Vier lachende Menschen vor blauem Himmel

Freunde finden als „Erwachsener“ – Ein Ding der Unmöglichkeit?

Jeder Mensch muss für sich selbst erkennen, worin er Erfüllung sieht und was er in seinem Leben braucht, um diese Erfüllung zu bekommen. Allerdings würde mir wohl kaum jemand widersprechen, wenn ich sage, dass die allermeisten Menschen wahre Freund*innen brauchen, mit denen sie Erlebnisse und Gefühle teilen können. Aber was, wenn man sich damit schwertut, neue Freund*innen zu finden – und gleichzeitig das Gefühl hat, sich von den alten Freund*innen immer mehr zu entfernen?

Es gibt Menschen, die sich zu Schulzeiten einen derart stabilen Freundeskreis aufgebaut zu haben scheinen, dass sie auch Jahre später noch immer von exakt denselben Menschen umgeben sind. Natürlich kommen auch hin und wieder neue Leute dazu, wenn sich die Lebensumstände verändern und man zum Beispiel ein neues Studium startet oder einen neuen Job annimmt. Aber der Kernfreundeskreis bleibt derselbe.

Mit derartigen Freundeskreisen ist es ein bisschen wie mit Paaren, die schon seit der Schulzeit zusammen sind: Einerseits ist es zwar etwas suspekt, andererseits aber auch gewissermaßen beneidenswert. Denn ja, vielleicht entwickeln sich solche Menschen in dieser Hinsicht nicht so stark weiter – aber dafür haben sie immer Menschen um sich herum, die sie schon ewig kennen und von denen sie wissen, dass man ihnen vertrauen kann. Sie sind immer von wahren Freund*innen umgeben – vor allem dann, wenn die meisten Menschen aus diesem Freundeskreis noch immer in der Stadt wohnen, in der sie schon zur Schule gegangen sind.

Ich habe nur noch mit zwei meiner Schulfreundinnen wirklich oft Kontakt, mit einer weiteren hin und wieder mal. Aber wie das eben so ist: Man sieht sich selten, wenn man in unterschiedlichen Städten wohnt, und irgendwie driftet man auseinander.

Dasselbe gilt auch für Studienfreund*innen, die man nach dem Studium in der gemeinsamen Studienstadt „zurücklässt“ oder von denen man „zurückgelassen“ wird: Keine kurzfristigen gemeinsamen Lern-Sessions zwischen den Vorlesungen mehr, keine gemeinsamen 10-Stunden-Bib-Aufenthalte mehr, um in letzter Minute doch noch die Hausarbeit zu schreiben. Keine fünf Bier mehr, bei denen man am darauffolgenden Abend gemeinsam in der Stammkneipe versackt, obwohl man doch eigentlich nur eins trinken wollte. Freundschaften werden häufig distanzierter, sobald sich eine räumliche Distanz einschleicht – was leider häufig der Fall ist.