Mental Load: Was Mütter unsichtbar alles leisten
Kinderarzt, Geburtstagsfeier, Fußballtraining: Wer Kinder hat, weiß, dass diese Termine erstmal banal klingen, in Wirklichkeit aber einen gewaltigen organisatorischen Aufwand mit sich bringen können. Was an gedanklicher Arbeit rund um Familie, Haushalt und Job geleistet wird, bezeichnet man heute auch gerne als Mental Load.
Mental Load betrifft überwiegend Frauen. Genauer gesagt: Mütter. Sie sind die prädestinierte Gruppe dafür, eine ständig ratternde Liste an Aufgaben im Kopf zu haben, Gedanken abzuarbeiten und dafür zwei neue Gedanken unsichtbar zu notieren, wenn es um die Aufrechterhaltung des Familienalltags geht. Für alle, die immer noch denken: „So viel kann das doch nicht sein“, ein kurzes Beispiel:
Man stelle sich vor, das eigene Kind muss zu einer der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt. Nun gut, das macht man jedes Jahr, so schwer kann es also nicht sein. Mancher geht davon aus, dass nur der Termin vereinbart werden muss und schon kann es losgehen. Warum viele Gedanken machen?! Aber so einfach ist das nicht.
Mental Load – wenn das Karussell Fahrt aufnimmt
Der erste Akt bezüglich Mental Load besteht darin, dass bei einer Mutter eine Art innere Uhr klingelt, wenn die letzte U-Untersuchung sich beginnt zu jähren. Also Kalender aufschlagen, Kinderarzt anrufen. Mit einem Anruf ist es meist nicht getan, denn Kinderärzte haben heutzutage viel zu tun und sind schwer erreichbar. Also nicht vergessen, neben all der anderen Arbeit es eine halbe Stunde später nochmal zu probieren. Wenn man Glück hat, kann man nach dem zweiten Anrufversuch einen Termin notieren. Rückt die Untersuchung näher, werden die Planungen konkret: Wer fährt mit dem Kind zum Arzt – Mama oder Papa? Papa ist bei der Arbeit unabkömmlich, Mama wird es schon irgendwie hinbekommen. Frage geklärt, Mama fährt.
Wer passt in der Zeit auf das Geschwisterkind auf? Lieber mal Oma fragen, ob sie Zeit hat, dann kann man sich voll und ganz auf den kleinen Patienten konzentrieren. Noch schnell dem Kindergarten Bescheid sagen, dass das Kind heute früher geholt wird – klappt es dann noch mit einem Mittagessen, bevor die Fahrt losgeht? Vor der Abfahrt nicht vergessen, Versichertenkarte und U-Heft einzupacken – und war der Impfpass dieses Mal auch wichtig? Oder war die vorerst letzte Impfung letztes Jahr? Grübel, grübel … Ach ja, und wie sieht es mit dem Kuscheltier aus? Wenn die Aufregung vor dem Arzt dann doch zu groß wird, wäre der kleine Freund sicher hilfreich. Also nochmal schnell ins Haus, bevor die Fahrt zum Arzt starten kann. Wenn Kind und Mama im Auto sitzen, ist endlich einen Moment Pause, und der unsichtbare Haufen an Gedanken für diesen einen Termin sackt in sich zusammen.