Frauen haben viele Geschichten zu erzählen

Von Maria Montessori bis Rosa Parks: Fünf Frauen, die Geschichte schrieben

Weltgeschichte schrieben meist die Männer, obwohl es oft auch die Frauen waren, die viel zu erzählen hatten.

Maria Montessori (1870-1952)

Die italienische Ärztin und Pädagogin entwickelte die bekannte Montessoripädagogik. Ihr Leitsatz „Hilf mir, es selbst zu tun“ ist heute noch ein bedeutendes pädagogisches Prinzip. Montessori interessierte sich schon immer für die Naturwissenschaften und besuchte trotz Widerstand ihres Vaters eine technische Oberschule. Sie wollte unbedingt Medizin studieren, wurde jedoch von der Hochschule abgelehnt, da das Studium den Männern vorbehalten war. Sie studierte deswegen zunächst nur Naturwissenschaften, woraufhin es ihr schließlich doch gelang, Medizin zu studieren.

Maria Montessori arbeitete schon während ihres Studiums als Assistentin an einer psychiatrischen Klinik in Rom, wo sie sich besonders für die nur schlecht versorgten geistig behinderten Kinder interessierte. Sie war überzeugt davon, dass die Behandlung dieser Kinder kein medizinisches, sondern ein pädagogisches Problem ist.

1898 wurde Montessori schwanger. Weil ihr Sohn ein uneheliches Kind war, hielt sie seine Geburt geheim und gab ihn in Pflege. Hätte sie seinen Vater geheiratet, wären alle ihre Forschungsergebnisse unter seinem Namen veröffentlicht worden.

Irena Sendler (1910-2008)

Irena Sendler war eine polnische Sozialarbeiterin und Krankenschwester. Nach der Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg half sie circa 2500 jüdischen Kindern, indem sie sie aus dem Warschauer Ghetto schmuggelte. Die geretteten Kinder brachte sie in Familien, Klöstern und Waisenhäusern unter. Sie fälschte ihre Papiere, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. 1943 wurde Sendler von der Gestapo erwischt, verhaftet und zum Tode verurteilt. Zunächst brachte man sie jedoch in ein Gefängnis, wo sie unter Folter die Namen und Verstecke der Kinder preisgeben sollte. Sie verriet nichts.

Nach drei Monaten konnte Irena Sendler mit Bestechungsgeld freigekauft werden. Ein SS-Mann schlug sie auf dem Weg zu ihrer Hinrichtung nieder und ließ sie am Straßenrand liegen. Offiziell wurde Irena Sendler hingerichtet.

Sie änderte ihre Identität und lebte bis zum Ende des Krieges unter falschem Namen im Untergrund. Um die Kinder nach dem Krieg wieder mit ihren Eltern zu vereinen, hatte Irena Sendler Namenslisten mit ihren Adressen geführt und in Einmachgläsern unter einem Apfelbaum im Garten versteckt.

Marie Curie (1867-1934)

Marie Curie entdeckte gemeinsam mit ihrem Ehemann die beiden chemischen Elemente Polonium und Radium und prägte damit den Begriff „radioaktiv“. Sie erhielt einen Nobelpreis für Chemie.

Marie Curie kam aus dem zu Russland gehörenden Teil Polens, in dem Frauen jedoch nicht zum Studium zugelassen wurden. Sie zog nach Paris, wo sie an der Sorbonne studierte und dort später als erste Frau als Professorin lehrte.

Während des Ersten Weltkrieges behandelte Marie Curie als Radiologin verwundete Soldaten mit einem selbstentwickelten Röntgenwagen. Sie setzte sich außerdem für die Förderung von weiblichen und ausländischen Studenten ein. Marie Curie starb an einer Erkrankung, die man vermutlich auf ihren langjährigen Umgang mit Radioaktivität zurückführen kann.

Olympe de Gouges (1748-1793)

Die Revolutionärin und Frauenrechtlerin kämpfte während der französischen Revolution dafür, dass die Errungenschaften der neuen Zeit Männern und Frauen gleichermaßen zugutekommen sollten. Sie verfasste die „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“.

Mit 17 Jahren wurde Olympe de Gouges zwangsverheiratet, Lesen und Schreiben lernte sie in einem intensiven Selbststudium. Ihre Schriften thematisierten sie die Behandlung unverheirateter Mütter, das Scheidungsrecht sowie das Recht, sexuelle Beziehungen außerhalb der Ehe zu führen. Sie wurde von vielen frauenfeindlichen Kritikern diffamiert.

1793 wurde Olympe de Gouges verhaftet und wegen diversen Dingen angeklagt. Aber auch für ihren Einsatz für die Rechte der Frau musste sie mit ihrem Leben bezahlen. Ihre Einmischung in die den Männern vorbehaltene Politik war nicht gewünscht.

Rosa Parks (1913-2005)

Die US-amerikanische Bürgerrechtlerin wurde 1955 festgenommen, weil sie sich als Afroamerikanerin weigerte, ihren Sitzplatz im Bus für einen weißen Fahrgast frei zu machen. Rosa Parks wurde wegen Störung der öffentlichen Ruhe festgenommen. Zu dieser Zeit war die Rassentrennung in Montgomery, der Stadt, in der sie lebte, stark ausgeprägt. Es gab sogar Parkbänke oder Aufzüge mit der Vorschrift „Whites only“.

Durch ihre Aktion löste sie den Busboykott von Montgomery aus, der als einer der entscheidenden Siege der Bürgerrechtsbewegung gilt.

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Bildquelle: Polina Kovaleva von Pexels; CC0-Lizenz