junge Frau Wegwerfgesellschaft

Nachhaltigkeit vs. Wegwerfgesellschaft: Wohin geht der Trend?

Alle Welt beklagt sich über die Wegwerfmentalität der jungen Generationen. Früher war alles besser? Von wegen: Die Nachhaltigkeit genießt gerade bei Mittzwanzigern bis -dreißigern einen hohen Stellenwert.

Veganer Lifestyle, Tinder, künstliche Sommersproseen – keine Frage, in den jungen Generationen gibt es allerhand fragwürdige Trends. Früher war alles besser? Maybe! Aber das trifft gewiss nicht auf alle Aspekte des Lebens zu. Es wäre doch zu kurz gegriffen, die Mittzwanziger bis Mittdreißiger zu verteufeln und ihnen die Schuld an sämtliche Katastrophen in die Schuhe schieben, allen voran dem Klimawandel und der Umweltverschmutzung. Eine Wegwerfgesellschaft sei Deutschland geworden, heißt es immer wieder, und die Jugend wisse ihren Wohlstand überhaupt nicht mehr zu schätzen. Geschweige denn könne sie etwas reparieren. Zugegeben: Etwas reparieren können von euch wohl tatsächlich nur die Wenigsten, sei es das Smartphone, die Spülmaschine oder das kaputte Stuhlbein. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass alles beim kleinsten Schaden in den Müll wandert. Stattdessen können die jungen Generationen eines sehr gut, und zwar ihr Smartphone zücken und kurzerhand „googeln“, wer das für sie repariert. Sind die Generation Y und Z also wirklich so schlimm wie ihr Ruf?

 

Kampf der Generationen: Wer hat die Umwelt auf dem Gewissen?

 

Es mag der altbekannte Kampf der Generationen sein, welcher derzeit immer wieder bei der Debatte um die Umwelt aufflammt. In der Jugend war scheinbar immer alles besser, sogar dann, wenn diese im Dritten Reich stattfand. Und so sollen es plötzlich nicht mehr die Autos oder die Industrie (allein) sein,

welche an Ozonlöchern, abschmelzenden Polkappen & Co schuld sind, sondern die jungen Leute von heute. Wieso? Weil sie angeblich zur Wegwerfgesellschaft mutiert sind und dadurch viel zu viel Müll produzieren. Klingt nicht logisch, ist es auch nicht! Auf der Welt läuft vieles schief, das ist überhaupt keine Frage. Von der Abholzung der Regenwälder über das Artensterben bis hin zur Überbevölkerung gibt es zahlreiche Probleme auf der Welt und allesamt haben sie drastische Folgen für die Umwelt sowie die zukünftige Lebensqualität der Menschen, Tiere und Pflanzen auf diesem Planeten. Die jeweiligen Ursachen sind verschieden und häufig ein Konglomerat aus mehreren Faktoren. Also nein: Die Jugend hat nicht den Weltuntergang auf dem Gewissen.

 

Auf den Spuren der Verschwendung

 

Dennoch ist eine Tatsache unbestritten: Es wird viel zu viel Müll produziert und dieser hat von der Vermüllung der Ozeane bis zum Welthunger tatsächlich weitreichende Auswirkungen. So landen allein in Deutschland jedes Jahr rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Abfall. Weltweit werden sogar rund ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen und in Europa ist es sogar fast die Hälfte. Das sind erschreckende Zahlen, vor allem angesichts der Tatsache, dass rund 821 Millionen Menschen auf der Erde hungern, darunter auch unzählige Kinder. Mit der richtigen Verteilung wäre der Welthunger also kein Problem mehr und ja, diese Zahlen lassen auf eine Wegwerfmentalität schließen – aber bei allen Generationen sowie Nationen. Eine Mentalität, die aber nur selten auf böser Absicht beruht, sondern viel häufiger auf schlichter Unwissenheit.

 

Obsolete Elektronik balanciert am Rande der Garantiezeit

 

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Selbiges gilt längst nicht nur für Lebensmittel, sondern auch beispielsweise für Elektronik. Allein im Jahr 2012 haben 60 Prozent der Haushalte mit funktionierendem Flachbildfernseher diesen durch ein neueres Modell ersetzt. Einige verkaufen oder verschenken das Altgerät zumindest noch, sei es persönlich oder über entsprechende Internetplattformen. Vielen anderen ist das aber schlichtweg zu viel Aufwand, sodass die funktionstüchtige – und oftmals nur wenige Monate bis Jahre alte – Elektronik im

Müll landet. Das gilt auch für elektronische Geräte mit einem Defekt, welche jedoch repariert werden könnten. Viele der betroffenen Modelle landen kurzerhand im Abfall, obwohl oft noch ein Anspruch auf Garantie oder Gewährleistung bestände. Dies ist in der Regel dem Unwissen des Endverbrauchers in Sachen Rechtsanspruch bei defekten Geräten geschuldet.

