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Todesursache: Selfie

Tod durch Selfie. Das klingt erstmal etwas eigenartig, schon fast makaber. Immer wieder wird von tragischen Fällen berichtet, in denen Menschen auf der Jagd nach dem besten Selfie und nach den meisten Klicks sich auf schwindelerregend hohe Gebäude oder Felsvorsprünge begeben. Und dann herunterfallen. Sie rutschen in Krater, berühren 27.000 Volt starke Stromleitungen oder stürzen sich aus Fenstern. Die Jagd nach dem ultimativen Selfie wird also nicht selten mit dem Leben bezahlt.

 

Tod durch Selfie

 

Ein vierköpfiges Forscherteams aus Indien hat nun eine Studie veröffentlicht, die zusammenfasst, wie erschreckend oft es zu solchen „Selfie-Toden“ kommt. Sie suchten nach Schlüsselwörtern wie „selfie deaths, selfie accidents, selfie mortality“ etc. in Nachrichtenberichten um Informationen zu sammeln. Dabei kamen die Forscher zu folgendem Ergebnis: Von Oktober 2011 bis November 2017 gab es 259 Tode, die durch das Schießen eines Selfies verursacht wurden, in insgesamt 137 Zwischenfällen (wobei die Dunkelziffer weitaus höher liegen dürfte). Die nicht übereinstimmenden Zahlen haben den Grund, dass etwa bei verunglückten Gruppen-Selfies manchmal mehr als eine Person ums Leben kommt. Ihr Durchschnittsalter lag bei etwa 23 Jahren, und überwiegend Männer waren betroffen, so waren 72,5 Prozent der Toten männlich und 27,5 Prozent weiblich. Das ist auf ein höheres Risikoverhalten bei Männern zurückzuführen, denn diese haben ein drei Mal höheres Risikoverhalten als Frauen. Das Klischee, dass Männer gefährlicher leben, bewahrheitet sich in diesem Fall also.

Zu den geschlechterspezifischen Unterschieden kommen zudem die länderspezifischen dazu. Trauriger Vorreiter mit den meisten Selfie-Toden ist Indien, gefolgt von Russland, den USA und Pakistan. Wer schon mal ein riskantes Selfie gesehen oder bewundert hat, kann sich wahrscheinlich denken, was die Todesursachen hierbei sind: Ertrinken, Transportmittel und das Fallen von hohen Orten wird als häufigste Ursache genannt. Auch Selfies auf Bahngleisen oder mit Wildtieren werden immer beliebter.

 

Stetiger Anstieg der Todesfälle

 

Erschreckend ist auch der stetige Anstieg der Todesfällen durch ein Selfie. Während es laut einer Studie der Carnegie Mellon University im Jahr 2014 noch 15 Todesfälle waren, verdoppelte sich die Zahl im Jahr 2015 bereits auf 39, und bis September 2016 stieg die Zahl der Toten auf 73. 2016 befand sich die Zahl der „Killfies“ auf einem Höchststand. Das ging so weit, dass die russische Polizei sich gezwungen sah, eine Kampagne mit bizarr wirkenden Warnhinweisen zu starten. Die Forscher aus Indien hingegen plädieren für klar gekennzeichnete „No-Selfie-Zonen“ – in Mumbai gibt es inzwischen schon 16 davon. Vor allem vor steilen Felswänden oder auf hohen Gebäuden soll das Schießen von Selfies verboten werden. Scheint absurd, aber anscheinend auch absolut nötig.

 

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Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz