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Menschen bewerten mit einer App: Ein neuer Grad der Perversion

Wenn das Internet noch eine Sache braucht, dann ist es in Zeiten von Cyber-Mobbing doch eine App, die es ermöglicht, Menschen in seinem mehr oder weniger näheren Umfeld, zu beurteilen. Oder auch zu verurteilen. Nur mit Hilfe einer Handynummer. Öffentlich, für immer.

Hurra! Diese „Positivity-App“ soll es doch tatsächlich ab November offiziell geben. Den einfallsreichen Namen „Peeple“ trägt sie und ist laut den Gründerinnen Nicole McCullough und Julia Cordray das „Yelp for people“. Jetzt kann man also nicht nur Restaurants, Hotels oder Filme beurteilen, sondern auch den Nachbarn von nebenan, Kollegen oder die Ex. Auf einer Skala von eins bis fünf Sternen kann man alle Leute, deren Handynummer man besitzt und ohne dessen Einwilligung, in den Kategorien „personal, professional or romantic“ bewerten. Eine Kommentarfunktion gibt es ebenso.

 

App unterstützt „das Gute im Menschen“

 

Auch John Oliver findet: „That sounds absolutely awful“ und nimmt die App in seiner Show „Last Week Tonight“ ordentlich auf den Arm. Es sei diese Art von Bullshit-Mashup, die das Silicon Valley liebe. Snapchat für Musik, Skype für Sandwiches oder Tinder für Gänse, vergleicht er. Von so viel negativer Kritik oder dem Shitstorm auf Twitter lassen sich die Gründerinnen aber nicht unterkriegen. Sie glauben an „das Gute im Menschen“ und sehen in der App keinen Grund zur Besorgnis. Laut einer der Gründerinnen handelt es sich nicht um eine Mobbing-Webseite, sondern um eine App, die lediglich das Beste aus den Menschen hervorbringe. Die Erfinderinnen sehen darin eine Möglichkeit, den Menschen zu beweisen, dass die Welt vorwiegend gut sei und voller Menschen, die einen absolut lieben und aufbauen wollen. Ob sie das tatsächlich glaubt oder uns alle nur glauben lassen will, wird ihr Geheimnis bleiben. So muss man zumindest von einer etwas blauäugigen Sicht auf das Internet ausgehen.

Um Bewertungen schreiben zu können, muss der User mindestens 21 Jahre alt sein und seit wenigstens sechs Monaten über einen Facebook-Account verfügen. So wird laut „Peeple“ gewährleistet, dass die Bewertungen nicht fälschlich oder anonym sind. Ein Extra der App: Bei einem zwei oder weniger Sterne-Rating wird der Beitrag zunächst für 48 Stunden in eine Warteschleife verschoben, sodass die zwei Parteien intern darüber diskutieren können. Erfolgt keine Einigung, so wird die Bewertung zwar trotzdem veröffentlicht, der Empfänger kann aber einen Kommentar hinzufügen.

 

Gründerin will Facebook-Kritik am Projekt blocken

 

Ad absurdum führt das Projekt nun auch noch Mit-Gründerin Julia Cordray: So fragte sie auf Facebook nach Rat, wie man das Posten von Kommentaren auf einer Firmen-Facebookseite verhindern könne. Bizarr. Hintergrund war natürlich der längst wirbelnde Shitstorm gegen „Peeple“. Das ist ja, als würde der Airbnb-Chef das Schlafen in fremden Betten nicht mögen, so John Oliver dazu. Sollte „Peeple“ nun tatsächlich Realtität werden, wäre ein ganz neues Maß in Sachen Soziale Netzwerke erreicht. Denn von der Idee, Privat-Personen – auch negativ – bewerten zu können, schreckten bislang trotz aller Profitgier alle Social-Media-Giganten zurück. Ein neuer Grad an Perversion im Internet wäre erreicht.

Anmerkung: Aus noch unbekannten Gründen ist die Webseite der App, derzeit nicht (mehr) erreichbar. Spekulationen gehen sogar so weit, dass die ganze Sache nur ein PR-Gag gewesen sein könnte. Wir bleiben dran!

 

https://youtube.com/watch?v=TnZa18F8QW4

 

Bildquelle: FaceMePLS by CC 2.0

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