Penisgröße, Erektionsstörungen und Pflege: So bleibt dein bestes Stück fit

Im Interview mit dem SZ-Magazin erläutert der Urologe Dr. Frank Sommer, wie Männer ihre Potenz schützen können und warum die richtige Pflege der Geschlechtsteile wichtig ist. Er stellt klar, dass Mythen über das männliche Geschlechtsorgan oder die Penisgröße meist haltlos sind.

Von wegen: An der Nase eines Mannes erkennt man seinen Johannes. Laut Dr. Sommer könne man vom Riechorgan nicht auf die Penisgröße schließen. Es sei möglich, dass eine Korrelation zwischen der Länge von Zeige- und Ringfinger und der Penisgröße bestehe. Wenn die beiden Finger ungefähr gleich lang oder der Ringfinger länger als der Zeigefinger sei, deute das darauf hin, dass der Mann als Embryo viel Testosteron erhalten habe, was für das Peniswachstum von Bedeutung ist. Dies ist jedoch lediglich eine Tendenz, da hauptsächlich die Gene die Größe des Penis bestimmen. Alle anderen Mythen, wie die Penisgröße anhand von Nase, Füßen oder Händen zu erkennen, seien dem Urologen zufolge definitiv falsch.

Mythen und Realität

Dr. Sommer erklärt, dass der durchschnittliche Penis in Europa im erigierten Zustand zwischen 12,4 und 15 Zentimeter groß ist, was völlig ausreichend sei. Nur ein Prozent der Frauen bevorzuge außergewöhnlich große Penisse. Weiter unterscheidet er zwischen Fleisch- und Blutpenis: Ein Fleischpenis ist im schlaffen Zustand bereits größer, während ein Blutpenis bei der Erektion stark an Größe zunimmt.

Viele Männer sind auf die Größe ihres Penis fixiert, weil sie sexuelle Kraft und Männlichkeit symbolisiere, so Sommer. Dies ist historisch gewachsen, wie man an Abbildungen des Fruchtbarkeitsgottes Priapos aus der griechischen Mythologie sehe.

Einfluss von Kleidung und Fahrradsätteln

Zu enge Unterhosen können in seltenen Fällen die Fruchtbarkeit beeinflussen, jedoch nicht impotent machen. Der richtige Fahrradsattel ist jedoch entscheidend für die Potenz. Der Sattel muss horizontal und auf die Sitzbeinhöcker des Fahrers abgestimmt sein. Gel-Sättel und Sättel mit Löchern können problematisch sein, da sie auf Nerven und Gefäße drücken könnten.

Erektionen und Pflege

Die morgendliche Erektion, auch „Morgenlatte“ genannt, ist ein wichtiges Zeichen für die Gesundheit des Penis. Sie dient als Training, damit der Penis auch ohne Knochen funktioniere. Dr. Sommer erklärt, dass Männer ihre Geschlechtsteile täglich waschen sollten, vorzugsweise nur mit Wasser oder pH-neutralen Waschlotionen.

Es ist wichtig, den Penis regelmäßig auf Veränderungen zu inspizieren und bei Schmerzen oder Auffälligkeiten einen Arzt aufzusuchen. Besonders junge Männer sollten regelmäßig ihre Hoden auf Knoten abtasten, da Hodenkrebs bei Männern zwischen 20 und 40 Jahren häufig vorkommt.

Erektionsstörungen und ihre Ursachen

Die häufigsten Gründe für einen Besuch beim Urologen sind Erektionsstörungen, Geschlechtskrankheiten und Peniskrebs. Erektionsstörungen sind meist körperlich bedingt, etwa durch Gewebsveränderungen oder Probleme mit den Blutgefäßen. Dr. Sommer betont, dass der Penis als Antenne des Herzens fungiere: Gefäßbedingte Erektionsstörungen könnten auf zukünftige Herzprobleme hinweisen.

Ein gut trainierter Beckenboden kann die Potenzmuskulatur stärken und somit die Erektion verbessern. Dr. Sommer bietet auf seiner Homepage Übungen zur Stärkung dieser Muskulatur an.

Ernährung und mechanische Hilfsmittel

Eine gesunde Ernährung spielt eine wichtige Rolle für die Penisgesundheit. Lebensmittel wie Haferflocken, Brokkoli und Wassermelonen können die Testosteronproduktion fördern und die Gefäßgesundheit verbessern.

Mechanische Hilfsmittel wie Viagra oder Penispumpen sollten nur temporär bei Stress verwendet werden. Bei länger anhaltenden Erektionsproblemen soll unbedingt ein Arzt konsultiert werden, um die Ursache abzuklären und gezielt zu behandeln.

Penis gut, alles gut

Dr. Sommer rät Männern, sich um ihre Penisgesundheit zu kümmern und bei Problemen frühzeitig ärztlichen Rat zu suchen. Erektionsstörungen und andere Probleme können oft erfolgreich behandelt werden, wenn sie frühzeitig erkannt würden. Männer sollten keine Scham empfinden, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, denn für Urologen ist dies Alltag.

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Bild: Dainis Graveris via Pexels; CC0-Lizenz