Karma Gesellschaft Religion Glaube Popkultur

11 Fragen, 11 Antworten: Was ist eigentlich Karma und wie wirkt es?

Neben materiellen Lifestyle-Phänomenen, wie zum Beispiel Sonnenbrillen mit Doppelsteg oder Michael Kors-Taschen, gibt es auch immaterielle Erscheinungen, die blizzardartig vorbeischneien und schlagartig in Mode sind. Die Rede ist nicht etwa vom Dabben oder der „Reingeguckt“-Geste, sondern von dem Begriff Karma, der sich in gängige Phrasen unserer Alltagssprache gemischt hat. Tut uns eine Person etwas Schlechtes, verzichten wir auf Rache und schwören auf die Kraft des Karmas. Und wenn wir realisieren, dass der besagten Person boomerangartig selbst etwas Suboptimales widerfährt, grinsen wir hämisch und wissen, dass das Karma zugeschlagen hat.

Aber wie kommt es eigentlich, dass sich dieser religiöse Begriff in unsere Kommunikation eingeschlichen hat? Und wieso ist er besonders in der Popkultur so gängig geworden? Denn Religion scheint im heutigen Kontext ja doch eher out zu sein. Darauf weiß Jens-Uwe Hartmann, Professor für Indologie und Iranistik an der LMU München, zu antworten. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit dem Buddhismus und Hinduismus und hat viele Publikationen zu diesen Themenkomplexen veröffentlicht. Im Gespräch mit ZEITjUNG hat er Rede und Antwort gestanden – und bei der ersten Frage erstmal herzlich und überrascht lachend das Eis gebrochen.

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    Heutzutage findet sich Karma in vielen Jugendausdrücken wie „Karma is a Bitch“ oder „Keep calm and let Karma finish it“ wieder. Woran liegt das?

    Prof. Dr. Jens-Uwe Hartmann: Daran, dass indische Religionen bei uns inzwischen relativ bekannt geworden sind, insbesondere der Buddhismus. Früher in den 70er und 80er Jahren spielten hinduistische religiöse Strömungen bei uns eine durchaus interessante Rolle, aber erst ab den 80er Jahren ist das klar vom Buddhismus abgelöst worden. Das hat dazu geführt, dass so einige indische Ausdrücke wie Karma, Nirvana, Samsara, was man auch als Parfüm haben kann, in unsere Sprache eingedrungen sind. Diese Begriffe kann man inzwischen im Lexikon finden und sie sind popularisiert worden. Das kann man wunderbar an den beiden Beispielen, die Sie genannt haben, sehen.

    Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz