Generation Y: Auf der Suche nach dem Gegenteil von Einsamkeit
Einsamkeit ist eines der großen Themen, das wir stets mit einem fetten Fragezeichen ungeklärt stehen lassen. Dieses Gefühl, das unserer Lost Generation immer im Nacken zu sitzen scheint, hat auch Marina Keegan beschäftigt. Sie schrieb darüber, ihr Buch „Das Gegenteil von Einsamkeit“ ist derzeit ein Bestseller in den USA. Ihren Erfolg aber hat sie gar nicht mehr miterleben können – weil sie bei einem Autounfall ums Leben kam.
Jung, talentiert und erfolgreich – diese Eigenschaften treffen auf Marina Keegan wohl ziemlich gut zu. Für die Absolventin der Yale University war schon früh klar, dass sie später einmal mit dem Schreiben ihr Geld verdienen würde. Dass die 22-Jährige in den USA eines Tages als Bestsellerautorin gehandelt werden würde und ihre Essays heute tausendfach in sozialen Netzwerken geteilt werden – davon hätte die Amerikanerin wohl zu Lebzeiten nie geträumt. Ihr heimlicher Wunsch einer Schriftstellerkarriere erfüllt sich erst jetzt, nach ihrem Tod.
„Ihr kotzt mich an.“
Keegans Eltern veröffentlichten postum einen Sammelband mit Essays ihrer verstorbenen Tochter. Die Texte handeln von Sinnfragen, Hoffnungen und Zweifeln, welche unserer Generation Y tagtäglich begegnen. Auch, wenn man die begabte Literaturstudentin als Perfektionistin bezeichnen könnte, spricht sich die junge Frau in ihren Geschichten eher für das Scheitern im Leben aus. „An die, die ihren Weg schon gefunden haben“, zitiert Spiegel Online Keegan, „euch sage ich: Herzlichen Glückwunsch, aber ihr kotzt mich an.“ Womit sie wohl den Zeitgeist unserer Generation in einen einfachen Satz gebannt hat.
Neben den Schlagwörtern Liebe, Freundschaft, Familie, Zukunftsängste und Leistungsdruck, mit denen sich viele junge Menschen der „Generation Maybe“ beschäftigen, taucht auch der Tod in Keegans Texten auf. Zum Lebensende findet sie folgende Worte : „Ich bin so neidisch. Lachhaft neidisch. Neidisch auf jeden, der vielleicht die Gelegenheit hat, aus dem Grab zu sprechen.“ Eine Aussage, die man im Nachhinein betrachtet als tragische Ironie benennen könnte.
Ein Wort für das Gegenteil von Einsamkeit konnte auch Marina nicht definieren. „Aber wenn es eins gäbe“, schreibt die 22-Jährige, „könnte ich sagen, genau das will ich im Leben.“ Was das genau ist, müssen wohl jeder von uns selbst herausfinden.
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Bildquelle: Raphaël Labbé unter CC BY-SA 2.0