Exfreundin-Verlobung-Schwangerschaft-Rachegefühle-Wettbewerb-Weitermachen

Sehnsucht ist nur der Muskelkater der Liebe

Plötzlich treffe ich meine Ex-Freundin zufällig auf der Straße. Einfach so. Das erste Mal nach zwei Jahren. Sofort ist sie wieder da, diese gemeinsame Wellenlänge, das verlegene Lächeln und der etwas senile Quatsch, der meinen Mund verlässt. Wir kennen das alle. Natürlich hat man in diesem Moment immer die schlechtesten Klamotten an, ist grundsätzlich unrasiert und hat Knoblauch gegessen. Aber das ist gerade alles egal. Ein paar Tage zuvor hatte ich von ihrer Verlobung erfahren. Wehleidig habe ich den Kühlschrank befragt, ob er denn Vodka oder wenigstens Bier für meinen dumpfen Schmerz bereit stellen könnte. Er antwortete mit einer Packung Salami und einer halb vernichteten Tafel Schokolade.

She said „YES“. Diese Statusnachricht hinterließ sie auf WhatsApp. Wer updated heute noch seinen Status bei WhatsApp? Ein kurzer, irrationaler Gedanke, der sich nur auftat, um von dem eigentlichen Problem abzulenken: Sie wird heiraten und definitiv nicht mich. Natürlich hatte ich nie ernsthafte Ambitionen, Altes wieder aufzuwärmen. Aber es war die Illusion der Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft, die mich immer beruhigte. Sei sie noch so unrealistisch wie unpassend. Jetzt bekam diese romantische Vorstellung einen endgültigen Todesstoß in Form eines fremden Rings mit teurem Klunker oben drauf. Auch wenn die Beziehung meist schon Jahre her ist, man glücklich in einer neuen steckt, vielleicht sogar selbst verheiratet ist, es tut trotzdem irgendwie weh. Aber warum?

Meine Erinnerung an dich ist besser als du

Ein Freund sagte mal aus tiefer Überzeugung: „Alles ist ein Wettbewerb. Sex, Liebe, das Leben an sich.“ Diese Ansicht ist etwas populistisch, aber wenn man sich auf den eingebauten Egoismus in jedem Menschen bezieht, durchaus vertretbar. Vor allem im Zusammenhang mit Gefühlen neigen wir dazu, unser eigenes Leben in einen harten Wettbewerb mit dem des Ex-Partners zu setzen. Die besseren Freunde zum Trösten, die heißere Affäre, die schnellere Genesung und den viel besseren neuen Partner. Wir wollen unbedingt nichts geringeres gewinnen als die Trennung. Auch noch Jahre später.

Das Problem ist, dass es dabei nichts zu gewinnen gibt. Wir wollen eigentlich nur glücklich sein, um anderen eins auszuwischen. Rache nehmen, für die Verletzung unserer Gefühle. Nach dem Motto: „Schau her, ich bin besser dran ohne dich!“