WTF: Piers Morgan spricht vom „entmannten Bond“, weil dieser sein Kind im Babytuch trägt
Langsam – sehr langsam – aber sicher, werden Väter auch gesellschaftlich als Väter anerkannt. Viele gehen in der Vaterrolle auf und wollen ihren Partnerinnen und Müttern ihrer Kinder unter die Arme greifen. Laut Angaben des Statistischen Bundesamts nehmen immer mehr Männer Elternzeit – wenn auch immer noch um einiges kürzer als Frauen das tun. Nichtsdestotrotz ist es eine schöne Entwicklung, dass das Engagement und die Unterstützung wächst. Nicht jedoch bei Piers Morgan. Der britische Moderator und Autor, der durch seine große Klappe, bizarre TV-Auftritte und seine Freundschaft mit Donald Trump bekannt ist, machte sich per Twitter über folgendes Bild lustig:
Oh 007.. not you as well?!!! #papoose #emasculatedBond pic.twitter.com/cqWiCRCFt3
— Piers Morgan (@piersmorgan) 15. Oktober 2018
Auf dem Bild ist Daniel Craig – James Bond, nebenbei bemerkt – mit einer Babytrage zu sehen. Und aus irgendeinem Grund hielt es Morgan für nötig, das mit den Worten „Oh 007 .. nicht du auch noch?!!“ zu kommentieren. Die Hashtags bedeuten so viel wie #Babytragetuch und #entmannterBond. Nachdem der Moderator für seine Kommentare direkt zerrissen wurde, versuchte er noch etwas zu retten, und verschlimmerte die Situation nur noch mit den Worten:
He’s not carrying it, that’s my point. He’s using an emasculating papoose.
James Bond would never use a papoose to carry his babies. https://t.co/6aZZSFUEjy— Piers Morgan (@piersmorgan) 15. Oktober 2018
Abgesehen davon, dass das Bild Daniel Craig darstellt und James Bond eine fiktive Figur ist, sind die meisten Männer und Frauen der Meinung, dass Bond sehr wohl sein (fiktives) Baby in einem Tuch tragen würde, und sehen keinen Grund, warum ein Babytuch einen Vater „entmannen“ würde. Vor allem stellt sich aber die Frage: Wie fragil muss jemandes Maskulinität sein, um sich über das Vater-Dasein von anderen Männern lustig zu machen? In vielen Bereichen sind Rollen immer noch klar auf Männer und Frauen aufgeteilt. Aber inzwischen sollte es klar sein, dass das eben für einige Menschen keine Rolle mehr spielt. Vielleicht ist es auch genau die Reaktion, die sich Morgan erhofft hatte, denn immerhin ist schlechte PR immer noch PR, und der gute Mann hat sich eine ganze Karriere darauf aufgebaut, Blödsinn zu reden. Und mit dem Tweet legte er ein Problem offen, das schon seit langem durch die Gegend geistert – die Debatte darüber, was die Gesellschaft unter Männlichkeit versteht. Erst vor kurzem sorgte Wiz Khalifa in einem Interview, in dem er behauptete, heterosexuelle Männer sollten keine Bananen essen, für schräge Blicke und hochgezogene Augenbrauen.
Reaktionen von Vätern und Nicht-Vätern
In den sozialen Medien findet Daniel Craig viel Zuspruch von anderen Vätern, die infolgedessen Bilder von sich selbst im Babytuch posten, um Männern wie Wiz Khalifa und Piers Morgan zu zeigen, dass an Vätern, Babytüchern und Bananen rein gar nichts unmännlich ist. Ganz im Gegenteil – es ist sogar eher ziemlich attraktiv. Und selbst Chris Evans, Darsteller von Captain America, der wahrscheinlich klischeehaft männlichsten Rolle ever, hat Morgans Kommentar so sehr gejuckt, dass er ihn in einem Kommentar die Ohren lang zog.
Count me as a joyous member of Team #DadsSnuggleYourKids.
If other dads want to join in, I’m sure your photos will only make this a happier thread. (And no matter what @piersmorgan says, your ’nads won’t fall off.) pic.twitter.com/UhbA2wvwP2
— Justin Wolfers (@JustinWolfers) 15. Oktober 2018
You really have to be so uncertain of your own masculinity to concern yourself with how another man carries his child. Any man who wastes time quantifying masculinity is terrified on the inside. https://t.co/9jsHZ3WKRn
— Chris Evans (@ChrisEvans) 16. Oktober 2018