Mars One

One-Way-Ticket zum Mars: Auf Nimmerwiedersehen!

2025 soll es soweit sein. Menschliches Leben auf dem Mars. Die private Gesellschaft „Mars One“ mit Sitz in den Niederlanden filtert derzeit aus 200.000 Bewerbern die vier Kandidaten heraus, die ihnen am geeignetsten für ein permanentes Leben in einer künstlich angelegten Siedlung auf dem Mars erscheinen. Und das Ganze ohne Rückfahrtschein – One Way. Für eine Rückkehr der Hobby-Astronauten ist die Technik nämlich noch nicht bereit. Die Frage ist also: Wer zum Henker ist so verdammt scharf darauf, den Rest seines Lebens auf einem bisher wenig erforschten Planeten zu verbringen, der obendrein wahrscheinlich nicht den ersten Platz belegt, was die Lebensqualität betrifft? Mitunter sinkt die Temperatur auf dem Mars auf minus 125 Grad Celsius.

Offenbar gibt es aber 200.000 selbstbestimmte Menschen, die in einer ersten Auswahlrunde bereits auf 100 Kandidaten reduziert wurden, darunter auch drei Deutsche. Verstand hin oder her – was sind die Beweggründe, sein Leben vollständig auszulöschen und ein Neues mit drei komplett Unbekannten an einem noch unbekannterem Ort zu beginnen? Die Produktionsform VITA BREVIS FILMS hat in einem eindrucksvollen filmischen Dokument fünf der Bewerber begleitet – und gibt uns so wenigstens einen kleinen Einblick in deren Lebensrealität. Unser Gefühl sagt uns: Diese Menschen müssen absolute Einzelgänger ohne soziale Kontakte sein; sie müssen ein unerfülltes Leben führen und gleichzeitig ziemliche Weltraum-Nerds sein. Aber wir liegen falsch: Keiner der Bewerber lässt sich mit einem anderen vergleichen. Ihre Beweggründe mögen ähnlich sein, aber von der hippen Friseurin mit übergroßer Brille und Plattenspieler bis zum glücklichen Familienvater ist alles dabei.

 

„I hope it’s not basically suicide.“

 

Da geht das Unverständnis direkt weiter – die Mars-Fans sind tatsächlich bereit, ihren Partner, ihre Freunde und sogar ihre Kinder zurückzulassen. Zwar wird in einigen emotionalen Momenten klar, dass geliebte Menschen sie von ihrem Vorhaben abhalten könnten, aber so ganz überzeugend klingt das nicht. Casey Hunter, die jüngste der Kandidaten, gibt zu: „My boyfriend ist less than thrilled about this.“ Keine große Überraschung. Und trotzdem ist das nichts, was sie von ihrem Vorhaben abhalten könnte.

Während der knapp zwölf Minuten des Films fallen herzzerreißende Sätze, die vor Einsamkeit nur so triefen, wie „I won’t miss people too much“ und „I think there’ll be a lot of things I would love about Mars that would overcome everything I’m missing about earth.“ Es sind diese Momente, in denen wir wenigstens für einen Moment verstehen können, was die Beweggründe für eine komplette Selbstauslöschung sind, die einen irgendwie an Selbstmord erinnert, was aber genau das ist, was die Mars-Reisenden nicht möchten: „I hope it’s not basically suicide.“ Für uns hier unten ja, für die vier Weltraum-Reisenden eher weniger. Der Plan wird es sein, alle zwei Jahre vier weitere Personen auf dem Mars „auszusetzen“, um die Siedlung wachsen zu lassen. Es wird klar: Wohnen auf dem Mars ist für diese Menschen mehr als nur Plan B für ihr bis jetzt offenbar wenig erfüllendes Leben. Es ist ihr Ziel und ihre Erfüllung: „I feel like I’m special. I feel like I’m supposed to go.“

 

 

Mars One Way from VITA BREVIS FILMS on Vimeo.

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