LSD statt Therapie: Microdosing bei Depressionen

Partydrogen wie LSD waren in unserer Gesellschaft lange stigmatisiert. Nun zeigen Studien, dass Microdosing bei Depressionen und Ängsten helfen sollen.

Marc frühstückt LSD. Jeden Morgen schneidet er sich von einer daumennagelgroßen LSD-Pappe einen Schnipsel ab und lässt ihn auf der Zunge zergehen. Dann setzt er sich auf die Couch, öffnet die Instagram-App und scrollt eine halbe Stunde lang durch seinen Feed – so lange dauert es, bis das LSD wirkt und Marc sich zu alltäglichen Aufgaben wie Einkaufen und Lernen aufraffen kann. Marc leidet seit Jahren an Depressionen. Ob in der Uni-Vorlesung, auf der Arbeit oder in der U-Bahn: Angstzustände sind Marcs unerwünschter Begleiter im Alltag.

Jahrelang hat es Marc mit der konventionellen Therapie versucht, allerdings erfolglos. Vor einem Jahr ist er nach ausgiebiger Online-Recherche auf das junge Phänomen „Microdosing“ gestoßen. Für Marc war schnell klar, dass er es ausprobieren will. „Wenn ich mir nur Drogen reinziehen muss, um meinen Alltag besser zu meistern, dann mach ich es gerne“, sagt er. 

Inzwischen nimmt Marc seit einem Jahr regelmäßig LSD, seinen Stoff bekommt er von Bekannten, die in der Berliner Drogenszene unterwegs sind. Angstzustände hat Marc nur noch selten. Sein Alltag hat sich damit stark verändert: „Ich habe mich früher immer hoffnungslos und wertlos gefühlt, mit dem Konsum von LSD sind meine Unsicherheiten und Panikattacken fast verschwunden.“

Es geht nicht darum, „high“ zu werden

Microdosing ist ein Trend, der aus dem Silicon Valley kommt, wo Start-Up-Gründer LSD einnehmen, um ihre Produktivität zu steigern und kreativer zu werden. Der Trend ist längst auch auf Europa übergeschwappt. Beim sogenannten Microdosing nehmen Menschen regelmäßig kleine Mengen psychoaktiver Substanzen ein. 

LSD ist nicht die einzige psychotrope Substanz, die im Rahmen des Microdosing eingenommen wird. Meskalin, DMT und Psilocybin, letztere auch als „Magic Mushrooms“ bekannt, gehören zu den Halluzinogenen, die eine ähnliche Wirkung wie LSD haben. Die Faustregel für Microdosing lautet: Nur ein Zehntel der Dosis, die man braucht, um „high“ zu werden. Für das Microdosing mit LSD beispielsweise bedeutet das: zehn bis zwanzig Mikrogramm am Tag. 

Vom Microdosing erhofft man sich keinen Rausch. Die angestrebte Wirkung ist meist subtil: Mehr Gelassenheit im Alltag, die Beflügelung der Kreativität und die Steigerung der Produktivität.