Porno-Filme: Moderne Drogen mit Nebenwirkung
Pornos verändern sich – Menschen auch?
Natalie Purcell, Professorin an der University of California, die auf Gewalt, Trauma und allgemein Schmerz spezialisiert ist, untersuchte 100 der 250 am meist verkauften pornografischen Filme im Rahmen einer Studie. In fast allen fand sie aggressive sowie Missbrauchs- und Nötigungshandlungen. Ebenfalls konnte nachgewiesen werden, dass Pornos seit den 70ern immer aggressiver und demütigender wurden – meist auf Kosten der Frauen. In den Filmen reagierten sie entweder positiv oder neutral auf solche Handlungen, fast nie negativ. Aber was für eine Nachricht ist das für unser alltägliches Leben? Welche Normen und Standards setzt es speziell bei jungen Menschen?
„Ich habe einmal mit einem Mann gesprochen, der seine Sorgen über seine Leistung im Bett geteilt hat. Seine Frau würde nie wie in den Porno-Filmen schreien. Er fragte sich, was er falsch macht. Dann sagte er: Vielleicht sollte ich probieren sie zu strangulieren. Das wird sie wahrscheinlich mögen“, erzählt Ahlin. Dass es an ihm selbst und seinem Porno-Konsum liegen könnte, kam ihm nicht in den Sinn. Das Beispiel lässt sich leicht ausweiten und auf andere Menschen anwenden. Die Darstellung in der Pornografie kann speziell von Unerfahrenen als vermeintliche Norm interpretiert werden. Das erzeugt zum einen großen Druck, ähnliche Reaktionen bei dem / der Partner*in wie in entsprechenden Filmen gezeigt zu erzeugen, kann andererseits aber auch zu einer echten Gefahr werden, wie das obige Beispiel veranschaulicht. „Wenn wir etwas oft sehen, gewöhnen wir uns daran. Das ist einfache menschliche Psyche“ so Ahlin weiter.
Und nun?
Dr. Kornelius Roth ist überzeugt, dass Porno-Sucht geheilt werden kann. Mit Einschränkungen. „Pornosucht bleibt eine lebenslange Verwundung. Es gibt auch kein davonkommen ohne Rückfälle. Aber diese Rückfälle sind nicht so gravierend wie etwa bei Alkoholikern. Der Pornosüchtige muss die Rückfälle als Lernfeld begreifen und zum Beispiel gesunde Aktivitäten finden wie etwa im Chor singen, Sport treiben oder dergleichen.“ Natürlich müssen jetzt nicht alle 14 Millionen Deutschen zum / zur Therapeut*in rennen, nur weil sie Pornos konsumieren. Dennoch sollte sich jeder bewusst machen, was er oder sie da gerade eigentlich konsumiert – und was das mit ihm oder ihr auf kurze und lange Sicht als Menschen machen könnte.
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Bildquelle: Charles Deluvio auf Unsplash; CC0-Lizen