Marcel D'Avis

Wie aus einem Werbeträger eine Randfigur wurde

„Hallo, ich bin Marcell D’Avis, kaufen Sie diesen Web-Stick!“ Ich muss mich gleich vorab entschuldigen, denn ich beherrsche längst nicht die subtile Präzision, mit der der Leiter für Kundenzufriedenheit von 1&1 einst (Zungenbrecher) um Vertrauen und Produkte warb. Von Ende 2009 bis Anfang 2012 war der Mann, dessen Name schon überrepräsentiert erschien, die Werbefigur des Internetanbieters. Aber Marcell D’Avis ist mehr als eine Figur, er ist ein Symbol und er ist ein real existierender Mensch, er ist wie Batman

 

Der D’Avis Code

 

Gerade der letzte Punkt ist eine wichtige Erkenntnis. Nicht die, dass er Batman ist – obwohl das natürlich auch verdammt wichtig ist – sondern dass es Marcell D’Avis wirklich gibt und er tatsächlich die Abteilung Kundenzufriedenheit leitet. In seinen gut 2 Jahren als Werbefigur war er trotz medialer Präsenz öffentlichkeitsscheu. Er gab im Mai 2011 der Financial Times Deutschland ein Interview, wahrscheinlich auch um zu beweisen, dass es ihn wirklich gibt. Die Wirtschaftszeitung wurde aber im November 2012 eingestellt, zusammen mit ihr verschwand auch das Interview. Ein gefundenes Fressen für Verschwörungstheoretiker. Im Netz konnten wir nur noch ein Gespräch mit telltarif.de von Anfang 2010 finden, aber da stand die Kampagne noch am Anfang. Das Thema rund um die Werbekampagne und ihm als Person wurde, ich nenne es mal, „emotional“ behandelt. Wie im legendären Spiegel Online Nachruf von Tom König. Aber wie schon Meister Yoda sagte: „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid“ und Marcell D’Avis ist nicht Anakin Skywalker. Er ist nicht der Außerwählte, der sich jedes Einzelfalls von Kundenproblem in einem Riesenunternehmen wie dem aus Montabaur annehmen kann. Ich kann und will hier auch nicht darüber urteilen, ob 1&1 ein guter oder schlechter Anbieter ist, ob der Kundenservice freundlich ist oder nicht.

Die Serviceprobleme kann nicht ein Mann alleine lösen, auch wenn es die Hamburger Werbeagentur Jung von Matt in ihren Clips so vermitteln wollte. Marcell D’Avis war die Werbefigur, die 1und1 verdient hat, aber nicht die, die der Telekommunikationsanbieter damals brauchte. Also wurde er gejagt. Weil er es vertragen konnte. Er war kein Held. Er war einer stiller Wächter, ein wachsamer Beschützer. Der Dark Knight von 1&1. Die Spots mit D’Avis wurden eingestellt, weil der Werbevertrag schlicht und ergreifend nach 2 Jahren ausgelaufen war. Seitdem ist er in den Werbefilmen nur noch als Nebendarsteller zu sehen. Die Kundenzufriedenheit hat sich nach Unternehmensangaben seit den Maßnahmen verbessert und Marcel D’Avis ist nach wie vor Leiter für Kundenzufriedenheit.

Batman in Kostüm