Studie: Wie unterscheiden sich Männer von Frauen?
In Beziehungsdingen verhalten wir uns Beobachtungen zufolge recht unterschiedlich. Mit „uns“ sind die Geschlechter im Vergleich gemeint. Die Damenwelt hat einen Hang zur zwischenmenschlichen Überanalyse, die Männerwelt hält sich oft streng an Fakten. Frauen sind sensibel und nehmen viel persönlich, Männer sind pragmatisch und entscheiden rational. Die Liste der geschlechterspezifischen Vorurteile geht ewig weiter.
Wir wachsen in einer Welt voller Stereotypen auf. Von klein auf wird uns eingetrichtert, Mädchen und Jungs seien so verschieden, wie Cola und Fanta im Geschmack. Viele Vorurteile haben sich bis heute durchgesetzt. Dass ein Hang zu Sensibilität beim weiblichen Geschlecht und Rationalität und Pragmatismus beim männlichen natürlich nicht auf alle zutrifft, ist nichts Neues. Auch die Wissenschaft, in Form von Genderforschung, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Frage, wieso Männlein und Weiblein nur so verschieden sind. Die Neurowissenschaften konzentrieren sich hierbei auf biologische Abläufe.
Emotionen gleich Typisch Frau? Falsch!
Wissenschaftler der Rosalind Franklin University of Medicine and Science haben jetzt ein hartnäckiges Vorurteil widerlegt. Frauen sind laut den Forschern nicht aufgrund ihres Gehirns emotionaler. Die Gruppe der Neurowissenschaftler, unter der Leitung von Dr. Lise Eliot, untersuchten 6.000 gesunde Probanden. Mithilfe von MRT-Aufnahmen vermissten sie die Größe der Hippocampi beider Geschlechter und verglichen deren Größe. Der Hippocampus, benannt nach dessen Form, die einem Seepferdchen ähnelt, ist ein Bestandteil des Gehirns und neben den Emotionen hauptsächlich für das Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis zuständig. Das Ergebnis: Es besteht kaum ein Unterschied. Dr. Eliot sagt hierzu:
„Sex differences in the brain are irresistible to those looking to explain stereotypic differences between men and women. They often make a big splash, in spite of being based on small samples. But as we explore multiple datasets and are able to coalesce very large samples of males and females, we find these differences often disappear or are trivial. Many people believe there is such a thing as a ‚male brain‘ and a ‚female brain.‘ But when you look beyond the popularized studies—at collections of all the data—you often find that the differences are minimal.“
Laut der Neurowissenschaftlerin bestünde die bisherige Annahme, das Volumen des Hippocampus im weiblichen Gehirn sei größer ausgeprägt – und Frauen somit sensibler, näher am Wasser gebaut und gefühlsdusseliger. Mit ihrer Studie liefert sie eine wichtige Erkenntnis in der Genderdebatte: Verhaltensweisen können nicht mehr grundsätzlich auf die menschliche Anatomie zurück geführt werden. Somit kann man sagen: Geschlecht ist tatsächlich ein soziales Konstrukt.
Beitragsbild: Flickr Leo Hidalgo, CC unter 2.0