Christian, 25, macht seine Oma zum Instagram-Star

„Die Oma wartet jetzt schon wieder auf mich, weil wir später noch zusammen einkaufen gehen“, erzählt Christian Krömer lachend zu Beginn unseres Gesprächs. Christian studiert in Nürnberg Business Administration, arbeitet und betreibt einen Instagram-Kanal. Auf diesem postet er Bilder von seiner 91-jährigen Oma Lissi wie sie erzählt, kocht und die Beiden zusammen Spaß haben.

„Ich habe gelernt, meine Oma mehr wertzuschätzen“

„Ich hatte schon immer ein gutes Verhältnis zu meiner Oma“ erzählt er. Als Kind war er oft zum Essen bei seiner Oma, ist nach der Schule zu ihr gegangen. Nach dem Tod seines Großvaters hat sich die Beziehung noch einmal intensiviert. „Mir sind so viele Dinge eingefallen, die ich meinen Opa gerne noch gefragt hätte, die ich ihm gerne noch gesagt hätte“, sagt Christian. Viele Dinge, die auf der Trauerfeier erzählt wurden, habe er gar nicht gewusst. Er nahm sich vor, sich mehr für das Leben seiner Oma zu interessieren, um herauszufinden, wie ihr Leben so verlaufen ist, um bei ihr nicht an den gleichen Punkt zu kommen. „Ich bin ein ganz normaler Kerl“, erzählt er, „auch ich gehe gerne zum Sport oder nach der Arbeit feiern, aber ich habe, vielleicht auch durch den frühen Verlust meines Opas gelernt, die Zeit mit meiner Oma mehr wertzuschätzen und nach der Arbeit dann doch mal lieber zu ihr zu fahren und die Zeit mit ihr zu verbringen.“

„Meine Oma hat einen sehr trockenen Humor“

„Meine Oma hat einen sehr trockenen, direkten Humor“, meint Christian. Die lustigen Situationen mit Oma Lisbeth zeichnet er auf und schickt die Videos an Familie und Freunde. Um die Schnipsel aus dem gemeinsamen Alltag mit mehr Menschen zu teilen, erstellt er einen Instagram-Account mit den Bildern seiner Oma. Christian lädt jeden Tag neue Videos hoch und bemerkt, dass immer mehr Leute der Seite folgen. Mittlerweile hat die Seite knapp 19,000 Follower. „Wir fanden es so spannend zu sehen, wie viele Leute unsere Bilder glücklich machen, wie viele Menschen sich dadurch ermutigt fühlen, selbst mehr Zeit mit ihren Großeltern zu verbringen“, sagt er. Die Nachrichten von Menschen, die erzählen, welche Erinnerungen und Inspirationen Ihnen bei der Geschichte von Christian und Lisbeth einfallen, geben dem „Team Lisbeth“ die Motivation, weiterzumachen.

„Oma kocht am Besten“

Das neuste Projekt der Beiden ist ein „Gute-Laune-Kochbuch„, das sie gemeinsam mit der Autorin Michelle Schrenk geschrieben haben. „Immer wenn ich bei Oma bin, gibt es natürlich etwas zu Essen“, erzählt Christian. Und bei Oma schmeckt es einfach immer am Besten. Er stellt die Bilder von dem gemeinsamen Essen in die Stories von ihrem Instagram-Account. „Die Leute haben dann angefangen, selbst bei den einfachsten Gerichten wie Pfannkuchen nach dem Rezept zu fragen“. Um die Nachfragen zu beantworten, bündelt Christian die Rezepte seiner Oma und erstellt ein Kochbuch. Für ihn ist es auch schön, die Rezepte aufgeschrieben zu haben und sein ganzes Leben darauf zurückgreifen zu können. „Wie oft hat man schon gehört, dass die Oma ein Gericht am Besten gemacht hat, nur man selbst hat vergessen, nachzufragen, wie sie es genau zubereitet hat? Und irgendwann ist es dann zu spät, noch danach zu fragen.“ Deswegen hat er das Buch gemacht, eine persönliche Auswahl von den Rezepten seiner Oma. Und was schmeckt ihm bei Oma Lisbeth am Besten? „Ich kann jedem ihren Braten mit verschiedenen Klößen empfehlen“, grinst Christian. Aus dem anfänglichen Spaß-Kanal ist mittlerweile eine Art Unternehmen geworden. Neben dem Kochbuch verkaufen die beiden Klamotten mit Aufdrucken, deren Erlös in soziale Projekte fließt. „Das Faible für Klamotten hab ich schon immer gehabt“, meint Christian. Gemeinsam mit einem Freund gestaltet er Klamotten mit verschiedenen Sprüchen von Oma Lisbeth, zum Beispiel „immer nur Blödsinn im Kopf“ oder „mir doch woschd“. Davon gibt es Hoodies, Jogginghose und neuerdings auch Babystrampler. Pro verkauftem Artikel gehen 5 Euro an ein Mehrgenerationenhaus in ihrer Nähe. Christian versendet und verpackt die Shirts selbst, für ihn handelt es sich eher um ein Freizeitprojekt.

„Lieber fordert man seine Großeltern ein bisschen heraus, als dass man zu wenig mit ihnen unternimmt.“

„Lieber macht man ein bisschen zu viel, fragt lieber öfter nach und hinterfragt mehr, als zu wenig zu machen“, sagt Christian auf die Frage, wie man selbst seine Großeltern mehr in das eigene Leben integrieren kann. „Dieses Ärgern, das Blödsinn machen, das hält auch fit“, meint er. Außerdem sollten jüngere Leute nicht so schnell von ihren Großeltern genervt sein. Sich von den Eigenheiten inspirieren lassen, das ist Christians Ansatz. Und seine Oma? Was sagt Lisbeth zu all dem Trubel um ihre Person und all das Marketing? „Ich versuche, das Ganze so gut wie möglich von ihr fernzuhalten“, sagt Christian, „zumindest den stressigen Teil“. Den Medienrummel bekommt Sie hauptsächlich über Freunde und Bekannte mit, die sie darauf ansprechen. Der Rest interessiert Lisbeth auch nicht besonders, erzählt Christian, „wenn ich ihr sage, wie viele Follower wir haben, sagt sie nur, du mit deinem Schmarrn“. Sie freue sich über die Zeit, die ihr Enkel mit ihr verbringt oder über die Karten, die sie von ihren „Folloa“ zu Ihrem Geburtstag bekommt. Deswegen sieht sie sich aber nicht als Star.

Wenn Oma Lisbeth nach ihrem Geheimnis gefragt wird, wie man mit 91 noch so fit sein kann, sagt sie – das liegt an den Enkeln. Die halten sie auf Trab. Darauf ist Christian stolz.

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Bildquelle: Team Lisbeth