Hexenverbrennung Pilz Getreide LSD

Echte Hexen oder ein schlechter Trip? Eine Erklärung für die Hexenprozesse in Salem

Die Hexenprozesse von Salem im Jahre 1692 sind in ihrem Ausmaße wohl legendär, denn binnen eines Jahres wurden mehr als 400 Menschen der Hexerei beschuldigt und teils verbrannt, gefoltert oder weggesperrt, ehe der Horror ein plötzliches Ende fand. Jetzt ist die Tumblr-Gemeinde auf die Forschungsergebnisse der Wissenschaftlerin Linnda Caporael gestoßen, die sich mit den Ursachen der Anschuldigungen auseinandergesetzt hat. Scheinbar war ein toxischer Getreidepilz namens Mutterkorn, der ähnlich wie LSD wirkt, Schuld an den „dämonischen“ und halluzinogenen Krämpfen der Opfer, die daraufhin unschuldige Menschen der Hexerei bezichtigten.

 

Die Hexenprozesse in Salem

 

Die Salemer Hexenprozesse fanden im Februar 1692 ihren Anfang, als einige Mädchen des Dorfes Salem plötzlich epileptische Anfälle bekamen und unkontrolliert zitterten, schmerzerfüllt schrien und plötzlich ohnmächtig wurden. Sie klagten über starke Schmerzen im Darm, ein Kneifen und Stechen unter der Haut sowie unerklärliches Würgen und gaben an, von anderen Dorfbewohnern verhext worden zu seien. Infolgedessen wurden mehrere Menschen ermordet oder inhaftiert. Heutzutage wirkt es so, als ob die Anschuldigungen der Mädchen Hirngespinste und frei erfunden wären, um bestimmten Menschen zu schaden. Tatsächlich aber haben Nachforschungen der Verhaltenspsychologin Linnda Caporael ergeben, dass diese auf wahrhaftige kurzzeitige Veränderungen der Psyche zurückzuführen sind.

 

LSD-Pilze im Brot

 

In ihrer bereits 1976 verfassten wissenschaftlichen Arbeit „Die Hexenprozesse von Salem: Die Pilztheorie. Hexe oder psychedelischer Trip?“ schildert sie, dass der Sommer 1691 von einer starken Regenperiode geprägt war, die das Wachstum des Mutterkorns, eines speziellen Pilzes, begünstigte. Dieser befällt vor allem Roggen, welcher früher vielerorts als Hauptgetreide benötigt wurde. Demnach könnte das feuchte Wetter die ideale Voraussetzung dafür gewesen sein, dass das Getreide massiv mit diesem Pilz infiziert wurde. Caporael vermutete, dass die betroffenen Mädchen Brot gegessen hatten, das aus dem kontaminierten Roggen gebacken wurde, und anschließend halluzinierten. „Das psychedelische Halluzinogen LSD wurde anfangs aus einem Extrakt des Mutterkorns produziert„, erklärt sie in ihrer Studie. „Aber wenn es gegessen wird, kann der Cocktail aus giftigen Neurotoxinen und Halluzinogenen, der sich in dem mit Mutterkorn verseuchten Korn befindet, in einem ’schlechten Trip‘ resultieren. Eine Mutterkorn-Vergiftung kann dann zu Krampfanfällen, Erbrechen, einem Kribbelgefühl unter der Haut und Halluzinationen führen.“

 

Das plötzliche Ende eines kollektiven Trips

 

Jene Symptome decken sich exakt mit denen der betroffenen Mädchen, die unter Eid schworen, Lichter und Gestalten gesehen zu haben, die niemand sonst vernehmen konnte. Daher schlussfolgert Caporael, dass die Mädchen unter einer Mutterkorn-Vergiftung litten. Da geerntetes und gelagertes Korn auch im Winter gegessen wird, müssen die Auswirkungen der Pilzvergiftung auf die Bevölkerung stetig gewachsen sein. Im Mai 1693 endeten die Hexenprozesse dann abrupt. Zu diesem Zeitpunkt waren 20 Menschen zum Tode verurteilt, 55 gefoltert, 150 inhaftiert und weitere 200 Leute der Hexerei bezichtigt worden.

 

 

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Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz