Nichts was uns passiert

„Nichts, was uns passiert“: Ein wichtiger Film über sexualisierte Gewalt

Anna wird nach einer Party von ihrem Bekannten Jonas vergewaltigt. Anna ist traumatisiert, erinnert sich an ihr „Nein“ – Jonas hingegen an einvernehmlichen Sex. Der ARD-Film „Nichts, was uns passiert“, der ab 23. Februar 2023 in der Mediathek des Senders verfügbar ist, weitet den Blick für das gesellschaftliche Phänomen der sexualisierten Gewalt und sensibilisiert für seine strukturellen Zwischentöne.

Triggerwarnung: Der folgende Beitrag thematisiert sexuelle Gewalt sowie deren Folgen für die Betroffenen.

Disclaimer: Der Beitrag basiert auf der Wahrnehmung unserer Autorin und enthält dementsprechend subjektive Standpunkte.

„Du musst dich für nichts schämen. Das, was dir passiert ist, sagt nichts darüber aus, wer du bist.“ Das würde Annas Mutter sagen und sie dann in den Arm nehmen, nachdem Anna ihr erzählt hat, dass sie vergewaltigt wurde. In Annas „Spielwelt“, in der sie sich Szenarien ausmalen kann, würde es genau so ablaufen. Anna lächelt und blickt dann traurig in die Leere. In der realen Welt kann sie ihrer Mutter nicht erzählen, was passiert ist – denn sie würde ihr nicht glauben. 

Ein Jahr vorher

Es ist Sommer: WM, gutes Wetter, Studipartys in der ganzen Stadt. Die 27-jährige Anna (Emma Drogunova) will Dolmetscherin werden und jobbt nach ihrem Studium in einer Kneipe. Über ihren besten Freund Hannes (Lamin Leroy Gibba) lernt sie den 28-jährigen Jonas (Gustav Schmidt) kennen. Jonas promoviert und hat sich gerade von seiner Ex getrennt, mit der er sieben Jahre lang in einer Beziehung war.  

Aus der anfänglichen Skepsis wird Sympathie, Jonas mansplaint Anna ein bisschen ihre Lieblingsautor*innen, die beiden verbringen Bibliothekszigarettenpausen und schließlich auch eine Nacht zusammen. Der Sex ist einvernehmlich, allerdings will Jonas Anna keine falschen Hoffnungen machen und beendet die Affäre, bevor sie überhaupt angefangen hat. Nach dem unspektakulären One-Night-Stand gehen die beiden getrennte Wege.  

Kurze Zeit später sehen sie sich auf Hannes’ Geburtstagsparty wieder. Anna betrinkt sich und wird nach der Party von Jonas vergewaltigt. Anna ist traumatisiert, erinnert sich an ihr „Nein“, Jonas hingegen an einvernehmlichen Sex. Die erste Person, der sich Anna anvertraut, ist ihre Schwester Daria (Katja Hutko). Daria ermutigt sie dazu, Anzeige zu erstatten. Der Vergewaltigungsvorwurf verbreitet sich kurz darauf wie ein Lauffeuer und Annas Freund*innen müssen Stellung beziehen.

Anna ist traumatisiert und fühlt sich nicht verstanden – Jonas fühlt sich gebrandmarkt und stigmatisiert, der Vorwurf ruiniere sein Leben. Annas und Jonas’ Glaubwürdigkeit stehen auf dem Prüfstand. Die Podcasterin Kelly (Shari Asha Crosson) macht es sich zur Aufgabe, die Ereignisse und die Haltungen rund um den Fall zu recherchieren und die Folgen für Anna, Jonas und deren Umfeld zu ergründen.