„More Nutrition“: Wenn Nahrungsergänzungsmittel mit Lügen beworben werden

Nahrungsergänzungsmittel sind sinnvoll und evidenzbasiert, egal ob zum Abnehmen, für einen besseren Schlaf oder gesündere Gelenke – so das Versprechen von „More Nutrition“. Doch wer genauer hinsieht, stößt auf Halbwissen, geschicktes Studien-Picking und Angst-Marketing.

Nahrungsergänzungsmittel gehören zum Healthy Lifestyle einfach dazu, ihre Notwendigkeit und Wirkung sei wissenschaftlich belegt. Das erklären zumindest Influencer*innen, die zur täglichen Einnahme in unzähligen Bereichen für die Produkte von „More Nutrition“ werben. More Nutrition ist ein Hersteller von Protein-, Zuckerersatz- und Lightprodukten sowie Nahrungsergänzungsmitteln. Die Produkte würden von einem Team aus zehn Expert*innen entwickelt, darunter Ernährungs- und Sportwissenschaftler*innen sowie Ärzt*innen. Wie wissenschaftlich sind die Produkte wirklich?

Was sind Nahrungsergänzungsmittel?

Im Supermarkt nimmt das Sortiment aller erdenklichen Mineralstoffe und Vitamine in Kapsel- und Tablettenform mittlerweile mehrere Regale ein. Nahrungsergänzungsmittel sehen aus wie Medikamente. Dabei handelt es sich keineswegs um Arzneimittel, sondern um ein „Lebensmittel, das dazu bestimmt ist, die eigene Ernährung zu ergänzen“. Laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sind Nahrungsergänzungsmittel für gesunde Menschen, die sich ausgewogen ernähren, eher überflüssig. Sinnvoll sind diese bei einem krankheitsbedingten Nährstoffmangel oder bei Risikogruppen. Supplemente dienen nicht dazu, Krankheiten oder Beschwerden zu heilen, zu lindern oder zu verhindern und dürfen nicht mit krankheitsbezogenen Aussagen beworben werden. Erlaubt sind lediglich gesundheitsbezogene Aussagen, solange sie wissenschaftlich gestützt sind.

Das Problem bei Nahrungsergänzungsmitteln ist, dass diese nur begrenzt kontrolliert sind. Während Arzneimittel in einem strukturierten Prozess zugelassen werden müssen, müssen Nahrungsergänzungsmittel nur registriert werden – ohne Nachweis der Wirksamkeit. Und auch die Kontrollen gestalten sich schwierig. Die Verantwortung liegt bei Überwachungsbehörden der Länder oder Kommunen. Die sind allerdings chronisch überlastet.