Armee über mehrere Jahre begleitet und deren tägliches Leben dokumentiert. Wie sie dazugekommen ist und was für eine prägende Erfahrung das war, erzählt sie im Gespräch mit ZEITjUNG.

 

ZEITjUNG: Was hat dich dazu inspiriert, die Fotoserie „Laces of Honor: The other side of the Brazilian Army“ zu beginnen und wie können wir den Titel verstehen?
Paula Mariane: Ich war nie an Natur- oder Landschaftsfotografie interessiert. Ich wollte Bilder von Menschen sehen. Außerdem wollte ich mich immer mit Geschichten befassen, über die noch nicht berichtet wurde. Aus diesem Grund bin ich auch die erste Zivilistin, die über das alltägliche Leben in der brasilianischen Armee berichten wollte und letztlich auch konnte. Ich bin stolz auf diese Reportage, weil die brasilianischen Streitkräfte für die Zivilbevölkerung zuvor nicht zugänglich waren. Viele Leute wussten gar nicht, was sie taten und wie sie aufgebaut waren. Ein großes Augenmerk lag darauf, die auszubildenden Kämpfer der brasilianischen Armee zu dokumentieren und gleichzeitig war es mir wichtig dem Wissensrückstand über die brasilianischen Streitkräfte entgegenzuwirken . Wie gesagt, es ist das erste Mal, dass dieses Thema aus einer zivilen Perspektive dargestellt wird.

Wie lange hast du die Militärakademie begleitet, um so einen nahen Einblick in ihren Alltag zu bekommen?
Paula Mariane: Ich habe die Akademie der brasilianischen Streitkräfte fast vier Jahre lang begleitet. Das Projekt habe ich daraufhin am 5. Februar 2016 begonnen.

Wie hast du, als Zivilistin Zugang zu diesem Feld bekommen?
Paula Mariane: Als ich ein Jahr studiert hatte, hat die brasilianische Armee einen Kurs für Journalismusstudenten angeboten mit der Ambition, den Studenten die Streitkräfte näher zu bringen. So traf ich die Streitkräfte zum ersten Mal in meinem Leben. Ich habe keine Eltern oder Verwandten dort.

Was war das größte Problem für dich, als du diese Fotos geschossen hast?
Paula Mariane: Mein größtes Problem war, an meine eigenen Ideen zu glauben, wenn ich mich mit ihnen allein fühlte. Aber ich bin nie alleine gewesen. Gott war bei mir. Ich habe oft „NEIN“ gehört, aber ich habe nie aufgegeben. Ich bin extrem hartnäckig, was gut und schlecht ist. Ich habe wichtige Leute gefunden, die mir geholfen haben und hatte Unterstützung von vielen Leuten aus der Armee. Außerdem hat mir ein schweizerischer Freund, der auch Fotograf ist, eine neue Kamera gegeben, weil er auch in dem gleichen Bereich wie ich arbeitet und mir helfen wollte. Ich bemerkte, dass die Unterstützung Ländergrenzen überschritten hatte, worüber ich nach wie vor sehr froh bin.

Was war das faszinierendste Ereignis, das du beim Fotografieren während deines Projektes erlebt hast?
Paula Mariane: Das faszinierendste Ereignis, das ich erlebt habe, war, den Pico das Agulhas Negras gemeinsam mit der Armee zu erklimmen. Es ist der fünfthöchste Gipfel in Brasilien. Diese militärische Aktivität wurde von einer Spezialabteilung organisiert, einer Gruppe, die als militärischen Elite gilt, die in der Akademie arbeitet.

Was müssen die Menschen über die Armee wissen?
Paula Mariane: Es ist eine sichere Karriere, aber es ist nicht leicht. Ich habe gesehen, wie die Soldaten arbeiten und leiden. Das ist sehr schwer. Aber ich habe andererseits auch viel über besondere Einsätze erfahren. Die Armee verrichtet beispielsweise viel soziale Arbeit, die vielen Leuten hilft. Darüber redet leider fast niemand.

 

Nochmal zurück zu deinen Bildern – was macht ein gutes Foto für dich aus?
Paula Mariane: Deine Kamera ist letzten Endes nicht das Wichtigste in deiner Karriere als Fotograf. Bevor du ein guter Fotograf wirst, musst du ein guter Mensch sein. Es ist ein großer Vorteil, wenn du deine Vorurteile in Neugier und Empathie umwandeln kannst, sodass du die Welt auf eine bessere Weise beeinflusst. Unser Wesen ist der Schlüssel für ein gutes Foto. Vergiss nicht, wo du herkommst und wer du bist. Bedanke dich für alles.

Laces of Honor Paula Mariane

Laces of Honor Paula Mariane