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Neues von Gestern #4 – Was ist im März vor x Jahren passiert?


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    Die Entführung des (toten) Charlie Chaplin

    Not macht erfinderisch. Ganz besonders pragmatisch hat es der 24-jährige Bulgare Galtscho Ganev angestellt. Der damals arbeitslose Automechaniker war am 1. März 1978 nicht nur knapp bei Kasse, sondern auch frei von jeder Motivation eine kostenintensive Geiselnahme mit lebenden Menschen durchzuführen. Die haben ständig Hunger und Durst, brauchen ein Dach über dem Kopf, warmes Wasser und so weiter und so fort – Das willst du nicht. Für Ganev stand fest: Jemand Totes soll es also sein. Und damit dessen Entführung auch eine große Welle schlägt, die mit hohen Lösegeldforderungen einhergeht, fasste er den Entschluss einmal bei Charlie Chaplin anzuklopfen. Der Filmkomiker war im Vorjahr (Dezember 1977) verstorben und ruhte seitdem in einem Sarg auf dem Friedhof des schweizerischen Dorfes Corsier-sur-Vevey. Schnell war es getan, der Sarg entwendet, die hinterbliebene Witwe erpresst und die Verfolgungsjagd durch die Polizei im vollen Gange. Die Kommunikation lief über diverse Telefonzellen in Lausanne. Aus strategischen Gründen hielten Witwe, Anwaltschaft und Polizei die Kommunikation mit dem Täter aufrecht, um die Telefonate zu orten, bzw. um schließlich durch eine Komplettüberwachung der mehr als 200 Telefonzellen Lausannes des Entführers habhaft zu werden. Das ist ihnen gelungen. Statt der geforderten 600.000 Dollar, hat sich Galtscho Ganev viereinhalb Jahre Gefängnis eingehandelt. Chaplin ruht nun wieder auf seinem alten Friedhof, seit jenem Vorfall allerdings beschützt von einer Betonhaube. Sicher ist sicher. (Interessierte können die Geschichte in ihrer Gänze hier nachlesen: Die Entführung des Sarges von Charlie Chaplin.)