Eine Idee Liebe: Wann Liebe auf den ersten Blick zum Problem wird
Die romantische Liebe ist zum zentralen Motiv unserer Paarbeziehungen geworden. Dass sie der Kitt zweier Menschenleben ist, ist dabei eine noch recht junge Erfindung. Seitdem hat sich viel getan. In dieser Kolumne beschäftigen sich unsere zwei Autorinnen Lena und Rahel mit dem Ursprung der romantischen Liebe. Wo kommt sie her, wo will sie hin? Ist die Liebe zwischen Swipe links und Swipe rechts nur noch ein Produkt der Liebesökonomie?
Manchmal genügt eine Bewegung, ein schiefer Blick, eine lustige Bemerkung und bam, schon hat es Zoom gemacht. Die blauen Augen werden zur optischen Täuschung, in die man fällt und nie wieder hinausgelangt. Du weißt nicht, was gerade passiert ist, aber auf einmal wirkt das Gras grüner, die Luft frischer. Du bist schockverliebt.
Tagsüber versinkst du in wilden Tagträumereien, und immer hältst du Ausschau nach eben diesen blauen Augen. Die Welt wirkt verwandelt, das Zentrum ist nunmehr ein anderes. Das klingt dir zu polemisch? Dann ist dir vielleicht noch nie die Liebe auf den ersten Blick widerfahren. Doch für Betroffene fühlt es sich genauso an. Tatsächlich hat jeder dritte Mann und jede fünfte Frau das Auf und Ab der Gefühle schon einmal erlebt, das zumindest geht aus der ElitePartner Studie 2018 hervor. Doch, was steckt eigentlich hinter dem Phänomen? Und kann die Liebe auf den ersten Blick zum Problem werden?
30 Sekunden für ein Halleluja
Mit Liebe hat die anfängliche Anziehungskraft jedoch wenig gemein. Denn während Liebe sich allmählich aufbaut, kann die sogenannte `attraction` urplötzlich und aus heiterem Himmel auftauchen. Das Wort Liebe wird in diesem Zusammenhang also etwas irrtümlich gebraucht. Vielmehr handelt es sich um eine Anziehung auf den ersten Blick und die gibt es definitiv. Laut Forschung braucht der Mensch nicht länger als 30 Sekunden, um sein Gegenüber grob einzuordnen. Das Urteil Ja oder Nein, Top oder Flop ist schnell gefällt. Natürlich kann sich das im Laufe der Zeit ändern. Etwa dann, wenn die Person auf den ersten Blick zwar attraktiv, auf den Zweiten jedoch unsympathisch wirkt, oder auf den ersten Blick noch nichts erahnen lässt, sich aber nach und nach etwas entwickelt á la Tausend und eine Nacht.
Wann Liebe auf den ersten Blick zum Problem wird
Manche sind eher anfällig für die Liebe auf den ersten Blick und stürzen sich Hals über Kopf ins Abenteuer. Während die anderen gemächlich unterwegs sind: sie lassen sich von der anfänglichen Anziehung nicht täuschen, sondern gehen es dagegen langsam an. Ersteren sind diejenigen mit den Schmetterlingen im Bauch und der rosaroten Brille. Ohne Zweifel, ein einmaliges Erlebnis, das es allein um seiner selbst willen zu erleben lohnt. Diese Gruppe ist durch ihr überstürzendes Verhalten jedoch auch anfälliger dafür, enttäuscht zu werden. Sie projizieren übereilt all ihre Wünsche und Sehnsüchte in ihr noch völlig unbekanntes Gegenüber. Unterschiede werden zunächst ausgeblendet und ist die rosarote Brille erst einmal abgesetzt, dann erst entscheidet sich, was die Liebenden tatsächlich zusammenhält. Die Paartherapeutin Esther Perel hat das folgendermaßen beschrieben:
„There are lot`s of people you can love, and there`s only a few you can make a life with and they`re not always the same.“
Esther Perel
Spannende und packende Liebesgeschichten wie wir sie aus Filmen kennen, können wir mit vielen Menschen erleben, weil wir dazu eben nicht unbedingt Gemeinsamkeiten brauchen. Weil eben gerade die Unterschiede und der daraus resultierende Konflikt erst die elektrisierende Spannung erzeugen. Gleichzeitig gibt es jedoch nur wenige, mit denen man tatsächlich ein Leben führen kann und nicht immer umfassen beide Aspekte dieselbe Person. Zum Problem kann der Hang zur Schwärmerei dann werden, wenn es innerhalb einer Beziehung passiert.