Drei Menschen mit Regenbogenflaggen und Demo-Plakaten

Linkssein früher und heute – ein Generationenkonflikt?

Die politische Linke – was genau bedeutet das heutzutage eigentlich? Viele Stammwähler der Linken haben sich mittlerweile von ihrer Partei distanziert. Immer häufiger hört man, dass Linkssein nicht mehr das ist, was es einmal war. Aber was genau heißt es heute, links zu sein? Und ist das aktuelle Konzept von Linkssein wirklich nicht mehr mit dem ursprünglichen Grundgedanken vereinbar?

Linke Werte sind wichtig – daran besteht wohl kein Zweifel. Linkssein, das kann vieles bedeuten. Es kann bedeuten, antirassistische Arbeit zu leisten. Es kann heißen, sich gegen Sexismus, gegen Homo- und Transphobie zu stellen. Es kann heißen, für die Umverteilung des Vermögens innerhalb einer Gesellschaft zu kämpfen. Es kann heißen, zu gendern und es kann heißen, gegen Polizeigewalt auf die Straße zu gehen.

Im weitesten Sinne steht Linkssein für soziale Gerechtigkeit – ein Thema, das für die Mehrheit der deutschen Bevölkerung zu einem der wichtigsten unserer Zeit zählt. Ein linkes Thema, das im Programm der Linkspartei so stark verankert ist wie bei keiner anderen Partei. Wie kann es sein, dass Die Linke bei der letzten Wahl dennoch derart schlechte Ergebnisse erzielt hat?

Die Wahlniederlage und ihre Ursachen

Bei der letzten Bundestagswahl hat die Linkspartei ihren Stimmanteil im Vergleich zu 2017 gekonnt halbiert. Besonders starke Verluste musste die Partei dabei in Ostdeutschland einstecken – also genau dort, wo sie für gewöhnlich richtig glänzen kann (Quelle: Statista, vgl. Ergebnisse der Bundestagswahl 2017 und 2021).

Wie sich die Parteivorsitzenden Susanne Hennig-Wellsow und Janine Wissler nach der Wahlniederlage eingestanden, liegen die Probleme der Partei tiefer als in einem misslungenen Wahlkampf. Die beiden sprachen davon, dass die Partei neu strukturiert werden sowie ihre Außenwirkung verändert werden müsse.

Auch Dietmar Bartsch, Fraktionsvorsitzender der Linkspartei, gesteht sich ein, dass die Linke als einzige linksorientierte Partei stark abgebaut hat – während SPD und Grüne entscheidende Gewinne verzeichnen konnten.

Die Wahlniederlage der Linken kann also nicht darauf zurückzuführen sein, dass linke Grundgedanken an sich den Menschen nicht zusagen. Ansonsten wären SPD und Grüne schließlich auch nicht derart erfolgreich gewesen. Bartsch räumt ein, dass eine Ursache des Wahlergebnisses mit Sicherheit darin bestehe, dass die Linke in den vergangenen Jahren nicht als geschlossene Fraktion aufgetreten, sondern von innerer Zerrissenheit geprägt gewesen sei. Danke, Wagenknecht!

Denn tatsächlich: Die Linke scheint sich durch ihre zunehmende Ausdifferenzierung selbst ins Aus zu schießen. Dabei sollte der Zwist, den wir auf parlamentarischer Ebene aktuell zwischen Sahra Wagenknecht und gefühlt dem gesamten Rest der Partei beobachten, eigentlich niemanden wundern – denn es ist nichts anderes als ein Abbild dessen, was auch gesamtgesellschaftlich unter Linken und ehemaligen Linken zu beobachten ist.

Es scheint ein „altes“ und ein „neues“ Links zu geben. Das wiederum ruft eine Art Generationenkonflikt hervor und bringt die Tatsache mit sich, dass obwohl – oder gerade weil – Linkssein doch so vieles heißen kann, offenbar viele Menschen nicht mehr wirklich wissen, wofür genau man eigentlich steht, wenn man „links“ ist.