„Polite Catcalling“ auf TikTok: Wie nett kann Belästigung sein?

Warum Catcalling kein Witz ist

Auf Instagram findet man Seiten, auf denen Betroffene ihre Geschichten teilen. @catcallsofberlin ist eine davon. Mit der Intention, Passant*innen mit diesen Aussagen zu konfrontieren und zum Handeln zu ermutigen, schreibt man die Geschehnisse mit Kreide auf den Boden. Auffällig ist, dass vor allem Minderjährige davon berichten, was ihnen auf der Straße schon alles hinterhergerufen wurde. Zu lesen ist beispielsweise, dass einer 16-Jährigen „Genau so eine N*tte wie dich habe ich gesucht“ zugerufen wurde. 14-Jährige dürfen sich Kommentare über ihre „T*tten“ anhören. Auch als ich mich mit Freund*innen über das Thema unterhalten habe, ist uns aufgefallen, dass wir in unserer Schulzeit häufiger öffentlich belästigt wurden als mit über 20.

Rechtlicher Schutz

Problematisch ist die rechtliche Lage in Deutschland, denn diese bietet Betroffenen nicht besonders viel Schutz. Unter einigen Bedingungen können beleidigende Catcalls nach § 185 StGB als Straftat anerkannt werden. Muss man sich beispielsweise ein „Du dumme F*tze“ oder „Ich würde dich gerne für eine Nacht kaufen“ anhören, kann strafrechtlich dagegen vorgegangen werden. Hält es jedoch jemand für nötig, zu verkünden, dass er einem „die M*schi lecken“ will, wird er dafür wahrscheinlich nicht belangt.

Die undurchsichtige Rechtslage bringt Opfer in eine prekäre Situation. Das veranlasste Antonia Quell 2020 dazu, eine Petition ins Leben zu rufen. Diese soll bewirken, dass auch verbale Belästigung als Straftat gilt. Denn hierzulande ist die Voraussetzung dafür sexuell bestimmter Körperkontakt . Andere europäische Länder wie Frankreich, Portugal, Belgien und die Niederlande gehen mit gutem Beispiel voran und stuften Catcalling bereits als illegal ein.

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Bildquelle: Keira Burton via Pexels; CCO-Lizenz