Nandu: Der schrägste Vogel Mecklenburg-Vorpommerns

Hättest du je gedacht, dass ein großer, straußenähnlicher Vogel auch bei uns in Deutschland (genauer gesagt: in Mecklenburg-Vorpommern) in freier Wildbahn überleben kann? Der Nandu hat es – leider auch zu seinen Ungunsten – geschafft.

Dabei war dies zu Beginn alles andere als absehbar: „Doch nicht bei den Temperaturen im Winter!“, hieß es, als um das Jahr 2000 eine kleine Gruppe der Laufvögel, die ursprünglich aus Südamerika stammen, aus einem Gehege nahe Lübeck ausgebrochen waren. Da man fest davon ausging, dass die Tiere ohnehin nicht lange überleben werden, machte man sich gar nicht erst die Mühe, sie wieder einzufangen.

Hätte sich doch nur jemand das berühmte Zitat von Doctor Malcom aus Jurassic Park zu Herzen genommen (da unsere heutigen Vögel eigentlich auch nur lebende Dinosaurier sind, passt das umso besser):

„Das Leben findet einen Weg“

Aller Erwartungen zum Trotze haben die Nandus den ersten Winter nämlich unbeschadet überstanden. Und nicht nur das, sie haben sogar Nachwuchs bekommen! Im Herbst 2018 zählte man fast 600 wild lebende Tiere, heute sind es nur noch um die 100 bis 150 Exemplare. Der Grund: Seit dem Jahr 2020 dürfen Nandus (Erwachsene in den Herbst- und Wintermonaten, Küken und Jungtiere das ganze Jahr über) zur „Populationskontrolle“ geschossen werden, obwohl sie nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt wären.

Womit hat der Nandu das verdient?

Erlaubt wurde die Bejagung nicht aus dem Grund, dass ihre Anwesenheit das lokale Ökosystem erwiesenermaßen gefährden würde: Das lässt sich nach dem momentanen Wissensstand nicht sagen, aktuell stehen die Laufvögel in Deutschland noch unter Beobachtung. Das Problem mit den Nandus ist vielmehr, dass sie nicht mit menschlichen Konzepten wie „Eigentum“ oder „Landwirtschaft“ vertraut sind und daher auf ihrer Suche nach Futter auch keinen Halt vor Raps- und Getreidefeldern machen.

Der Aufschrei der Landwirt*innen führte dazu, dass die Nandus trotz ihres Status als bedrohte Tierart ins Jagdrecht aufgenommen wurden. „Sanftere“ Methoden zur Reduzierung der Population, wie das Zerstören der Eier, hatten zuvor nicht die versprochene Wirkung entfaltet. Neben uns Menschen gehören auch große Greifvögel und (die ebenfalls häufig vom Menschen geschossenen) Wölfe zu den natürlichen Feinden des immerhin bis zu 1,70 Meter hohen und 25 Kilogramm schweren Laufvogels.

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Bildquelle: Mehmet Turgut Kirkgoz via Pexels, CC0-Lizenz