Maisie Peters. Bild: Lillie Eiger-quer

Maisie Peters: Zwischen Kinderzimmer und großer Bühne

ZJ: Ja, das stimmt, Bücher zu schreiben braucht wirklich seine Zeit. Wenn wir also bei der Musik bleiben: Was denkst du, welche Musiker haben dich am meisten inspiriert?

Maisie: Ich glaube, Musikerinnen wie Taylor Swift, Lilly Allen und Sara Bareilles. All diese Frauen haben mich mit ihren frühen Arbeiten stark beeinflusst. Besonders als ich selbst noch relativ jung war, 13, 14. Vielleicht sogar noch jünger.

ZJ: Spannend, dass es vor allem Frauen waren, die dich so beeinflusst haben. Gibt es einen Song in deiner eigenen Karriere, auf den du besonders stolz bist?

Maisie: Oh, das ist schwer. Ich bin natürlich auf alle meine Songs stolz, aber ich denke, dass „Worst of You“ schon einen ganz besonderen Punkt in meinem Leben markiert, weil er der Start von so vielem war und ich niemals gedacht hätte, dass er so großen Erfolg haben würde. Naja und dann bin ich natürlich stolz auf „You Signed Up For This“, was der erste Song meines neuen Albums ist. Weil er so klar darstellt, wer ich zu diesem bestimmten Zeitpunkt war und was für ein Mensch ich bin. Ich denke, er ist ein ganz schön cooler Zeitstempel in Form von Musik.

ZJ: Du schreibst oft über dein persönliches Leben und Erfahrungen, die du gemacht hast. Hat Covid einen Einfluss auf deine Arbeit gehabt? Besonders, weil man viel Zeit zuhause verbracht hat?

Maisie: Ja, definitiv. Ich meine, Covid hat mein Leben sehr verändert. Ich hätte letztes Jahr viel auf Tour sein sollen, doch dann wurde alles abgesagt, das war schon traurig. Naja und dann bin ich wieder zuhause eingezogen, habe viele Songs in meinem alten Kinderzimmer geschrieben. Das hat mich auf jeden Fall sehr geformt. Weil ich auch einfach sehr viel geschrieben habe in der Zeit, das hat meinem Selbstvertrauen extrem geholfen. Deswegen war ich auch ein gutes Stück selbstbewusster, als es dann darum ging, Songs für das Album zu schreiben. Die neuen Songs haben sich dadurch viel mehr nach mir selbst angefühlt.

ZJ: Das glaube ich gerne und das merkt man meiner Meinung nach auch. Wenn man deine ersten Songs wie „Worst Of You“ oder „Place Where We Were Made“ mit den Songs deines neuen Albums vergleicht, dann klingen die neuen Songs viel kraftvoller und offener. War das beabsichtigt oder denkst du, dass das einfach die normale Art des Erwachsenwerdens ist?

Maisie: Ja, ich denke, dass es bestimmt viel mit dem Erwachsenwerden zu tun hat. Weißt du, als ich angefangen habe Musik zu machen, da war ich 16 Jahre alt und das kann man der Musik auch anhören. Es scheint da manchmal so, als wüsste die Musik noch gar nicht so genau, wo sie eigentlich hin will. Und vieles davon fühlt sich auch heute noch an wie ein Schuss ins Blaue, wohingegen die neueren Sachen sich viel erfahrener und sicherer anfühlen. Und, ich finde, es klingt heute auch mehr nach einer Musikerin, die weiß, was sie will und vor allem wohin sie will. Also ja, es ist definitiv dem Erwachsenwerden geschuldet.

ZJ: Ja, ich finde auch, dass man das hört. Früher klang deine Musik viel dramatischer. Mehr nach Teenie eben. Du hast vor einiger Zeit angefangen, deine eigenen Songs auf deinem YouTube-Kanal zu analysieren. Wann ist diese Idee entstanden?

Maisie: Ich weiß gar nicht. Ich mochte die Genius Interviews schon immer und dann habe ich angefangen, es für ein paar meiner eigenen Lieder genauso zu machen. Ich glaube, „John Hughes Movie“ war einer davon. Ich finde einfach, dass das eine sehr schöne Art ist, einen Song auszupacken, insbesondere wenn ich die Lyrics so sehr liebe. Da kann man dann so viel dazu erzählen und etwas tiefer reingehen.

ZJ: In deinem neuen Song You Signed Up For This entschuldigst du dich dafür, „dass es wieder um mich geht“. Glaubst du nicht, dass wir mit den sozialen Medien und so weiter sowieso die ganze Zeit über uns selbst reden?

Maisie: Stimmt, aber dann sag ich „…but you signed up for this“, das rechtfertigt es ja auch irgendwie. Aber klar, besonders wenn du ein*e Künstler*in bist, kommst du schnell in so eine Position. Du redest viel über dich selbst und du reflektierst dich die ganze Zeit. Das ist definitiv etwas, von dem ich mir wünschen würde, dass ich es weniger tun müsste. Naja, die Lösung besteht, zumindest auf diesem Album darin, dass Menschen es sich ja freiwillig anhören. Sie haben sich dazu entschlossen. Und es geht auch nicht nur um mich, sondern auch viel um die Menschen um mich herum. Meine Eltern, Freunde, Schwester und Bekannte. Ich bin quasi umgeben von Geschichten.

ZJ: Ja, das stimmt. Gibt es eigentlich Momente, in denen du dir denkst: Passiert das jetzt gerade wirklich?

Maisie: Ja, auf jeden Fall! Besonders mit dem Album, ich habe gar nicht das Gefühl, dass ich dafür bereit bin! Ich meine, es wird zu 100% passieren, aber so richtig fassen kann ich es noch nicht. Es ist total verrückt. Am 27. August wird die ganze Welt meine Musik hören, unglaublich.