Unwissenheit und Faulheit in Kombination mit Wohlstand – sprich der Möglichkeit, sich einfach ein neues Gerät zuzulegen – sind also auch Ursachen für die Wegwerfproblematik. Jedoch tragen ebenso die Hersteller daran eine große Mitschuld. Sie gestalten ihre Geräte in vielen Fällen nämlich bewusst obsolet. Eine Waschmaschine, die 20 Jahre einwandfrei funktioniert? Selbst, wenn Verbraucher sich das noch wünschen würden, wäre eine solche mittlerweile nicht mehr am Markt zu finden. Klar, die Hersteller verdienen mehr, wenn die Kunden in diesem Zeitraum zwei, drei oder sogar vier neue Maschinen kaufen müssen. Sie sind also überhaupt nicht daran interessiert, dass das Gerät sehr viel länger lebt als bis zum Ablauf der Garantiezeit. Punkt.

 

Plötzlich wird die Jugend zum Vorbild

 

Dass Deutschland beziehungsweise die gesamte westliche Welt zur Wegwerfgesellschaft geworden ist, scheint also unbestritten. Dennoch sind es zur allgemeinen Überraschung vor allem die jungen Generationen, die dieser Entwicklung nun ein Ende setzen möchten. Ja, die angeblich so schlimme „Jugend von heute“ legt tatsächlich mehr Wert auf Nachhaltigkeit als so manche Generation 40plus. Nachhaltigkeit und nachhaltiger Konsum sind somit vor allem bei den Mittzwanzigern bis -dreißigern ein brisantes Thema. Laut einer Studie des BMU ist das Umweltbewusstsein in den vergangenen Jahren vor allem bei den jungen Generationen drastisch gewachsen. Demnach ist ihnen das Thema mittlerweile genauso wichtig wie die Rentenpolitik und liegt damit auf der Spitzenposition im Ranking. Der Jugend sei alles egal, vor allem die Umwelt? Pustekuchen!

 

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Warum das so ist, liegt auf der Hand: Die jungen Menschen sind es schlussendlich, welche die Folgen von Umweltverschmutzung, Klimawandel, Abholzung der Regenwälder & Co ausbaden müssen. Die

älteren Generationen werden zu diesem Zeitpunkt ohnehin tot sein, um es drastisch auszudrücken. Entgegen der landläufigen Meinung, sind also eher die älteren Generationen, allen voran die Entscheider in Politik sowie Industrie, die großen Umweltsünder und nicht die jungen Leute. Die Antwort lautet also: Nein, die Generation Y und Z sind keinesfalls so schlimm wie ihr Ruf. Sie sind stattdessen die realistischste Hoffnung auf einen zukünftigen Sinneswandel und somit auf die Rettung der Umwelt beziehungsweise Erde im Allgemeinen.

 

Die „Jugend von heute“ ist umweltfreundlich – aber pessimistisch

 

Schlussendlich müssen sich natürlich alle an die eigene Nase fassen, wenn es um Themen wie die Wegwerfgesellschaft oder Nachhaltigkeit geht. Dennoch scheint es vor allem der Nachwuchs zu sein, welcher großes Interesse daran hegt, dass es der Welt in Zukunft besser geht – und nicht schlechter. 98 Prozent der Befragten halten es demnach für wichtig, dass der Klimaschutz weiter vorangetrieben wird. Gleichzeitig präsentieren sie sich aber pessimistisch, dass sich in absehbarer Zeit tatsächlich etwas zum Positiven verändern wird. Irgendwie herrscht also vor allem eines: Frustration und der Versuch, stets den anderen die Schuld an der fehlenden Nachhaltigkeit in die Schuhe zu schieben. Schlussendlich ist doch aber jeder daran schuld und irgendwie auch niemand – zumindest nicht alleine.

 

Ein Fazit und ein Appell

 

Die gute Nachricht lautet also: Der Trend geht glücklicherweise weg von der Wegwerfgesellschaft und hin zur Nachhaltigkeit. Dennoch liegt ein weiter Weg vor uns und jeder müsste selbst mit gutem Beispiel vorangehen: Der 20-jährige Student, der 70-jährige Rentner und der Politiker in den 50ern. Würden die Industrie, Politik sowie sämtliche Haushalte an einem Strang ziehen, ließen sich viele der eingangs erwähnten Probleme lösen – beispielsweise eben jenes der Ungleichverteilung von Lebensmitteln. Erste Versuche zur Besserung sind mittlerweile vielerorts zu finden, seien es Maßnahmen zur Müllvermeidung, plastikfreie Supermärkte oder das Pflanzen von Bäumen. Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist und zumindest scheint es einen ersten Erfolg geben: Die Thematik ist endlich im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen, und zwar in allen Generationen. Wie wäre es also, den ewigen Generationenkampf endlich aufzugeben und stattdessen gemeinsam nach Lösungsstrategien zu suchen?!

 

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